nur hie und da von etwas größeren Ebenen unter¬ brochen immer weiter nach Sonnenuntergang fort, bis sie endlich in höher gelegenes noch hügligeres Land das sogenannte Oberland übergehen. In der Nähe der Stadt sind die Hügel mehrfach von Land¬ häusern besezt und mit Gärten und Anlagen ge¬ schmückt, in weiterer Entfernung werden sie ländlicher. Sie tragen Weinreben oder Felder auf ihren Seiten, auch Wiesen sind zu treffen, und die Gipfel oder auch manche Rückenstrecken sind mit laubigen mehr busch- als baumartigen Wäldern besezt. Die Bäche und sonstigen Gewässer sind nicht gar häufig, und oft traf ich im Sommer zwischen den Hügeln, wenn mich Durst oder Zufall hinab führte, das ausgetrocknete mit weißen Steinen gefüllte Bett eines Baches. In diesem Hügellande war mein Aufenthalt, und in dem¬ selben rückte ich immer weiter gegen Sonnenuntergang vor. Ich streifte weit und breit herum, und war oft mehrere Tage von meiner Wohnung abwesend. Ich ging die einsamen Pfade, welche zwischen den Feldern oder Weingeländen hinliefen, und sich von Dorf zu Dorf von Ort zu Ort zogen, und manche Meilen ja Tage¬ reisen in sich begriffen. Ich ging auf den abgelegenen Waldpfaden, die in Stammholz oder Gebüschen ver¬
nur hie und da von etwas größeren Ebenen unter¬ brochen immer weiter nach Sonnenuntergang fort, bis ſie endlich in höher gelegenes noch hügligeres Land das ſogenannte Oberland übergehen. In der Nähe der Stadt ſind die Hügel mehrfach von Land¬ häuſern beſezt und mit Gärten und Anlagen ge¬ ſchmückt, in weiterer Entfernung werden ſie ländlicher. Sie tragen Weinreben oder Felder auf ihren Seiten, auch Wieſen ſind zu treffen, und die Gipfel oder auch manche Rückenſtrecken ſind mit laubigen mehr buſch- als baumartigen Wäldern beſezt. Die Bäche und ſonſtigen Gewäſſer ſind nicht gar häufig, und oft traf ich im Sommer zwiſchen den Hügeln, wenn mich Durſt oder Zufall hinab führte, das ausgetrocknete mit weißen Steinen gefüllte Bett eines Baches. In dieſem Hügellande war mein Aufenthalt, und in dem¬ ſelben rückte ich immer weiter gegen Sonnenuntergang vor. Ich ſtreifte weit und breit herum, und war oft mehrere Tage von meiner Wohnung abweſend. Ich ging die einſamen Pfade, welche zwiſchen den Feldern oder Weingeländen hinliefen, und ſich von Dorf zu Dorf von Ort zu Ort zogen, und manche Meilen ja Tage¬ reiſen in ſich begriffen. Ich ging auf den abgelegenen Waldpfaden, die in Stammholz oder Gebüſchen ver¬
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0054"n="40"/>
nur hie und da von etwas größeren Ebenen unter¬<lb/>
brochen immer weiter nach Sonnenuntergang fort,<lb/>
bis ſie endlich in höher gelegenes noch hügligeres<lb/>
Land das ſogenannte Oberland übergehen. In der<lb/>
Nähe der Stadt ſind die Hügel mehrfach von Land¬<lb/>
häuſern beſezt und mit Gärten und Anlagen ge¬<lb/>ſchmückt, in weiterer Entfernung werden ſie ländlicher.<lb/>
Sie tragen Weinreben oder Felder auf ihren Seiten,<lb/>
auch Wieſen ſind zu treffen, und die Gipfel oder auch<lb/>
manche Rückenſtrecken ſind mit laubigen mehr buſch-<lb/>
als baumartigen Wäldern beſezt. Die Bäche und<lb/>ſonſtigen Gewäſſer ſind nicht gar häufig, und oft traf<lb/>
ich im Sommer zwiſchen den Hügeln, wenn mich<lb/>
Durſt oder Zufall hinab führte, das ausgetrocknete<lb/>
mit weißen Steinen gefüllte Bett eines Baches. In<lb/>
dieſem Hügellande war mein Aufenthalt, und in dem¬<lb/>ſelben rückte ich immer weiter gegen Sonnenuntergang<lb/>
vor. Ich ſtreifte weit und breit herum, und war oft<lb/>
mehrere Tage von meiner Wohnung abweſend. Ich ging<lb/>
die einſamen Pfade, welche zwiſchen den Feldern oder<lb/>
Weingeländen hinliefen, und ſich von Dorf zu Dorf<lb/>
von Ort zu Ort zogen, und manche Meilen ja Tage¬<lb/>
reiſen in ſich begriffen. Ich ging auf den abgelegenen<lb/>
Waldpfaden, die in Stammholz oder Gebüſchen ver¬<lb/></p></div></body></text></TEI>
[40/0054]
nur hie und da von etwas größeren Ebenen unter¬
brochen immer weiter nach Sonnenuntergang fort,
bis ſie endlich in höher gelegenes noch hügligeres
Land das ſogenannte Oberland übergehen. In der
Nähe der Stadt ſind die Hügel mehrfach von Land¬
häuſern beſezt und mit Gärten und Anlagen ge¬
ſchmückt, in weiterer Entfernung werden ſie ländlicher.
Sie tragen Weinreben oder Felder auf ihren Seiten,
auch Wieſen ſind zu treffen, und die Gipfel oder auch
manche Rückenſtrecken ſind mit laubigen mehr buſch-
als baumartigen Wäldern beſezt. Die Bäche und
ſonſtigen Gewäſſer ſind nicht gar häufig, und oft traf
ich im Sommer zwiſchen den Hügeln, wenn mich
Durſt oder Zufall hinab führte, das ausgetrocknete
mit weißen Steinen gefüllte Bett eines Baches. In
dieſem Hügellande war mein Aufenthalt, und in dem¬
ſelben rückte ich immer weiter gegen Sonnenuntergang
vor. Ich ſtreifte weit und breit herum, und war oft
mehrere Tage von meiner Wohnung abweſend. Ich ging
die einſamen Pfade, welche zwiſchen den Feldern oder
Weingeländen hinliefen, und ſich von Dorf zu Dorf
von Ort zu Ort zogen, und manche Meilen ja Tage¬
reiſen in ſich begriffen. Ich ging auf den abgelegenen
Waldpfaden, die in Stammholz oder Gebüſchen ver¬
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/54>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.