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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857.

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so verbergen sie durch ihre Aussage nur einen schlech¬
teren Grund, nehmlich daß sie den Stand als ein Mittel
betrachteten, sich Geld und Gut und Lebensunterhalt
zu erwerben. Oft sind sie auch ohne weiter über eine
Wahl mit sich zu Rathe zu gehen in den Stand ge¬
rathen oder durch Umstände in ihn gestoßen worden,
und nehmen das Wohl der Menschheit in den Mund,
das sie bezweckt hätten, um nicht ihre Schwäche zu
gestehen. Dann ist noch eine eigene Gattung, welche
immer von dem öffentlichen Wohle spricht. Das sind
die, welche mit ihren eigenen Angelegenheiten in Un¬
ordnung sind. Sie gerathen stets in Nöthen, haben stets
Ärger und Unannehmlichkeiten, und zwar aus ihrem
eigenen Leichtsinne; und da liegt es ihnen als Ausweg
neben der Hand, den öffentlichen Zuständen ihre Lage
schuld zu geben, und zu sagen, sie wären eigentlich
recht auf das Vaterland bedacht, und sie würden alles
am besten in demselben einrichten. Aber wenn wirk¬
lich die Lage kömmt, daß das Vaterland sie beruft,
so geht es dem Vaterlande, wie es früher ihren eige¬
nen Angelegenheiten gegangen ist. In Zeiten der Ver¬
irrung sind diese Menschen die selbstsüchtigsten und oft
auch grausamsten. Es ist aber auch kein Zweifel, daß
es solche gibt, denen Gott den Gesellschaftstrieb und

ſo verbergen ſie durch ihre Ausſage nur einen ſchlech¬
teren Grund, nehmlich daß ſie den Stand als ein Mittel
betrachteten, ſich Geld und Gut und Lebensunterhalt
zu erwerben. Oft ſind ſie auch ohne weiter über eine
Wahl mit ſich zu Rathe zu gehen in den Stand ge¬
rathen oder durch Umſtände in ihn geſtoßen worden,
und nehmen das Wohl der Menſchheit in den Mund,
das ſie bezweckt hätten, um nicht ihre Schwäche zu
geſtehen. Dann iſt noch eine eigene Gattung, welche
immer von dem öffentlichen Wohle ſpricht. Das ſind
die, welche mit ihren eigenen Angelegenheiten in Un¬
ordnung ſind. Sie gerathen ſtets in Nöthen, haben ſtets
Ärger und Unannehmlichkeiten, und zwar aus ihrem
eigenen Leichtſinne; und da liegt es ihnen als Ausweg
neben der Hand, den öffentlichen Zuſtänden ihre Lage
ſchuld zu geben, und zu ſagen, ſie wären eigentlich
recht auf das Vaterland bedacht, und ſie würden alles
am beſten in demſelben einrichten. Aber wenn wirk¬
lich die Lage kömmt, daß das Vaterland ſie beruft,
ſo geht es dem Vaterlande, wie es früher ihren eige¬
nen Angelegenheiten gegangen iſt. In Zeiten der Ver¬
irrung ſind dieſe Menſchen die ſelbſtſüchtigſten und oft
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[18/0032] ſo verbergen ſie durch ihre Ausſage nur einen ſchlech¬ teren Grund, nehmlich daß ſie den Stand als ein Mittel betrachteten, ſich Geld und Gut und Lebensunterhalt zu erwerben. Oft ſind ſie auch ohne weiter über eine Wahl mit ſich zu Rathe zu gehen in den Stand ge¬ rathen oder durch Umſtände in ihn geſtoßen worden, und nehmen das Wohl der Menſchheit in den Mund, das ſie bezweckt hätten, um nicht ihre Schwäche zu geſtehen. Dann iſt noch eine eigene Gattung, welche immer von dem öffentlichen Wohle ſpricht. Das ſind die, welche mit ihren eigenen Angelegenheiten in Un¬ ordnung ſind. Sie gerathen ſtets in Nöthen, haben ſtets Ärger und Unannehmlichkeiten, und zwar aus ihrem eigenen Leichtſinne; und da liegt es ihnen als Ausweg neben der Hand, den öffentlichen Zuſtänden ihre Lage ſchuld zu geben, und zu ſagen, ſie wären eigentlich recht auf das Vaterland bedacht, und ſie würden alles am beſten in demſelben einrichten. Aber wenn wirk¬ lich die Lage kömmt, daß das Vaterland ſie beruft, ſo geht es dem Vaterlande, wie es früher ihren eige¬ nen Angelegenheiten gegangen iſt. In Zeiten der Ver¬ irrung ſind dieſe Menſchen die ſelbſtſüchtigſten und oft auch grauſamſten. Es iſt aber auch kein Zweifel, daß es ſolche gibt, denen Gott den Geſellſchaftstrieb und

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/32>, abgerufen am 21.11.2024.