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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857.

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größeren Habe gekommen, die mir durch eine Erb¬
schaft zugefallen war, und zeigte mich bereit, die
Summe zu erlegen, nur möchte ich mich über das
Herkommen des Standbildes noch näher unterrichten,
und mir die Gewißheit über das Recht verschaffen,
das mein Vormann bei so veränderter Sachlage über
das Bild habe. Meine Forschungen führten zu nichts
weiter, als daß das Bild seit vielen Menschenaltern
schon in dem Besize der Familie sei, von welcher ich
es habe, daß einmal Überreste eines alten Gebäudes
hier gewesen wären, daß man das Gebäude nach und
nach abgebrochen habe, daß man aus Wasserbecken
niederen Säulengittern und andern Dingen von
weißem Steine Kalk gebrannt, und daß man aus den
Resten des Gebäudes und mit dem Kalke Häuser in
den Umgebungen gebaut habe. Es seien mehrere
Standbilder bei den Trümmern gewesen und seien
verkauft worden. Für das weiße Mädchen mit dem
Stabe in der Hand habe man einmal einen Mantel
aus Holz gemacht, darüber ist ein Streit in Hinsicht
der Zahlung entstanden, und die Schrift, welche den
Großvater des jezigen Besizers zur Zahlung verur¬
theilte, ist mir in dem Amte zur Einsicht und beglau¬
bigten Abschrift gewiesen worden. Nachdem ich mir

größeren Habe gekommen, die mir durch eine Erb¬
ſchaft zugefallen war, und zeigte mich bereit, die
Summe zu erlegen, nur möchte ich mich über das
Herkommen des Standbildes noch näher unterrichten,
und mir die Gewißheit über das Recht verſchaffen,
das mein Vormann bei ſo veränderter Sachlage über
das Bild habe. Meine Forſchungen führten zu nichts
weiter, als daß das Bild ſeit vielen Menſchenaltern
ſchon in dem Beſize der Familie ſei, von welcher ich
es habe, daß einmal Überreſte eines alten Gebäudes
hier geweſen wären, daß man das Gebäude nach und
nach abgebrochen habe, daß man aus Waſſerbecken
niederen Säulengittern und andern Dingen von
weißem Steine Kalk gebrannt, und daß man aus den
Reſten des Gebäudes und mit dem Kalke Häuſer in
den Umgebungen gebaut habe. Es ſeien mehrere
Standbilder bei den Trümmern geweſen und ſeien
verkauft worden. Für das weiße Mädchen mit dem
Stabe in der Hand habe man einmal einen Mantel
aus Holz gemacht, darüber iſt ein Streit in Hinſicht
der Zahlung entſtanden, und die Schrift, welche den
Großvater des jezigen Beſizers zur Zahlung verur¬
theilte, iſt mir in dem Amte zur Einſicht und beglau¬
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[121/0135] größeren Habe gekommen, die mir durch eine Erb¬ ſchaft zugefallen war, und zeigte mich bereit, die Summe zu erlegen, nur möchte ich mich über das Herkommen des Standbildes noch näher unterrichten, und mir die Gewißheit über das Recht verſchaffen, das mein Vormann bei ſo veränderter Sachlage über das Bild habe. Meine Forſchungen führten zu nichts weiter, als daß das Bild ſeit vielen Menſchenaltern ſchon in dem Beſize der Familie ſei, von welcher ich es habe, daß einmal Überreſte eines alten Gebäudes hier geweſen wären, daß man das Gebäude nach und nach abgebrochen habe, daß man aus Waſſerbecken niederen Säulengittern und andern Dingen von weißem Steine Kalk gebrannt, und daß man aus den Reſten des Gebäudes und mit dem Kalke Häuſer in den Umgebungen gebaut habe. Es ſeien mehrere Standbilder bei den Trümmern geweſen und ſeien verkauft worden. Für das weiße Mädchen mit dem Stabe in der Hand habe man einmal einen Mantel aus Holz gemacht, darüber iſt ein Streit in Hinſicht der Zahlung entſtanden, und die Schrift, welche den Großvater des jezigen Beſizers zur Zahlung verur¬ theilte, iſt mir in dem Amte zur Einſicht und beglau¬ bigten Abſchrift gewieſen worden. Nachdem ich mir

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer02_1857/135>, abgerufen am 05.05.2024.