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Steub, Ludwig: Drei Sommer in Tirol. München, 1846.

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Zeit drehten sie sich sämmtlich um und verwunderten sich über den Fremden, der seinerseits auch allen Grund zu haben glaubte sich über sie zu verwundern. Noch ärger war die Neugierde unter den Bauern, die in großer Anzahl im kleinen Wirthshause versammelt waren. Da zeigten sich alle Fenster mit Köpfen eingerammt zu Ehren des unbekannten Pilgers, und in der Trinkstube war kaum der Weg zum Tisch zu bahnen. Sie staunten alle, aber sie sprachen nicht.

Vor dem hölzernen Gasthöfchen zu Damils steht zwar ein lustiger Maibaum, als wenn's da je zuweilen hoch herginge, aber innerlich ist es ein rußig schwarzes Haus, finster und, abgesehen von der Gutmüthigkeit der Leute, etwas unwirthlich. Deßwegen sind denn auch, wie in solchen selten besuchten Alpengegenden der Brauch, im Pfarrhof ein paar Gastbetten aufgeschlagen, die der Fremde in Anspruch nehmen darf. Im übrigen ist dieser Pfarrhof nichts als ein kleines hölzernes Alpenhaus, zwischen dem Wirth und der Kirche gelegen, und diese drei Gebäude bilden den Stock der Gemeinde, auf den die übrigen Heimathen weit herum von den Bergen herunterschauen. Die jetzige Kirche zu Damils ist mit Ausnahme des neueren Thurmes im Jahr 1484 gebaut, nachdem die ältere abgebrannt war. Auf diese ältere geht ein in der Kirchenlade verwahrter Brief Grafen Rudolfs von Montfort, gegeben zu Feldkirch nach Christus Geburt im 1382sten Jahr, worin er den Walsern zu Damils aufträgt ihrer Kirche, die seine Vorfahren erbauen und gestift han, die Zehenten und Gilten getreulich abzugeben. Jetzt sieht man an der äußern Wand die dem Thal zugekehrt ist hoch oben den Bindenschild von Oesterreich und die rothe Fahne der Grafen von Montfort aufgemalt. In einer Nische der Kirche ist auch die alte gothische Tafel zu sehen, die ehedem auf dem Hochaltar stand. In ihren Zellen sind vier Heilige in früherer Kunst zierlich geschnitzt und bemalt, darunter St. Theodul, der Bischof von Sitten, der hier zu Land seine eigene Bedeutung hat, die wir später hervorheben werden. Im spitzbogigen Chor der Kirche thürmt sich ein steinernes Sacramenthäuschen in leichten gothischen Schnörkeln empor. Die Decke

Zeit drehten sie sich sämmtlich um und verwunderten sich über den Fremden, der seinerseits auch allen Grund zu haben glaubte sich über sie zu verwundern. Noch ärger war die Neugierde unter den Bauern, die in großer Anzahl im kleinen Wirthshause versammelt waren. Da zeigten sich alle Fenster mit Köpfen eingerammt zu Ehren des unbekannten Pilgers, und in der Trinkstube war kaum der Weg zum Tisch zu bahnen. Sie staunten alle, aber sie sprachen nicht.

