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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857.

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waren. Er führte mich neuerdings zu dem Musik¬
geräthtische, zeigte mir noch einmal, warum er ihn
gerade an diesen Plaz gestellt habe, und fragte mich
wieder, ob ich mit der Wahl des Ortes einverstanden
sei. Mich wunderte Anfangs die Frage, da er sonst
nicht gewohnt war, mich in solchen Dingen zu Rathe
zu ziehen. Nach meiner Ansicht war der Tisch in dem
Alterthumszimmer an dem Fensterpfeiler in passender
Umgebung sehr gut gestellt, und zeigte seine Eigen¬
schaften in dem besten Lichte. Ich wiederholte daher
meine vollkommene Billigung des Plazes, die ich
schon vor meiner Abreise ausgesprochen hatte. Später
aber sah ich wohl recht deutlich, daß es nur die Freude
an diesem Stücke war, was den Vater zur Wieder¬
holung der Frage über die Zweckmäßigkeit des Plazes
und zum wiederholten Zurückkommen zu dem Tische
veranlaßt hatte. Das freudige Wesen, welches ich
bei meiner ersten Ankunft in seiner ganzen Gestalt
ausgedrückt gesehen zu haben glaubte, erschien mir
jezt auch noch über ihn verbreitet. Selbst die Mutter
und die Schwester schienen mir vergnügter zu sein
als in andern Zeiten -- ja mir war es, als liebten
mich alle mehr als sonst, so gut so freundlich so hin¬
gebend waren sie. Wie sehr dieses Gefühl, von den

waren. Er führte mich neuerdings zu dem Muſik¬
geräthtiſche, zeigte mir noch einmal, warum er ihn
gerade an dieſen Plaz geſtellt habe, und fragte mich
wieder, ob ich mit der Wahl des Ortes einverſtanden
ſei. Mich wunderte Anfangs die Frage, da er ſonſt
nicht gewohnt war, mich in ſolchen Dingen zu Rathe
zu ziehen. Nach meiner Anſicht war der Tiſch in dem
Alterthumszimmer an dem Fenſterpfeiler in paſſender
Umgebung ſehr gut geſtellt, und zeigte ſeine Eigen¬
ſchaften in dem beſten Lichte. Ich wiederholte daher
meine vollkommene Billigung des Plazes, die ich
ſchon vor meiner Abreiſe ausgeſprochen hatte. Später
aber ſah ich wohl recht deutlich, daß es nur die Freude
an dieſem Stücke war, was den Vater zur Wieder¬
holung der Frage über die Zweckmäßigkeit des Plazes
und zum wiederholten Zurückkommen zu dem Tiſche
veranlaßt hatte. Das freudige Weſen, welches ich
bei meiner erſten Ankunft in ſeiner ganzen Geſtalt
ausgedrückt geſehen zu haben glaubte, erſchien mir
jezt auch noch über ihn verbreitet. Selbſt die Mutter
und die Schweſter ſchienen mir vergnügter zu ſein
als in andern Zeiten — ja mir war es, als liebten
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[229/0243] waren. Er führte mich neuerdings zu dem Muſik¬ geräthtiſche, zeigte mir noch einmal, warum er ihn gerade an dieſen Plaz geſtellt habe, und fragte mich wieder, ob ich mit der Wahl des Ortes einverſtanden ſei. Mich wunderte Anfangs die Frage, da er ſonſt nicht gewohnt war, mich in ſolchen Dingen zu Rathe zu ziehen. Nach meiner Anſicht war der Tiſch in dem Alterthumszimmer an dem Fenſterpfeiler in paſſender Umgebung ſehr gut geſtellt, und zeigte ſeine Eigen¬ ſchaften in dem beſten Lichte. Ich wiederholte daher meine vollkommene Billigung des Plazes, die ich ſchon vor meiner Abreiſe ausgeſprochen hatte. Später aber ſah ich wohl recht deutlich, daß es nur die Freude an dieſem Stücke war, was den Vater zur Wieder¬ holung der Frage über die Zweckmäßigkeit des Plazes und zum wiederholten Zurückkommen zu dem Tiſche veranlaßt hatte. Das freudige Weſen, welches ich bei meiner erſten Ankunft in ſeiner ganzen Geſtalt ausgedrückt geſehen zu haben glaubte, erſchien mir jezt auch noch über ihn verbreitet. Selbſt die Mutter und die Schweſter ſchienen mir vergnügter zu ſein als in andern Zeiten — ja mir war es, als liebten mich alle mehr als ſonſt, ſo gut ſo freundlich ſo hin¬ gebend waren ſie. Wie ſehr dieſes Gefühl, von den

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer02_1857/243>, abgerufen am 25.11.2024.