ihnen aber zeigen, daß es geht, indem wir ihnen die Früchte weisen und zu kosten geben, und wir müssen ihnen zeigen, daß es nüzt, indem wir ihnen Briefe unserer Handelsfreunde weisen, die uns das Obst abgekauft haben. Von den Stämmchen, die in unse¬ rer Obstschule wachsen, geben wir ihnen ab, und un¬ terrichten sie, wie und auf welchen Plaz sie gesezt wer¬ den sollen."
"Wenn wieder einmal ein Jahr kommen sollte wie das, welches wir vor fünf Jahren hatten," fuhr er fort, "es war ein schlimmes Jahr, heiß mit wenig Regen und ungeheurem Raupenfraß. Die Bäume in Rohrberg in Regau in Landegg und Pludern standen wie Fegebesen in die Höhe, und die grauen Fahnen der Raupennester hingen von den entwürdigten Ästen herab. Unser Garten war unverlezt und dunkelgrün, sogar jedes Blatt hatte seine natürliche Ränderung und Ausspizung. Wenn noch einmal ein solches Jahr käme, was Gott verhüte, so würden sie wieder ein Stückchen Erfahrung machen, das sie das erste Mal nicht gemacht haben."
Ich sah unterdessen die Sämereien und die An¬ stalten an, fragte manches, und ließ mir manches er¬ klären. Wir verließen hierauf das Zimmer, und da
ihnen aber zeigen, daß es geht, indem wir ihnen die Früchte weiſen und zu koſten geben, und wir müſſen ihnen zeigen, daß es nüzt, indem wir ihnen Briefe unſerer Handelsfreunde weiſen, die uns das Obſt abgekauft haben. Von den Stämmchen, die in unſe¬ rer Obſtſchule wachſen, geben wir ihnen ab, und un¬ terrichten ſie, wie und auf welchen Plaz ſie geſezt wer¬ den ſollen.“
„Wenn wieder einmal ein Jahr kommen ſollte wie das, welches wir vor fünf Jahren hatten,“ fuhr er fort, „es war ein ſchlimmes Jahr, heiß mit wenig Regen und ungeheurem Raupenfraß. Die Bäume in Rohrberg in Regau in Landegg und Pludern ſtanden wie Fegebeſen in die Höhe, und die grauen Fahnen der Raupenneſter hingen von den entwürdigten Äſten herab. Unſer Garten war unverlezt und dunkelgrün, ſogar jedes Blatt hatte ſeine natürliche Ränderung und Ausſpizung. Wenn noch einmal ein ſolches Jahr käme, was Gott verhüte, ſo würden ſie wieder ein Stückchen Erfahrung machen, das ſie das erſte Mal nicht gemacht haben.“
Ich ſah unterdeſſen die Sämereien und die An¬ ſtalten an, fragte manches, und ließ mir manches er¬ klären. Wir verließen hierauf das Zimmer, und da
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0272"n="258"/>
ihnen aber zeigen, daß es geht, indem wir ihnen die<lb/>
Früchte weiſen und zu koſten geben, und wir müſſen<lb/>
ihnen zeigen, daß es nüzt, indem wir ihnen Briefe<lb/>
unſerer Handelsfreunde weiſen, die uns das Obſt<lb/>
abgekauft haben. Von den Stämmchen, die in unſe¬<lb/>
rer Obſtſchule wachſen, geben wir ihnen ab, und un¬<lb/>
terrichten ſie, wie und auf welchen Plaz ſie geſezt wer¬<lb/>
den ſollen.“</p><lb/><p>„Wenn wieder einmal ein Jahr kommen ſollte wie<lb/>
das, welches wir vor fünf Jahren hatten,“ fuhr er<lb/>
fort, „es war ein ſchlimmes Jahr, heiß mit wenig<lb/>
Regen und ungeheurem Raupenfraß. Die Bäume in<lb/>
Rohrberg in Regau in Landegg und Pludern ſtanden<lb/>
wie Fegebeſen in die Höhe, und die grauen Fahnen<lb/>
der Raupenneſter hingen von den entwürdigten Äſten<lb/>
herab. Unſer Garten war unverlezt und dunkelgrün,<lb/>ſogar jedes Blatt hatte ſeine natürliche Ränderung<lb/>
und Ausſpizung. Wenn noch einmal ein ſolches Jahr<lb/>
käme, was Gott verhüte, ſo würden ſie wieder ein<lb/>
Stückchen Erfahrung machen, das ſie das erſte Mal<lb/>
nicht gemacht haben.“</p><lb/><p>Ich ſah unterdeſſen die Sämereien und die An¬<lb/>ſtalten an, fragte manches, und ließ mir manches er¬<lb/>
klären. Wir verließen hierauf das Zimmer, und da<lb/></p></div></body></text></TEI>
[258/0272]
ihnen aber zeigen, daß es geht, indem wir ihnen die
Früchte weiſen und zu koſten geben, und wir müſſen
ihnen zeigen, daß es nüzt, indem wir ihnen Briefe
unſerer Handelsfreunde weiſen, die uns das Obſt
abgekauft haben. Von den Stämmchen, die in unſe¬
rer Obſtſchule wachſen, geben wir ihnen ab, und un¬
terrichten ſie, wie und auf welchen Plaz ſie geſezt wer¬
den ſollen.“
„Wenn wieder einmal ein Jahr kommen ſollte wie
das, welches wir vor fünf Jahren hatten,“ fuhr er
fort, „es war ein ſchlimmes Jahr, heiß mit wenig
Regen und ungeheurem Raupenfraß. Die Bäume in
Rohrberg in Regau in Landegg und Pludern ſtanden
wie Fegebeſen in die Höhe, und die grauen Fahnen
der Raupenneſter hingen von den entwürdigten Äſten
herab. Unſer Garten war unverlezt und dunkelgrün,
ſogar jedes Blatt hatte ſeine natürliche Ränderung
und Ausſpizung. Wenn noch einmal ein ſolches Jahr
käme, was Gott verhüte, ſo würden ſie wieder ein
Stückchen Erfahrung machen, das ſie das erſte Mal
nicht gemacht haben.“
Ich ſah unterdeſſen die Sämereien und die An¬
ſtalten an, fragte manches, und ließ mir manches er¬
klären. Wir verließen hierauf das Zimmer, und da
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/272>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.