Kitte verstrichen, daß keine Nässe in das Holz drin¬ gen, und in dem noch gesunden Theile eine Krank¬ heit erzeugen kann. Und so würde in einem Garten nie eine Kahlheit zu erblicken sein, wenn nicht äußere Feinde kämen, die eine solche zu bewirken trachteten. Derlei Feinde sind Hagel Wolkenbrüche und ähnliche Naturerscheinungen, gegen die es keine Mittel gibt. Sie schaden aber auch nicht so sehr. In unseren Ge¬ genden sind sie selten, und ihre Wirkungen können auch leicht durch schnelles Beseitigen des Zerstörten durch Nachwuchs und Nachpflanzungen unbemerkbar gemacht werden. Aber gefährlichere Gegner sind die Insekten, diese können die Güte eines Gartens zerstö¬ ren, können seine Schönheit entstellen, und ihm in manchen Jahren einen wahrhaft traurigen Anblick geben. Dies ist der Umstand, von dem ich sagte, daß ich seiner zulezt Erwähnung thun werde. Ihr seht, daß unser Garten von der Insektenplage, die ihr, wie ihr sagt, auf eurer Wanderung an anderen Bäumen bemerkt habt, in diesem Jahre frei ist."
"Ich habe Äpfelbäume an warmen und stillen Orten fast ganz entlaubt gesehen," antwortete ich. "Es sind mir mehrere Fälle dieser Art vorgekommen. Aber daß einzelne Äste entlaubt waren, daß das Laub
Kitte verſtrichen, daß keine Näſſe in das Holz drin¬ gen, und in dem noch geſunden Theile eine Krank¬ heit erzeugen kann. Und ſo würde in einem Garten nie eine Kahlheit zu erblicken ſein, wenn nicht äußere Feinde kämen, die eine ſolche zu bewirken trachteten. Derlei Feinde ſind Hagel Wolkenbrüche und ähnliche Naturerſcheinungen, gegen die es keine Mittel gibt. Sie ſchaden aber auch nicht ſo ſehr. In unſeren Ge¬ genden ſind ſie ſelten, und ihre Wirkungen können auch leicht durch ſchnelles Beſeitigen des Zerſtörten durch Nachwuchs und Nachpflanzungen unbemerkbar gemacht werden. Aber gefährlichere Gegner ſind die Inſekten, dieſe können die Güte eines Gartens zerſtö¬ ren, können ſeine Schönheit entſtellen, und ihm in manchen Jahren einen wahrhaft traurigen Anblick geben. Dies iſt der Umſtand, von dem ich ſagte, daß ich ſeiner zulezt Erwähnung thun werde. Ihr ſeht, daß unſer Garten von der Inſektenplage, die ihr, wie ihr ſagt, auf eurer Wanderung an anderen Bäumen bemerkt habt, in dieſem Jahre frei iſt.“
„Ich habe Äpfelbäume an warmen und ſtillen Orten faſt ganz entlaubt geſehen,“ antwortete ich. „Es ſind mir mehrere Fälle dieſer Art vorgekommen. Aber daß einzelne Äſte entlaubt waren, daß das Laub
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Kitte verſtrichen, daß keine Näſſe in das Holz drin¬
gen, und in dem noch geſunden Theile eine Krank¬
heit erzeugen kann. Und ſo würde in einem Garten
nie eine Kahlheit zu erblicken ſein, wenn nicht äußere
Feinde kämen, die eine ſolche zu bewirken trachteten.
Derlei Feinde ſind Hagel Wolkenbrüche und ähnliche
Naturerſcheinungen, gegen die es keine Mittel gibt.
Sie ſchaden aber auch nicht ſo ſehr. In unſeren Ge¬
genden ſind ſie ſelten, und ihre Wirkungen können
auch leicht durch ſchnelles Beſeitigen des Zerſtörten
durch Nachwuchs und Nachpflanzungen unbemerkbar
gemacht werden. Aber gefährlichere Gegner ſind die
Inſekten, dieſe können die Güte eines Gartens zerſtö¬
ren, können ſeine Schönheit entſtellen, und ihm in
manchen Jahren einen wahrhaft traurigen Anblick
geben. Dies iſt der Umſtand, von dem ich ſagte, daß
ich ſeiner zulezt Erwähnung thun werde. Ihr ſeht,
daß unſer Garten von der Inſektenplage, die ihr, wie
ihr ſagt, auf eurer Wanderung an anderen Bäumen
bemerkt habt, in dieſem Jahre frei iſt.“
„Ich habe Äpfelbäume an warmen und ſtillen
Orten faſt ganz entlaubt geſehen,“ antwortete ich.
„Es ſind mir mehrere Fälle dieſer Art vorgekommen.
Aber daß einzelne Äſte entlaubt waren, daß das Laub
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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/243>, abgerufen am 23.11.2024.
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