Vor dem hölzernen Gasthöfchen zu Damils steht zwar ein lustiger Maibaum, als wenn’s da je zuweilen hoch herginge, aber innerlich ist es ein rußig schwarzes Haus, finster und, abgesehen von der Gutmüthigkeit der Leute, etwas unwirthlich. Deßwegen sind denn auch, wie in solchen selten besuchten Alpengegenden der Brauch, im Pfarrhof ein paar Gastbetten aufgeschlagen, die der Fremde in Anspruch nehmen darf. Im übrigen ist dieser Pfarrhof nichts als ein kleines hölzernes Alpenhaus, zwischen dem Wirth und der Kirche gelegen, und diese drei Gebäude bilden den Stock der Gemeinde, auf den die übrigen Heimathen weit herum von den Bergen herunterschauen. Die jetzige Kirche zu Damils ist mit Ausnahme des neueren Thurmes im Jahr 1484 gebaut, nachdem die ältere abgebrannt war. Auf diese ältere geht ein in der Kirchenlade verwahrter Brief Grafen Rudolfs von Montfort, gegeben zu Feldkirch nach Christus Geburt im 1382sten Jahr, worin er den Walsern zu Damils aufträgt ihrer Kirche, die seine Vorfahren erbauen und gestift han, die Zehenten und Gilten getreulich abzugeben. Jetzt sieht man an der äußern Wand die dem Thal zugekehrt ist hoch oben den Bindenschild von Oesterreich und die rothe Fahne der Grafen von Montfort aufgemalt. In einer Nische der Kirche ist auch die alte gothische Tafel zu sehen, die ehedem auf dem Hochaltar stand. In ihren Zellen sind vier Heilige in früherer Kunst zierlich geschnitzt und bemalt, darunter St. Theodul, der Bischof von Sitten, der hier zu Land seine eigene Bedeutung hat, die wir später hervorheben werden. Im spitzbogigen Chor der Kirche thürmt sich ein steinernes Sacramenthäuschen in leichten gothischen Schnörkeln empor. Die Decke

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[86/0091] Zeit drehten sie sich sämmtlich um und verwunderten sich über den Fremden, der seinerseits auch allen Grund zu haben glaubte sich über sie zu verwundern. Noch ärger war die Neugierde unter den Bauern, die in großer Anzahl im kleinen Wirthshause versammelt waren. Da zeigten sich alle Fenster mit Köpfen eingerammt zu Ehren des unbekannten Pilgers, und in der Trinkstube war kaum der Weg zum Tisch zu bahnen. Sie staunten alle, aber sie sprachen nicht. Vor dem hölzernen Gasthöfchen zu Damils steht zwar ein lustiger Maibaum, als wenn’s da je zuweilen hoch herginge, aber innerlich ist es ein rußig schwarzes Haus, finster und, abgesehen von der Gutmüthigkeit der Leute, etwas unwirthlich. Deßwegen sind denn auch, wie in solchen selten besuchten Alpengegenden der Brauch, im Pfarrhof ein paar Gastbetten aufgeschlagen, die der Fremde in Anspruch nehmen darf. Im übrigen ist dieser Pfarrhof nichts als ein kleines hölzernes Alpenhaus, zwischen dem Wirth und der Kirche gelegen, und diese drei Gebäude bilden den Stock der Gemeinde, auf den die übrigen Heimathen weit herum von den Bergen herunterschauen. Die jetzige Kirche zu Damils ist mit Ausnahme des neueren Thurmes im Jahr 1484 gebaut, nachdem die ältere abgebrannt war. Auf diese ältere geht ein in der Kirchenlade verwahrter Brief Grafen Rudolfs von Montfort, gegeben zu Feldkirch nach Christus Geburt im 1382sten Jahr, worin er den Walsern zu Damils aufträgt ihrer Kirche, die seine Vorfahren erbauen und gestift han, die Zehenten und Gilten getreulich abzugeben. Jetzt sieht man an der äußern Wand die dem Thal zugekehrt ist hoch oben den Bindenschild von Oesterreich und die rothe Fahne der Grafen von Montfort aufgemalt. In einer Nische der Kirche ist auch die alte gothische Tafel zu sehen, die ehedem auf dem Hochaltar stand. In ihren Zellen sind vier Heilige in früherer Kunst zierlich geschnitzt und bemalt, darunter St. Theodul, der Bischof von Sitten, der hier zu Land seine eigene Bedeutung hat, die wir später hervorheben werden. Im spitzbogigen Chor der Kirche thürmt sich ein steinernes Sacramenthäuschen in leichten gothischen Schnörkeln empor. Die Decke

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Zitationshilfe: Steub, Ludwig: Drei Sommer in Tirol. München, 1846, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/steub_tirol_1846/91>, abgerufen am 24.11.2024.