Filidor der Dorfferer [i. e. Stieler, Kaspar von]: Die Geharnschte Venus. Hamburg, 1660.Lezteres Zehen. 1. BUschgen henkt' ihr Häuptchen niederund ließ herbe Seuffzer gehn/ die sonst muntern Augen-lieder hatte sie halb offen stehn/ wie sie die verzukkten mahlen in Dionen Saalen. 2. Der gehemmte Pulß der Händeschlug ganz sacht und langsam an/ wie/ wenn einer nah' am Ende kaum das Herze rühren kan. Jhrer Wangen Rosen blichen Geist und wärme wichen. 3. Seban hatte sich gelegetauff der liebsten Doris Mund und/ wie ein Verliebter pfleget/ als/ dehm alles war vergunnt/ durfft' er sich mit tausend Schmäzzen öffentlich ergezzen. 4. Jch vermerkte bald die Kreide/daß diß treu-verliebte Paar/ zu O
Lezteres Zehen. 1. BUſchgen henkt’ ihr Haͤuptchen niederund ließ herbe Seuffzer gehn/ die ſonſt muntern Augen-lieder hatte ſie halb offen ſtehn/ wie ſie die verzukkten mahlen in Dionen Saalen. 2. Der gehemmte Pulß der Haͤndeſchlug ganz ſacht und langſam an/ wie/ wenn einer nah’ am Ende kaum das Herze ruͤhren kan. Jhrer Wangen Roſen blichen Geiſt und waͤrme wichen. 3. Seban hatte ſich gelegetauff der liebſten Doris Mund und/ wie ein Verliebter pfleget/ als/ dehm alles war vergunnt/ durfft’ er ſich mit tauſend Schmaͤzzen oͤffentlich ergezzen. 4. Jch vermerkte bald die Kreide/daß diß treu-verliebte Paar/ zu O
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0315" n="261"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Lezteres Zehen.</hi> </fw><lb/> <lg n="1"> <head>1.</head><lb/> <l><hi rendition="#in">B</hi>Uſchgen henkt’ ihr Haͤuptchen nieder</l><lb/> <l>und ließ herbe Seuffzer gehn/</l><lb/> <l>die ſonſt muntern Augen-lieder</l><lb/> <l>hatte ſie halb offen ſtehn/</l><lb/> <l>wie ſie die verzukkten mahlen</l><lb/> <l>in Dionen Saalen.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <head>2.</head><lb/> <l>Der gehemmte Pulß der Haͤnde<lb/> ſchlug ganz ſacht und langſam an/</l><lb/> <l>wie/ wenn einer nah’ am Ende</l><lb/> <l>kaum das Herze ruͤhren kan.</l><lb/> <l>Jhrer Wangen Roſen blichen</l><lb/> <l>Geiſt und waͤrme wichen.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <head>3.</head><lb/> <l>Seban hatte ſich geleget</l><lb/> <l>auff der liebſten Doris Mund</l><lb/> <l>und/ wie ein Verliebter pfleget/</l><lb/> <l>als/ dehm alles war vergunnt/</l><lb/> <l>durfft’ er ſich mit tauſend Schmaͤzzen<lb/> oͤffentlich ergezzen.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <head>4.</head><lb/> <l>Jch vermerkte bald die Kreide/</l><lb/> <l>daß diß treu-verliebte Paar/<lb/> <fw place="bottom" type="sig">O</fw><fw place="bottom" type="catch">zu</fw><lb/></l> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [261/0315]
Lezteres Zehen.
1.
BUſchgen henkt’ ihr Haͤuptchen nieder
und ließ herbe Seuffzer gehn/
die ſonſt muntern Augen-lieder
hatte ſie halb offen ſtehn/
wie ſie die verzukkten mahlen
in Dionen Saalen.
2.
Der gehemmte Pulß der Haͤnde
ſchlug ganz ſacht und langſam an/
wie/ wenn einer nah’ am Ende
kaum das Herze ruͤhren kan.
Jhrer Wangen Roſen blichen
Geiſt und waͤrme wichen.
3.
Seban hatte ſich geleget
auff der liebſten Doris Mund
und/ wie ein Verliebter pfleget/
als/ dehm alles war vergunnt/
durfft’ er ſich mit tauſend Schmaͤzzen
oͤffentlich ergezzen.
4.
Jch vermerkte bald die Kreide/
daß diß treu-verliebte Paar/
zu
O
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |