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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857.

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des Sommers einer festen und angestrengten Thätig¬
keit weihen. Ich nahm alle Geräthe und Werke mit,
welche ich zur Fortsezung meiner Arbeiten brauchte.
Freie Stunden, die nach genauer Zeiteintheilung
übrig blieben, wollte ich dann meinen Lieblingsdingen
widmen.

Ich kam in das Ahornwirthshaus, und bestellte
mir dahin auch die Leute, die ich verwenden wollte,
wenn sie sich nehmlich bereit erklärten, mir in ent¬
ferntere Theile der Gebirge zu folgen, wohin mich
heuer meine Arbeiten führen würden. Der alte Kaspar
wollte mit gehen, zwei andere auch, und so hatte ich
genug. Ich erkundigte mich nach meinem Zitherspiel¬
lehrer, er war fort, und so gut wie verschollen. Kein
Mensch wußte etwas von ihm. Ich ging in das Roth¬
moor, um nachzusehen, wie weit die Marmorarbeiten
gediehen waren. Sie wurden heuer fertig, und ich
konnte sie im Herbste nach Hause bringen lassen. Da
das geschehen war, verließ ich für diesen Sommer
das Ahornwirthshaus, in welchem ich nun so lange
gewohnt hatte, um mich in die Bergabtheilung zu be¬
geben, die ich durchforschen wollte. Ich ging mit
einem wehmüthigen Gefühle von dem Hause fort.

An einer Stelle, wo das Gebirge weit verzweigt

des Sommers einer feſten und angeſtrengten Thätig¬
keit weihen. Ich nahm alle Geräthe und Werke mit,
welche ich zur Fortſezung meiner Arbeiten brauchte.
Freie Stunden, die nach genauer Zeiteintheilung
übrig blieben, wollte ich dann meinen Lieblingsdingen
widmen.

Ich kam in das Ahornwirthshaus, und beſtellte
mir dahin auch die Leute, die ich verwenden wollte,
wenn ſie ſich nehmlich bereit erklärten, mir in ent¬
ferntere Theile der Gebirge zu folgen, wohin mich
heuer meine Arbeiten führen würden. Der alte Kaspar
wollte mit gehen, zwei andere auch, und ſo hatte ich
genug. Ich erkundigte mich nach meinem Zitherſpiel¬
lehrer, er war fort, und ſo gut wie verſchollen. Kein
Menſch wußte etwas von ihm. Ich ging in das Roth¬
moor, um nachzuſehen, wie weit die Marmorarbeiten
gediehen waren. Sie wurden heuer fertig, und ich
konnte ſie im Herbſte nach Hauſe bringen laſſen. Da
das geſchehen war, verließ ich für dieſen Sommer
das Ahornwirthshaus, in welchem ich nun ſo lange
gewohnt hatte, um mich in die Bergabtheilung zu be¬
geben, die ich durchforſchen wollte. Ich ging mit
einem wehmüthigen Gefühle von dem Hauſe fort.

An einer Stelle, wo das Gebirge weit verzweigt

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[281/0295] des Sommers einer feſten und angeſtrengten Thätig¬ keit weihen. Ich nahm alle Geräthe und Werke mit, welche ich zur Fortſezung meiner Arbeiten brauchte. Freie Stunden, die nach genauer Zeiteintheilung übrig blieben, wollte ich dann meinen Lieblingsdingen widmen. Ich kam in das Ahornwirthshaus, und beſtellte mir dahin auch die Leute, die ich verwenden wollte, wenn ſie ſich nehmlich bereit erklärten, mir in ent¬ ferntere Theile der Gebirge zu folgen, wohin mich heuer meine Arbeiten führen würden. Der alte Kaspar wollte mit gehen, zwei andere auch, und ſo hatte ich genug. Ich erkundigte mich nach meinem Zitherſpiel¬ lehrer, er war fort, und ſo gut wie verſchollen. Kein Menſch wußte etwas von ihm. Ich ging in das Roth¬ moor, um nachzuſehen, wie weit die Marmorarbeiten gediehen waren. Sie wurden heuer fertig, und ich konnte ſie im Herbſte nach Hauſe bringen laſſen. Da das geſchehen war, verließ ich für dieſen Sommer das Ahornwirthshaus, in welchem ich nun ſo lange gewohnt hatte, um mich in die Bergabtheilung zu be¬ geben, die ich durchforſchen wollte. Ich ging mit einem wehmüthigen Gefühle von dem Hauſe fort. An einer Stelle, wo das Gebirge weit verzweigt

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer02_1857/295>, abgerufen am 19.05.2024.