Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857.

Bild:
<< vorherige Seite

Eustach auch Gustav mit. Die Grauschimmel wurden
vor einen größeren Wagen gespannt, als wir in den
Hochlanden gehabt hatten, und wir fuhren mit ihnen
über den Hügel hinab. Es war sehr früh am Mor¬
gen noch lange vor Sonnenaufgang. Wir fuhren auf
der Hauptstraße gegen Rohrberg zu, und fuhren end¬
lich auf der Anhöhe an dem Alizwalde empor. Da
die Pferde langsam den Weg hinan gingen, sagte
mein Gastfreund: "Es ist möglich, daß ihr im vori¬
gen Jahre an dieser Stelle Mathilden und Natalien
gesehen habt. Sie erzählten mir, als sie zum Besuche
der Rosenblüthe zu mir kamen, und ich ihnen von
euch von eurer Anwesenheit bei mir und von eurer
an dem Morgen ihrer Ankunft erfolgten Abreise sagte,
daß sie einem Fußreisenden auf der Alizhöhe begegnet
seien, der dem ungefähr gleich gesehen habe, den ich
ihnen beschrieben."

Plözlich war es mir ganz klar, daß wirklich Ma¬
thilde und Natalie die zwei Frauen gewesen waren,
welchen ich an jenem Morgen an dieser Stelle begeg¬
net bin. Mir waren jezt deutlich dieselben Reisehüte
vor Augen, die sie auch dieses Mal aufgehabt hatten,
ich sah die Züge Nataliens wieder, und auch der
Wagen und die braunen Pferde kamen mir in die

Euſtach auch Guſtav mit. Die Grauſchimmel wurden
vor einen größeren Wagen geſpannt, als wir in den
Hochlanden gehabt hatten, und wir fuhren mit ihnen
über den Hügel hinab. Es war ſehr früh am Mor¬
gen noch lange vor Sonnenaufgang. Wir fuhren auf
der Hauptſtraße gegen Rohrberg zu, und fuhren end¬
lich auf der Anhöhe an dem Alizwalde empor. Da
die Pferde langſam den Weg hinan gingen, ſagte
mein Gaſtfreund: „Es iſt möglich, daß ihr im vori¬
gen Jahre an dieſer Stelle Mathilden und Natalien
geſehen habt. Sie erzählten mir, als ſie zum Beſuche
der Roſenblüthe zu mir kamen, und ich ihnen von
euch von eurer Anweſenheit bei mir und von eurer
an dem Morgen ihrer Ankunft erfolgten Abreiſe ſagte,
daß ſie einem Fußreiſenden auf der Alizhöhe begegnet
ſeien, der dem ungefähr gleich geſehen habe, den ich
ihnen beſchrieben.“

Plözlich war es mir ganz klar, daß wirklich Ma¬
thilde und Natalie die zwei Frauen geweſen waren,
welchen ich an jenem Morgen an dieſer Stelle begeg¬
net bin. Mir waren jezt deutlich dieſelben Reiſehüte
vor Augen, die ſie auch dieſes Mal aufgehabt hatten,
ich ſah die Züge Nataliens wieder, und auch der
Wagen und die braunen Pferde kamen mir in die

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0464" n="450"/>
Eu&#x017F;tach auch Gu&#x017F;tav mit. Die Grau&#x017F;chimmel wurden<lb/>
vor einen größeren Wagen ge&#x017F;pannt, als wir in den<lb/>
Hochlanden gehabt hatten, und wir fuhren mit ihnen<lb/>
über den Hügel hinab. Es war &#x017F;ehr früh am Mor¬<lb/>
gen noch lange vor Sonnenaufgang. Wir fuhren auf<lb/>
der Haupt&#x017F;traße gegen Rohrberg zu, und fuhren end¬<lb/>
lich auf der Anhöhe an dem Alizwalde empor. Da<lb/>
die Pferde lang&#x017F;am den Weg hinan gingen, &#x017F;agte<lb/>
mein Ga&#x017F;tfreund: &#x201E;Es i&#x017F;t möglich, daß ihr im vori¬<lb/>
gen Jahre an die&#x017F;er Stelle Mathilden und Natalien<lb/>
ge&#x017F;ehen habt. Sie erzählten mir, als &#x017F;ie zum Be&#x017F;uche<lb/>
der Ro&#x017F;enblüthe zu mir kamen, und ich ihnen von<lb/>
euch von eurer Anwe&#x017F;enheit bei mir und von eurer<lb/>
an dem Morgen ihrer Ankunft erfolgten Abrei&#x017F;e &#x017F;agte,<lb/>
daß &#x017F;ie einem Fußrei&#x017F;enden auf der Alizhöhe begegnet<lb/>
&#x017F;eien, der dem ungefähr gleich ge&#x017F;ehen habe, den ich<lb/>
ihnen be&#x017F;chrieben.&#x201C;</p><lb/>
        <p>Plözlich war es mir ganz klar, daß wirklich Ma¬<lb/>
thilde und Natalie die zwei Frauen gewe&#x017F;en waren,<lb/>
welchen ich an jenem Morgen an die&#x017F;er Stelle begeg¬<lb/>
net bin. Mir waren jezt deutlich die&#x017F;elben Rei&#x017F;ehüte<lb/>
vor Augen, die &#x017F;ie auch die&#x017F;es Mal aufgehabt hatten,<lb/>
ich &#x017F;ah die Züge Nataliens wieder, und auch der<lb/>
Wagen und die braunen Pferde kamen mir in die<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[450/0464] Euſtach auch Guſtav mit. Die Grauſchimmel wurden vor einen größeren Wagen geſpannt, als wir in den Hochlanden gehabt hatten, und wir fuhren mit ihnen über den Hügel hinab. Es war ſehr früh am Mor¬ gen noch lange vor Sonnenaufgang. Wir fuhren auf der Hauptſtraße gegen Rohrberg zu, und fuhren end¬ lich auf der Anhöhe an dem Alizwalde empor. Da die Pferde langſam den Weg hinan gingen, ſagte mein Gaſtfreund: „Es iſt möglich, daß ihr im vori¬ gen Jahre an dieſer Stelle Mathilden und Natalien geſehen habt. Sie erzählten mir, als ſie zum Beſuche der Roſenblüthe zu mir kamen, und ich ihnen von euch von eurer Anweſenheit bei mir und von eurer an dem Morgen ihrer Ankunft erfolgten Abreiſe ſagte, daß ſie einem Fußreiſenden auf der Alizhöhe begegnet ſeien, der dem ungefähr gleich geſehen habe, den ich ihnen beſchrieben.“ Plözlich war es mir ganz klar, daß wirklich Ma¬ thilde und Natalie die zwei Frauen geweſen waren, welchen ich an jenem Morgen an dieſer Stelle begeg¬ net bin. Mir waren jezt deutlich dieſelben Reiſehüte vor Augen, die ſie auch dieſes Mal aufgehabt hatten, ich ſah die Züge Nataliens wieder, und auch der Wagen und die braunen Pferde kamen mir in die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/464
Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 450. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/464>, abgerufen am 22.07.2024.