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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857.

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führte mich durch dieselbe ein, nachdem er sie mit einem
Schlüssel geöffnet hatte. Hinter der Thür erblickte ich
einen Gang, welcher mit Amonitenmarmor gepflastert
war.

"Dieser Eingang," sagte er, "ist eigentlich der Haupt¬
eingang; aber da ich mir nicht gerne das Pflaster des
Ganges verderben lasse, halte ich ihn immer gesperrt,
und die Leute gehen durch eine Thür in die Zimmer,
welche wir finden würden, wenn wir noch einmal um
die Ecke des Hauses gingen. Des Pflasters willen
muß ich euch auch bitten, diese Filzschuhe anzuziehen."

Es standen einige Paare gelblicher Filzschuhe gleich
innerhalb der Thür. Niemand konnte mehr als ich
von der Nothwendigkeit überzeugt sein, diesen so edlen
und schönen Marmor zu schonen, der an sich so vor¬
trefflich ist, und hier ganz meisterhaft geglättet war.
Ich fuhr daher mit meinen Stiefeln in ein Paar sol¬
cher Schuhe, er that desgleichen, und so gingen wir
über den glatten Boden. Der Gang, welcher von
oben beleuchtet war, führte zu einer braunen getäfel¬
ten Thür. Vor derselben legte er die Filzschuhe ab,
verlangte von mir, daß ich dasselbe thue, und, nach¬
dem wir uns auf dem hölzernen Antritte der Thür der
Filzschuhe entledigt hatten, öffnete er dieselbe, und

führte mich durch dieſelbe ein, nachdem er ſie mit einem
Schlüſſel geöffnet hatte. Hinter der Thür erblickte ich
einen Gang, welcher mit Amonitenmarmor gepflaſtert
war.

„Dieſer Eingang,“ ſagte er, „iſt eigentlich der Haupt¬
eingang; aber da ich mir nicht gerne das Pflaſter des
Ganges verderben laſſe, halte ich ihn immer geſperrt,
und die Leute gehen durch eine Thür in die Zimmer,
welche wir finden würden, wenn wir noch einmal um
die Ecke des Hauſes gingen. Des Pflaſters willen
muß ich euch auch bitten, dieſe Filzſchuhe anzuziehen.“

Es ſtanden einige Paare gelblicher Filzſchuhe gleich
innerhalb der Thür. Niemand konnte mehr als ich
von der Nothwendigkeit überzeugt ſein, dieſen ſo edlen
und ſchönen Marmor zu ſchonen, der an ſich ſo vor¬
trefflich iſt, und hier ganz meiſterhaft geglättet war.
Ich fuhr daher mit meinen Stiefeln in ein Paar ſol¬
cher Schuhe, er that desgleichen, und ſo gingen wir
über den glatten Boden. Der Gang, welcher von
oben beleuchtet war, führte zu einer braunen getäfel¬
ten Thür. Vor derſelben legte er die Filzſchuhe ab,
verlangte von mir, daß ich dasſelbe thue, und, nach¬
dem wir uns auf dem hölzernen Antritte der Thür der
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[71/0085] führte mich durch dieſelbe ein, nachdem er ſie mit einem Schlüſſel geöffnet hatte. Hinter der Thür erblickte ich einen Gang, welcher mit Amonitenmarmor gepflaſtert war. „Dieſer Eingang,“ ſagte er, „iſt eigentlich der Haupt¬ eingang; aber da ich mir nicht gerne das Pflaſter des Ganges verderben laſſe, halte ich ihn immer geſperrt, und die Leute gehen durch eine Thür in die Zimmer, welche wir finden würden, wenn wir noch einmal um die Ecke des Hauſes gingen. Des Pflaſters willen muß ich euch auch bitten, dieſe Filzſchuhe anzuziehen.“ Es ſtanden einige Paare gelblicher Filzſchuhe gleich innerhalb der Thür. Niemand konnte mehr als ich von der Nothwendigkeit überzeugt ſein, dieſen ſo edlen und ſchönen Marmor zu ſchonen, der an ſich ſo vor¬ trefflich iſt, und hier ganz meiſterhaft geglättet war. Ich fuhr daher mit meinen Stiefeln in ein Paar ſol¬ cher Schuhe, er that desgleichen, und ſo gingen wir über den glatten Boden. Der Gang, welcher von oben beleuchtet war, führte zu einer braunen getäfel¬ ten Thür. Vor derſelben legte er die Filzſchuhe ab, verlangte von mir, daß ich dasſelbe thue, und, nach¬ dem wir uns auf dem hölzernen Antritte der Thür der Filzſchuhe entledigt hatten, öffnete er dieſelbe, und

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/85>, abgerufen am 24.11.2024.