Filidor der Dorfferer [i. e. Stieler, Kaspar von]: Die Geharnschte Venus. Hamburg, 1660.Geharnschter Venus 6. Pfeifft erbärmlich/ Lufft und Winde/Echo ächz es in die Gründe/ wo ich mich verzweifelt finde! diese Faust ist schon gerüstet mir zutuhn den lezten Stoß. Meine Marter ist zu groß/ daß mich nicht zuleben lüstet. 7. Hohlt mich ab/ ihr junge Hirten/beyde soll ein Grab bewirten. Leget uns in grüne Myrten. die das Leben nie geschieden/ trennet auch die lezte Pflicht und der Riß der Parzen nicht/ der sonst alles kan zerglieden. 8. Brechet auß den Marmor-steinenvon den allerreinsten einen/ drauff soll diese Schrifft erscheinen: Die im Leben treu verharret stets ein Geist und eine Seel' Ach! die hat in diese Höl' Amor selber eingescharret. Auff
Geharnſchter Venus 6. Pfeifft erbaͤrmlich/ Lufft und Winde/Echo aͤchz es in die Gruͤnde/ wo ich mich verzweifelt finde! dieſe Fauſt iſt ſchon geruͤſtet mir zutuhn den lezten Stoß. Meine Marter iſt zu groß/ daß mich nicht zuleben luͤſtet. 7. Hohlt mich ab/ ihr junge Hirten/beyde ſoll ein Grab bewirten. Leget uns in gruͤne Myrten. die das Leben nie geſchieden/ trennet auch die lezte Pflicht und der Riß der Parzen nicht/ der ſonſt alles kan zerglieden. 8. Brechet auß den Marmor-ſteinenvon den allerreinſten einen/ drauff ſoll dieſe Schrifft erſcheinen: Die im Leben treu verharret ſtets ein Geiſt und eine Seel’ Ach! die hat in dieſe Hoͤl’ Amor ſelber eingeſcharret. Auff
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0264" n="214"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Geharnſchter Venus</hi> </fw><lb/> <lg n="6"> <head>6.</head><lb/> <l>Pfeifft erbaͤrmlich/ Lufft und Winde/</l><lb/> <l>Echo aͤchz es in die Gruͤnde/</l><lb/> <l>wo ich mich verzweifelt finde<hi rendition="#i">!</hi></l><lb/> <l>dieſe Fauſt iſt ſchon geruͤſtet</l><lb/> <l>mir zutuhn den lezten Stoß.</l><lb/> <l>Meine Marter iſt zu groß/</l><lb/> <l>daß mich nicht zuleben luͤſtet.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <head>7.</head><lb/> <l>Hohlt mich ab/ ihr junge Hirten/</l><lb/> <l>beyde ſoll ein Grab bewirten.</l><lb/> <l>Leget uns in gruͤne Myrten.</l><lb/> <l>die das Leben nie geſchieden/</l><lb/> <l>trennet auch die lezte Pflicht</l><lb/> <l>und der Riß der Parzen nicht/</l><lb/> <l>der ſonſt alles kan zerglieden.</l> </lg><lb/> <lg n="8"> <head>8.</head><lb/> <l>Brechet auß den Marmor-ſteinen</l><lb/> <l>von den allerreinſten einen/</l><lb/> <l>drauff ſoll dieſe Schrifft erſcheinen<hi rendition="#i">:</hi></l><lb/> <l>Die im Leben treu verharret<lb/> ſtets ein Geiſt und eine Seel’</l><lb/> <l>Ach<hi rendition="#i">!</hi> die hat in dieſe Hoͤl’</l><lb/> <l>Amor ſelber eingeſcharret.</l> </lg> </lg><lb/> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Auff</hi> </fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [214/0264]
Geharnſchter Venus
6.
Pfeifft erbaͤrmlich/ Lufft und Winde/
Echo aͤchz es in die Gruͤnde/
wo ich mich verzweifelt finde!
dieſe Fauſt iſt ſchon geruͤſtet
mir zutuhn den lezten Stoß.
Meine Marter iſt zu groß/
daß mich nicht zuleben luͤſtet.
7.
Hohlt mich ab/ ihr junge Hirten/
beyde ſoll ein Grab bewirten.
Leget uns in gruͤne Myrten.
die das Leben nie geſchieden/
trennet auch die lezte Pflicht
und der Riß der Parzen nicht/
der ſonſt alles kan zerglieden.
8.
Brechet auß den Marmor-ſteinen
von den allerreinſten einen/
drauff ſoll dieſe Schrifft erſcheinen:
Die im Leben treu verharret
ſtets ein Geiſt und eine Seel’
Ach! die hat in dieſe Hoͤl’
Amor ſelber eingeſcharret.
Auff
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/stieler_venus_1660 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/stieler_venus_1660/264 |
Zitationshilfe: | Filidor der Dorfferer [i. e. Stieler, Kaspar von]: Die Geharnschte Venus. Hamburg, 1660, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieler_venus_1660/264>, abgerufen am 22.07.2024. |