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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857.

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gelassen hatte, vor den Wagen gespannt, der die
Frauen gebracht hatte, und Mathilde und Natalie
sezten sich hinein. Mein Gastfreund Gustav und ich,
der ich eigens in die Bitte des Gegenbesuchs einge¬
schlossen worden war, stiegen in einen anderen Wa¬
gen, der mit zwei sehr schönen Grauschimmeln mei¬
nes Gastfreundes bespannt war. Eine rasche Fahrt
von einer Stunde brachte uns an den Ort unserer
Bestimmung. Ingheim ist ein Schloß, oder eigent¬
lich sind zwei Schlösser da, welche noch von mehreren
anderen Gebäuden umgeben sind. Das alte Schloß
war einmal befestigt. Die grauen aus großen vier¬
eckigen Steinen erbauten runden Thürme stehen noch,
ebenso die graue aus gleichen Steinen erbaute Mauer
zwischen den Thürmen. Beide Theile beginnen aber
oben zu verfallen. Hinter den Thürmen und Mauern
steht das alte unbewohnte ebenfalls graue Haus,
scheinbar unversehrt; aber von den mit Brettern ver¬
schlagenen Fenstern schaut die Unbewohntheit und
Ungastlichkeit herab. Vor diesen Werken des Alter¬
thums steht das neue weiße Haus, welches mit sei¬
nen grünen Fensterläden und dem rothen Ziegeldache
sehr einladend aussieht. Wenn man von der Ferne
kömmt, meint man, es sei unmittelbar an das alte

gelaſſen hatte, vor den Wagen geſpannt, der die
Frauen gebracht hatte, und Mathilde und Natalie
ſezten ſich hinein. Mein Gaſtfreund Guſtav und ich,
der ich eigens in die Bitte des Gegenbeſuchs einge¬
ſchloſſen worden war, ſtiegen in einen anderen Wa¬
gen, der mit zwei ſehr ſchönen Grauſchimmeln mei¬
nes Gaſtfreundes beſpannt war. Eine raſche Fahrt
von einer Stunde brachte uns an den Ort unſerer
Beſtimmung. Ingheim iſt ein Schloß, oder eigent¬
lich ſind zwei Schlöſſer da, welche noch von mehreren
anderen Gebäuden umgeben ſind. Das alte Schloß
war einmal befeſtigt. Die grauen aus großen vier¬
eckigen Steinen erbauten runden Thürme ſtehen noch,
ebenſo die graue aus gleichen Steinen erbaute Mauer
zwiſchen den Thürmen. Beide Theile beginnen aber
oben zu verfallen. Hinter den Thürmen und Mauern
ſteht das alte unbewohnte ebenfalls graue Haus,
ſcheinbar unverſehrt; aber von den mit Brettern ver¬
ſchlagenen Fenſtern ſchaut die Unbewohntheit und
Ungaſtlichkeit herab. Vor dieſen Werken des Alter¬
thums ſteht das neue weiße Haus, welches mit ſei¬
nen grünen Fenſterläden und dem rothen Ziegeldache
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[421/0435] gelaſſen hatte, vor den Wagen geſpannt, der die Frauen gebracht hatte, und Mathilde und Natalie ſezten ſich hinein. Mein Gaſtfreund Guſtav und ich, der ich eigens in die Bitte des Gegenbeſuchs einge¬ ſchloſſen worden war, ſtiegen in einen anderen Wa¬ gen, der mit zwei ſehr ſchönen Grauſchimmeln mei¬ nes Gaſtfreundes beſpannt war. Eine raſche Fahrt von einer Stunde brachte uns an den Ort unſerer Beſtimmung. Ingheim iſt ein Schloß, oder eigent¬ lich ſind zwei Schlöſſer da, welche noch von mehreren anderen Gebäuden umgeben ſind. Das alte Schloß war einmal befeſtigt. Die grauen aus großen vier¬ eckigen Steinen erbauten runden Thürme ſtehen noch, ebenſo die graue aus gleichen Steinen erbaute Mauer zwiſchen den Thürmen. Beide Theile beginnen aber oben zu verfallen. Hinter den Thürmen und Mauern ſteht das alte unbewohnte ebenfalls graue Haus, ſcheinbar unverſehrt; aber von den mit Brettern ver¬ ſchlagenen Fenſtern ſchaut die Unbewohntheit und Ungaſtlichkeit herab. Vor dieſen Werken des Alter¬ thums ſteht das neue weiße Haus, welches mit ſei¬ nen grünen Fenſterläden und dem rothen Ziegeldache ſehr einladend ausſieht. Wenn man von der Ferne kömmt, meint man, es ſei unmittelbar an das alte

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 421. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/435>, abgerufen am 22.11.2024.