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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857.

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Steine wieder verschlossen hatte, und da wir uns aus
diesem Zimmer entfernten, "könnt ihr in euren Besiz
bringen. Wenn ihr Sinn und tiefe Liebe für diesel¬
ben habet, so werdet ihr sie nach unserem Tode in
einer von mir gemachten und, wie ich glaube, gerech¬
ten Theilung empfangen. Sterbe ich vor eurer Mut¬
ter, so bleiben sie als Denkmal unseres friedlichen
Hauses in der Lage, in der sie jezt sind, und sie wer¬
den euch erst eingehändigt, wenn mir auch die Mutter
gefolgt ist. Will Klotilde dir ihren Antheil abtreten,
so ist die Summe schon bestimmt, welche du ihr dafür
geben mußt, und so auch umgekehrt. Ist bei beiden
nach unserm Absterben eine solche Liebe zu diesen Bil¬
dern und Steinen nicht vorhanden, daß ihr sie un¬
zersplittert bewahret, so ist schon bestimmt, daß auf
eure hierin eingeholte Erklärung dieselben gegen ein
Entgelt, das nicht unbillig ist, an einen Ort über¬
gehen, an welchem sie beisammen bleiben. Ich glaube
aber wohl, daß diese Neigung in unserm Hause fort¬
dauern werde."

Wir antworteten auf diese Rede nichts, weil sie
einen Gegenstand berührte, der, wie entfernt wir ihn
uns auch denken mußten, doch schmerzlich auf uns
einwirkte.

Steine wieder verſchloſſen hatte, und da wir uns aus
dieſem Zimmer entfernten, „könnt ihr in euren Beſiz
bringen. Wenn ihr Sinn und tiefe Liebe für dieſel¬
ben habet, ſo werdet ihr ſie nach unſerem Tode in
einer von mir gemachten und, wie ich glaube, gerech¬
ten Theilung empfangen. Sterbe ich vor eurer Mut¬
ter, ſo bleiben ſie als Denkmal unſeres friedlichen
Hauſes in der Lage, in der ſie jezt ſind, und ſie wer¬
den euch erſt eingehändigt, wenn mir auch die Mutter
gefolgt iſt. Will Klotilde dir ihren Antheil abtreten,
ſo iſt die Summe ſchon beſtimmt, welche du ihr dafür
geben mußt, und ſo auch umgekehrt. Iſt bei beiden
nach unſerm Abſterben eine ſolche Liebe zu dieſen Bil¬
dern und Steinen nicht vorhanden, daß ihr ſie un¬
zerſplittert bewahret, ſo iſt ſchon beſtimmt, daß auf
eure hierin eingeholte Erklärung dieſelben gegen ein
Entgelt, das nicht unbillig iſt, an einen Ort über¬
gehen, an welchem ſie beiſammen bleiben. Ich glaube
aber wohl, daß dieſe Neigung in unſerm Hauſe fort¬
dauern werde.“

Wir antworteten auf dieſe Rede nichts, weil ſie
einen Gegenſtand berührte, der, wie entfernt wir ihn
uns auch denken mußten, doch ſchmerzlich auf uns
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[250/0264] Steine wieder verſchloſſen hatte, und da wir uns aus dieſem Zimmer entfernten, „könnt ihr in euren Beſiz bringen. Wenn ihr Sinn und tiefe Liebe für dieſel¬ ben habet, ſo werdet ihr ſie nach unſerem Tode in einer von mir gemachten und, wie ich glaube, gerech¬ ten Theilung empfangen. Sterbe ich vor eurer Mut¬ ter, ſo bleiben ſie als Denkmal unſeres friedlichen Hauſes in der Lage, in der ſie jezt ſind, und ſie wer¬ den euch erſt eingehändigt, wenn mir auch die Mutter gefolgt iſt. Will Klotilde dir ihren Antheil abtreten, ſo iſt die Summe ſchon beſtimmt, welche du ihr dafür geben mußt, und ſo auch umgekehrt. Iſt bei beiden nach unſerm Abſterben eine ſolche Liebe zu dieſen Bil¬ dern und Steinen nicht vorhanden, daß ihr ſie un¬ zerſplittert bewahret, ſo iſt ſchon beſtimmt, daß auf eure hierin eingeholte Erklärung dieſelben gegen ein Entgelt, das nicht unbillig iſt, an einen Ort über¬ gehen, an welchem ſie beiſammen bleiben. Ich glaube aber wohl, daß dieſe Neigung in unſerm Hauſe fort¬ dauern werde.“ Wir antworteten auf dieſe Rede nichts, weil ſie einen Gegenſtand berührte, der, wie entfernt wir ihn uns auch denken mußten, doch ſchmerzlich auf uns einwirkte.

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857, S. 250. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer02_1857/264>, abgerufen am 23.11.2024.