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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857.

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daß, wenn man einen solchen Block auseinandersägt,
und die Sägefläche glättet, sich die schönste Gestaltung
von Farbe und Zeichnung in Ringen Flammen und
allerlei Schlangenzügen darstellt, so daß diese Gat¬
tung Erlenholz sehr gesucht für Schreinerarbeiten
und sehr kostbar ist. Als ich das Anwesen hier ge¬
kauft, die Wiese besehen, und die Erlenblöcke entdeckt
hatte, ließ ich einen ausgraben, auseinandersägen,
und untersuchte ihn dann. Da fand ich, der ich da¬
mals im Erkennen des Holzes schon mehrere Übung
hatte, daß diese Blöcke zu den schönsten gehören, die
bestehen, und daß die feurige Farbe und der weiche
seidenartige Glanz des Holzes, auf welche Dinge man
besonders das Augenmerk richtet, kaum ihres Gleichen
haben dürften. Ich ließ mehrere Blöcke ausgraben,
und Blätter aus ihnen schneiden. Ihr werdet die
Verwendung derselben in unserer Nachbarschaft
sehen, wenn ihr uns wieder besuchen wollt, und
uns Zeit gebt, euch dorthin zu führen, wo sie sind.
Die übrigen Blöcke ließ ich in dem Boden als einen
Schaz, der da bleiben, und sich vermehren sollte. Nur
wenn einer derselben nicht mehr zu treiben, sondern
vielmehr abzusterben beginnt, wird er herausgenom¬
men, und wird zu Blättern geschnitten, welche ich

daß, wenn man einen ſolchen Block auseinanderſägt,
und die Sägefläche glättet, ſich die ſchönſte Geſtaltung
von Farbe und Zeichnung in Ringen Flammen und
allerlei Schlangenzügen darſtellt, ſo daß dieſe Gat¬
tung Erlenholz ſehr geſucht für Schreinerarbeiten
und ſehr koſtbar iſt. Als ich das Anweſen hier ge¬
kauft, die Wieſe beſehen, und die Erlenblöcke entdeckt
hatte, ließ ich einen ausgraben, auseinanderſägen,
und unterſuchte ihn dann. Da fand ich, der ich da¬
mals im Erkennen des Holzes ſchon mehrere Übung
hatte, daß dieſe Blöcke zu den ſchönſten gehören, die
beſtehen, und daß die feurige Farbe und der weiche
ſeidenartige Glanz des Holzes, auf welche Dinge man
beſonders das Augenmerk richtet, kaum ihres Gleichen
haben dürften. Ich ließ mehrere Blöcke ausgraben,
und Blätter aus ihnen ſchneiden. Ihr werdet die
Verwendung derſelben in unſerer Nachbarſchaft
ſehen, wenn ihr uns wieder beſuchen wollt, und
uns Zeit gebt, euch dorthin zu führen, wo ſie ſind.
Die übrigen Blöcke ließ ich in dem Boden als einen
Schaz, der da bleiben, und ſich vermehren ſollte. Nur
wenn einer derſelben nicht mehr zu treiben, ſondern
vielmehr abzuſterben beginnt, wird er herausgenom¬
men, und wird zu Blättern geſchnitten, welche ich

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[210/0224] daß, wenn man einen ſolchen Block auseinanderſägt, und die Sägefläche glättet, ſich die ſchönſte Geſtaltung von Farbe und Zeichnung in Ringen Flammen und allerlei Schlangenzügen darſtellt, ſo daß dieſe Gat¬ tung Erlenholz ſehr geſucht für Schreinerarbeiten und ſehr koſtbar iſt. Als ich das Anweſen hier ge¬ kauft, die Wieſe beſehen, und die Erlenblöcke entdeckt hatte, ließ ich einen ausgraben, auseinanderſägen, und unterſuchte ihn dann. Da fand ich, der ich da¬ mals im Erkennen des Holzes ſchon mehrere Übung hatte, daß dieſe Blöcke zu den ſchönſten gehören, die beſtehen, und daß die feurige Farbe und der weiche ſeidenartige Glanz des Holzes, auf welche Dinge man beſonders das Augenmerk richtet, kaum ihres Gleichen haben dürften. Ich ließ mehrere Blöcke ausgraben, und Blätter aus ihnen ſchneiden. Ihr werdet die Verwendung derſelben in unſerer Nachbarſchaft ſehen, wenn ihr uns wieder beſuchen wollt, und uns Zeit gebt, euch dorthin zu führen, wo ſie ſind. Die übrigen Blöcke ließ ich in dem Boden als einen Schaz, der da bleiben, und ſich vermehren ſollte. Nur wenn einer derſelben nicht mehr zu treiben, ſondern vielmehr abzuſterben beginnt, wird er herausgenom¬ men, und wird zu Blättern geſchnitten, welche ich

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 210. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/224>, abgerufen am 25.11.2024.