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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857.

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Hüllen befreit worden war, sahen wir, daß sich un¬
sere Furcht nicht bestätigte. Die Gestalt war so trocken,
wie Gips nur überhaupt zu sein vermag. Wir sezten
nach und nach die Vorrichtungen in Gebrauch, durch
die wir die Gestalt in die Nähe der Glaswand der
Hütte auf eine drehbare Scheibe stellen konnten, um
sie nach Bequemlichkeit betrachten und reinigen zu
können. Da sie auf der Scheibe stand, und wir uns
von der Sicherheit ihres Standes überzeugt hatten,
gingen wir zu ihrer Betrachtung über. Eustach war
über ihre Schönheit entzückt, und machte mich auf
manches aufmerksam, was mir auf dem Tanz- und
Ballplaze bei Cumä und später in der Bauhütte ent¬
gangen war. Freilich stand die Gestalt jezt viel vor¬
theilhafter, da durch die reinen Scheiben der Glas¬
wand das klare Licht auf sie fiel, und alle Schwin¬
gungen und Schwellungen der Gestaltung deutlich
machte. Da wir die Überzeugung gewonnen hatten,
daß ein edles Werk in das Haus gekommen sei, be¬
schlossen wir, sofort zu dessen Reinigung zu schreiten.
Wir nahmen uns vor, dort, wo der Schmuz nur
locker auf der Oberfläche liege, und dem reinen Was¬
ser und dem Pinsel weiche, auch nur Wasser und den
Pinsel anzuwenden. Leichtes Übertünchen und sanftes

Hüllen befreit worden war, ſahen wir, daß ſich un¬
ſere Furcht nicht beſtätigte. Die Geſtalt war ſo trocken,
wie Gips nur überhaupt zu ſein vermag. Wir ſezten
nach und nach die Vorrichtungen in Gebrauch, durch
die wir die Geſtalt in die Nähe der Glaswand der
Hütte auf eine drehbare Scheibe ſtellen konnten, um
ſie nach Bequemlichkeit betrachten und reinigen zu
können. Da ſie auf der Scheibe ſtand, und wir uns
von der Sicherheit ihres Standes überzeugt hatten,
gingen wir zu ihrer Betrachtung über. Euſtach war
über ihre Schönheit entzückt, und machte mich auf
manches aufmerkſam, was mir auf dem Tanz- und
Ballplaze bei Cumä und ſpäter in der Bauhütte ent¬
gangen war. Freilich ſtand die Geſtalt jezt viel vor¬
theilhafter, da durch die reinen Scheiben der Glas¬
wand das klare Licht auf ſie fiel, und alle Schwin¬
gungen und Schwellungen der Geſtaltung deutlich
machte. Da wir die Überzeugung gewonnen hatten,
daß ein edles Werk in das Haus gekommen ſei, be¬
ſchloſſen wir, ſofort zu deſſen Reinigung zu ſchreiten.
Wir nahmen uns vor, dort, wo der Schmuz nur
locker auf der Oberfläche liege, und dem reinen Waſ¬
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Pinſel anzuwenden. Leichtes Übertünchen und ſanftes

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[114/0128] Hüllen befreit worden war, ſahen wir, daß ſich un¬ ſere Furcht nicht beſtätigte. Die Geſtalt war ſo trocken, wie Gips nur überhaupt zu ſein vermag. Wir ſezten nach und nach die Vorrichtungen in Gebrauch, durch die wir die Geſtalt in die Nähe der Glaswand der Hütte auf eine drehbare Scheibe ſtellen konnten, um ſie nach Bequemlichkeit betrachten und reinigen zu können. Da ſie auf der Scheibe ſtand, und wir uns von der Sicherheit ihres Standes überzeugt hatten, gingen wir zu ihrer Betrachtung über. Euſtach war über ihre Schönheit entzückt, und machte mich auf manches aufmerkſam, was mir auf dem Tanz- und Ballplaze bei Cumä und ſpäter in der Bauhütte ent¬ gangen war. Freilich ſtand die Geſtalt jezt viel vor¬ theilhafter, da durch die reinen Scheiben der Glas¬ wand das klare Licht auf ſie fiel, und alle Schwin¬ gungen und Schwellungen der Geſtaltung deutlich machte. Da wir die Überzeugung gewonnen hatten, daß ein edles Werk in das Haus gekommen ſei, be¬ ſchloſſen wir, ſofort zu deſſen Reinigung zu ſchreiten. Wir nahmen uns vor, dort, wo der Schmuz nur locker auf der Oberfläche liege, und dem reinen Waſ¬ ſer und dem Pinſel weiche, auch nur Waſſer und den Pinſel anzuwenden. Leichtes Übertünchen und ſanftes

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer02_1857/128>, abgerufen am 25.11.2024.