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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857.

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die Schlüssel der Zimmer verlangte. Sie holte diesel¬
ben, und brachte sie an einem Ringe, von welchem
einzelne los zu lösen waren. Jeder trug die Zahl sei¬
nes Zimmers auf sich eingegraben. Nachdem mein
Beherberger die Magd verabschiedet hatte, schloß er
mir die einzelnen Zimmer auf. Sie waren einander
vollkommen gleich. Sie waren gleich groß, jedes hatte
zwei Fenster, und jedes hatte ähnliche Geräthe wie
das meine.

"Ihr seht," sagte er, "daß wir in unserem Hause
nicht so ungesellig sind, und bei dessen Anlegung schon
auf Gäste gerechnet haben. Es können im äußersten
Nothfalle noch mehr untergebracht werden, als die
Zimmer anzeigen, wenn wir zwei in ein Gemach thun,
und noch andere Zimmer namentlich die im Erdge¬
schosse in Anspruch nehmen. Es ist aber in der Zeit,
seit welcher dieses Haus besteht, der Nothfall noch
nicht eingetreten."

Als wir an die östliche Seite des Hauses gekom¬
men waren, an die Seite, die seiner Wohnung gerade
entgegensezt lag, öffnete er eine Thür, und wir traten
nicht in ein Zimmer wie bisher sondern in drei, welche
sehr schön eingerichtet waren, und zu lieblichem Woh¬
nen einluden. Das erste war ein Zimmer für einen

die Schlüſſel der Zimmer verlangte. Sie holte dieſel¬
ben, und brachte ſie an einem Ringe, von welchem
einzelne los zu löſen waren. Jeder trug die Zahl ſei¬
nes Zimmers auf ſich eingegraben. Nachdem mein
Beherberger die Magd verabſchiedet hatte, ſchloß er
mir die einzelnen Zimmer auf. Sie waren einander
vollkommen gleich. Sie waren gleich groß, jedes hatte
zwei Fenſter, und jedes hatte ähnliche Geräthe wie
das meine.

„Ihr ſeht,“ ſagte er, „daß wir in unſerem Hauſe
nicht ſo ungeſellig ſind, und bei deſſen Anlegung ſchon
auf Gäſte gerechnet haben. Es können im äußerſten
Nothfalle noch mehr untergebracht werden, als die
Zimmer anzeigen, wenn wir zwei in ein Gemach thun,
und noch andere Zimmer namentlich die im Erdge¬
ſchoſſe in Anſpruch nehmen. Es iſt aber in der Zeit,
ſeit welcher dieſes Haus beſteht, der Nothfall noch
nicht eingetreten.“

Als wir an die öſtliche Seite des Hauſes gekom¬
men waren, an die Seite, die ſeiner Wohnung gerade
entgegenſezt lag, öffnete er eine Thür, und wir traten
nicht in ein Zimmer wie bisher ſondern in drei, welche
ſehr ſchön eingerichtet waren, und zu lieblichem Woh¬
nen einluden. Das erſte war ein Zimmer für einen

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[261/0275] die Schlüſſel der Zimmer verlangte. Sie holte dieſel¬ ben, und brachte ſie an einem Ringe, von welchem einzelne los zu löſen waren. Jeder trug die Zahl ſei¬ nes Zimmers auf ſich eingegraben. Nachdem mein Beherberger die Magd verabſchiedet hatte, ſchloß er mir die einzelnen Zimmer auf. Sie waren einander vollkommen gleich. Sie waren gleich groß, jedes hatte zwei Fenſter, und jedes hatte ähnliche Geräthe wie das meine. „Ihr ſeht,“ ſagte er, „daß wir in unſerem Hauſe nicht ſo ungeſellig ſind, und bei deſſen Anlegung ſchon auf Gäſte gerechnet haben. Es können im äußerſten Nothfalle noch mehr untergebracht werden, als die Zimmer anzeigen, wenn wir zwei in ein Gemach thun, und noch andere Zimmer namentlich die im Erdge¬ ſchoſſe in Anſpruch nehmen. Es iſt aber in der Zeit, ſeit welcher dieſes Haus beſteht, der Nothfall noch nicht eingetreten.“ Als wir an die öſtliche Seite des Hauſes gekom¬ men waren, an die Seite, die ſeiner Wohnung gerade entgegenſezt lag, öffnete er eine Thür, und wir traten nicht in ein Zimmer wie bisher ſondern in drei, welche ſehr ſchön eingerichtet waren, und zu lieblichem Woh¬ nen einluden. Das erſte war ein Zimmer für einen

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 261. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/275>, abgerufen am 25.11.2024.