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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857.

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Für die alten geschnizten und eingelegten Geräthe
wurde auch ein eigenes Zimmer hergerichtet. Der
Vater hatte einmal aus dem Gebirge eine Zimmerdecke
mitgebracht, welche aus Lindenholz und aus dem
Holze der Zirbelkiefer geschnizt war. Diese Decke ließ
er zusammen legen, und ließ sie mit einigen Zuthaten
versehen, die man nicht merkte, so daß sie als Decke
in dieses Zimmer paßte. Das freute uns Kinder sehr,
und wir saßen nun doppelt gerne in dem alten Zim¬
mer, wenn uns an Abenden der Vater und die Mut¬
ter dahin führten, und arbeiteten dort etwas, und
ließen uns von den Zeiten erzählen, in denen solche
Sachen gemacht worden sind.

Am Ende eines hölzernen Ganges, der in dem
ersten Geschosse des Hauses gegen den Garten hinaus
lief, ließ er ein gläsernes Stübchen machen, das heißt,
ein Stübchen, dessen zwei Wände, die gegen den Gar¬
ten schauten, aus lauter Glastafeln bestanden; denn
die Hinterwände waren Holz. In dieses Stübchen
that er alte Waffen aus verschiedenen Zeiten und mit
verschiedenen Gestalten. Er ließ an den Stäben, in
die das Glas gefügt war, viel Epheu aus dem Gar¬
ten herauf wachsen, auch im Innern ließ er Epheu an
dem Gerippe ranken, daß derselbe um die alten Waffen

Für die alten geſchnizten und eingelegten Geräthe
wurde auch ein eigenes Zimmer hergerichtet. Der
Vater hatte einmal aus dem Gebirge eine Zimmerdecke
mitgebracht, welche aus Lindenholz und aus dem
Holze der Zirbelkiefer geſchnizt war. Dieſe Decke ließ
er zuſammen legen, und ließ ſie mit einigen Zuthaten
verſehen, die man nicht merkte, ſo daß ſie als Decke
in dieſes Zimmer paßte. Das freute uns Kinder ſehr,
und wir ſaßen nun doppelt gerne in dem alten Zim¬
mer, wenn uns an Abenden der Vater und die Mut¬
ter dahin führten, und arbeiteten dort etwas, und
ließen uns von den Zeiten erzählen, in denen ſolche
Sachen gemacht worden ſind.

Am Ende eines hölzernen Ganges, der in dem
erſten Geſchoſſe des Hauſes gegen den Garten hinaus
lief, ließ er ein gläſernes Stübchen machen, das heißt,
ein Stübchen, deſſen zwei Wände, die gegen den Gar¬
ten ſchauten, aus lauter Glastafeln beſtanden; denn
die Hinterwände waren Holz. In dieſes Stübchen
that er alte Waffen aus verſchiedenen Zeiten und mit
verſchiedenen Geſtalten. Er ließ an den Stäben, in
die das Glas gefügt war, viel Epheu aus dem Gar¬
ten herauf wachſen, auch im Innern ließ er Epheu an
dem Gerippe ranken, daß derſelbe um die alten Waffen

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[9/0023] Für die alten geſchnizten und eingelegten Geräthe wurde auch ein eigenes Zimmer hergerichtet. Der Vater hatte einmal aus dem Gebirge eine Zimmerdecke mitgebracht, welche aus Lindenholz und aus dem Holze der Zirbelkiefer geſchnizt war. Dieſe Decke ließ er zuſammen legen, und ließ ſie mit einigen Zuthaten verſehen, die man nicht merkte, ſo daß ſie als Decke in dieſes Zimmer paßte. Das freute uns Kinder ſehr, und wir ſaßen nun doppelt gerne in dem alten Zim¬ mer, wenn uns an Abenden der Vater und die Mut¬ ter dahin führten, und arbeiteten dort etwas, und ließen uns von den Zeiten erzählen, in denen ſolche Sachen gemacht worden ſind. Am Ende eines hölzernen Ganges, der in dem erſten Geſchoſſe des Hauſes gegen den Garten hinaus lief, ließ er ein gläſernes Stübchen machen, das heißt, ein Stübchen, deſſen zwei Wände, die gegen den Gar¬ ten ſchauten, aus lauter Glastafeln beſtanden; denn die Hinterwände waren Holz. In dieſes Stübchen that er alte Waffen aus verſchiedenen Zeiten und mit verſchiedenen Geſtalten. Er ließ an den Stäben, in die das Glas gefügt war, viel Epheu aus dem Gar¬ ten herauf wachſen, auch im Innern ließ er Epheu an dem Gerippe ranken, daß derſelbe um die alten Waffen

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/23>, abgerufen am 24.11.2024.