halten. Im Winter, in welchem einige Arten dablei¬ ben, und in Zeiten, wo ihre natürliche Kost ganz mangelt, muß man sie vollständig ernähren, um sie an den Plaz zu feßeln. Durch unsere Anstalten sind Vögel, die im Frühlinge nach Pläzen suchten, wo sie sich anbauen könnten, in unserem Garten geblieben, sie sind, da sie die Bequemlichkeit sahen, und Nahrung wußten, im nächsten Jahre wieder gekommen oder, wenn sie Wintervögel waren, gar nicht fortgegangen. Weil aber auch die Jungen ein Heimathsgefühl ha¬ ben, und gerne an Stellen bleiben, wo sie zuerst die Welt erblickten, so erkoren sich auch diese den Garten zu ihrem künftigen Aufenthaltsorte. Zu den vorhan¬ denen kamen von Zeit zu Zeit auch neue Einwande¬ rer, und so vermehrt sich die Zahl der Vögel in dem Garten und sogar in der nächsten Umgebung von Jahr zu Jahr. Selbst solche Vögel, die sonst nicht gewöhnlich in Gärten sind, sondern mehr in Wäldern und abgelegenen Gebüschen, sind gelegentlich gekom¬ men, und da es ihnen gefiel, da geblieben, wenn ih¬ nen auch manche Dinge, die sonst der Wald und die Einsamkeit gewährt, hier abgehen mochten. Zur Nah¬ rung rechnen wir auch Licht Luft und Wärme. Diese Dinge geben wir nach Bedarf dadurch, daß wir die
halten. Im Winter, in welchem einige Arten dablei¬ ben, und in Zeiten, wo ihre natürliche Koſt ganz mangelt, muß man ſie vollſtändig ernähren, um ſie an den Plaz zu feßeln. Durch unſere Anſtalten ſind Vögel, die im Frühlinge nach Pläzen ſuchten, wo ſie ſich anbauen könnten, in unſerem Garten geblieben, ſie ſind, da ſie die Bequemlichkeit ſahen, und Nahrung wußten, im nächſten Jahre wieder gekommen oder, wenn ſie Wintervögel waren, gar nicht fortgegangen. Weil aber auch die Jungen ein Heimathsgefühl ha¬ ben, und gerne an Stellen bleiben, wo ſie zuerſt die Welt erblickten, ſo erkoren ſich auch dieſe den Garten zu ihrem künftigen Aufenthaltsorte. Zu den vorhan¬ denen kamen von Zeit zu Zeit auch neue Einwande¬ rer, und ſo vermehrt ſich die Zahl der Vögel in dem Garten und ſogar in der nächſten Umgebung von Jahr zu Jahr. Selbſt ſolche Vögel, die ſonſt nicht gewöhnlich in Gärten ſind, ſondern mehr in Wäldern und abgelegenen Gebüſchen, ſind gelegentlich gekom¬ men, und da es ihnen gefiel, da geblieben, wenn ih¬ nen auch manche Dinge, die ſonſt der Wald und die Einſamkeit gewährt, hier abgehen mochten. Zur Nah¬ rung rechnen wir auch Licht Luft und Wärme. Dieſe Dinge geben wir nach Bedarf dadurch, daß wir die
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halten. Im Winter, in welchem einige Arten dablei¬
ben, und in Zeiten, wo ihre natürliche Koſt ganz
mangelt, muß man ſie vollſtändig ernähren, um ſie
an den Plaz zu feßeln. Durch unſere Anſtalten ſind
Vögel, die im Frühlinge nach Pläzen ſuchten, wo ſie
ſich anbauen könnten, in unſerem Garten geblieben,
ſie ſind, da ſie die Bequemlichkeit ſahen, und Nahrung
wußten, im nächſten Jahre wieder gekommen oder,
wenn ſie Wintervögel waren, gar nicht fortgegangen.
Weil aber auch die Jungen ein Heimathsgefühl ha¬
ben, und gerne an Stellen bleiben, wo ſie zuerſt die
Welt erblickten, ſo erkoren ſich auch dieſe den Garten
zu ihrem künftigen Aufenthaltsorte. Zu den vorhan¬
denen kamen von Zeit zu Zeit auch neue Einwande¬
rer, und ſo vermehrt ſich die Zahl der Vögel in dem
Garten und ſogar in der nächſten Umgebung von
Jahr zu Jahr. Selbſt ſolche Vögel, die ſonſt nicht
gewöhnlich in Gärten ſind, ſondern mehr in Wäldern
und abgelegenen Gebüſchen, ſind gelegentlich gekom¬
men, und da es ihnen gefiel, da geblieben, wenn ih¬
nen auch manche Dinge, die ſonſt der Wald und die
Einſamkeit gewährt, hier abgehen mochten. Zur Nah¬
rung rechnen wir auch Licht Luft und Wärme. Dieſe
Dinge geben wir nach Bedarf dadurch, daß wir die
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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 236. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/250>, abgerufen am 22.11.2024.
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