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Steub, Ludwig: Drei Sommer in Tirol. München, 1846.

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weisend erachtet, weil er nur mehr in einer unbeglaubigten Abschrift vorliegt und an einem bedenklichen Anachronismus leidet. Sowohl unter Ludwig dem Brandenburger als auf den beiden Landtagen, welche 1361 zu Meran und 1363 bei der Uebergabe der Grafschaft an die Herzoge von Oesterreich zu Bozen abgehalten wurden, traten übrigens die nachmaligen vier Stände schon kennbar und deutlich hervor, wenn auch der Bauer erst seit Friedrich mit der leeren Tasche, der ihm so viel verdankte, seine standschaftlichen Rechte gesichert sah. Mit den Jahren entfalteten sich die Formen der ständischen Vertretung immer reichlicher, und in den letzten Zeiten vor der durch die bayerische Regierung verfügten Aufhebung hatte sie ungefähr folgenden Bestand:

Die vier Stände waren der Prälatenstand, der Herren- und Ritterstand, der Bürgerstand und der Bauernstand.

In voller Anzahl erschienen die Stände auf den offenen Landtagen, welche früher oftmals, von 1720 bis 1790 aber nicht mehr berufen wurden. Der letzte offene Landtag in seinem ganzen alterthümlichen Glanze trat im Jahre 1790 zusammen, als Kaiser Leopold den Tirolern, sintemalen sie durch die Reformen seines Vorgängers schwierig geworden, Gelegenheit geben wollte, ihre Wünsche und Beschwerden in feierlicher Versammlung darzulegen. Dazu erschienen vom Prälatenstande die Gesandten der Fürstbischöfe von Trient und Brixen, welche bis in die letzten Zeiten die Territorialhoheit Oesterreichs bestritten und sich am liebsten Conföderirte nannten; ferner die Abgeordneten dieser beiden Domcapitel, der deutsche Ordens-Commenthur an der Etsch und im Gebirge, die Pröpste der Collegiatstifte von Bozen und Innichen (ersterer für die Aebtissin des aufgehobenen Klosters Steinach bei Meran), die Pröpste der Augustinerstifte zu Wälschmichael, Grieß und Neustift, die Aebte von Wilten, Stams, Marienberg und Georgenberg (Viecht), endlich die Aebtissin des Damenstifts zu Innsbruck für das aufgehobene Kloster Sonnenburg; für den Prior der Karthause zu Schnals trat das Collegiatstift Arco ein.

weisend erachtet, weil er nur mehr in einer unbeglaubigten Abschrift vorliegt und an einem bedenklichen Anachronismus leidet. Sowohl unter Ludwig dem Brandenburger als auf den beiden Landtagen, welche 1361 zu Meran und 1363 bei der Uebergabe der Grafschaft an die Herzoge von Oesterreich zu Bozen abgehalten wurden, traten übrigens die nachmaligen vier Stände schon kennbar und deutlich hervor, wenn auch der Bauer erst seit Friedrich mit der leeren Tasche, der ihm so viel verdankte, seine standschaftlichen Rechte gesichert sah. Mit den Jahren entfalteten sich die Formen der ständischen Vertretung immer reichlicher, und in den letzten Zeiten vor der durch die bayerische Regierung verfügten Aufhebung hatte sie ungefähr folgenden Bestand:

Die vier Stände waren der Prälatenstand, der Herren- und Ritterstand, der Bürgerstand und der Bauernstand.

In voller Anzahl erschienen die Stände auf den offenen Landtagen, welche früher oftmals, von 1720 bis 1790 aber nicht mehr berufen wurden. Der letzte offene Landtag in seinem ganzen alterthümlichen Glanze trat im Jahre 1790 zusammen, als Kaiser Leopold den Tirolern, sintemalen sie durch die Reformen seines Vorgängers schwierig geworden, Gelegenheit geben wollte, ihre Wünsche und Beschwerden in feierlicher Versammlung darzulegen. Dazu erschienen vom Prälatenstande die Gesandten der Fürstbischöfe von Trient und Brixen, welche bis in die letzten Zeiten die Territorialhoheit Oesterreichs bestritten und sich am liebsten Conföderirte nannten; ferner die Abgeordneten dieser beiden Domcapitel, der deutsche Ordens-Commenthur an der Etsch und im Gebirge, die Pröpste der Collegiatstifte von Bozen und Innichen (ersterer für die Aebtissin des aufgehobenen Klosters Steinach bei Meran), die Pröpste der Augustinerstifte zu Wälschmichael, Grieß und Neustift, die Aebte von Wilten, Stams, Marienberg und Georgenberg (Viecht), endlich die Aebtissin des Damenstifts zu Innsbruck für das aufgehobene Kloster Sonnenburg; für den Prior der Karthause zu Schnals trat das Collegiatstift Arco ein.

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weisend erachtet, weil er nur mehr in einer unbeglaubigten Abschrift vorliegt und an einem bedenklichen Anachronismus leidet. Sowohl unter Ludwig dem Brandenburger als auf den beiden Landtagen, welche 1361 zu Meran und 1363 bei der Uebergabe der Grafschaft an die Herzoge von Oesterreich zu Bozen abgehalten wurden, traten übrigens die nachmaligen vier Stände schon kennbar und deutlich hervor, wenn auch der Bauer erst seit Friedrich mit der leeren Tasche, der ihm so viel verdankte, seine standschaftlichen Rechte gesichert sah. Mit den Jahren entfalteten sich die Formen der ständischen Vertretung immer reichlicher, und in den letzten Zeiten vor der durch die bayerische Regierung verfügten Aufhebung hatte sie ungefähr folgenden Bestand:</p>
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[614/0618] weisend erachtet, weil er nur mehr in einer unbeglaubigten Abschrift vorliegt und an einem bedenklichen Anachronismus leidet. Sowohl unter Ludwig dem Brandenburger als auf den beiden Landtagen, welche 1361 zu Meran und 1363 bei der Uebergabe der Grafschaft an die Herzoge von Oesterreich zu Bozen abgehalten wurden, traten übrigens die nachmaligen vier Stände schon kennbar und deutlich hervor, wenn auch der Bauer erst seit Friedrich mit der leeren Tasche, der ihm so viel verdankte, seine standschaftlichen Rechte gesichert sah. Mit den Jahren entfalteten sich die Formen der ständischen Vertretung immer reichlicher, und in den letzten Zeiten vor der durch die bayerische Regierung verfügten Aufhebung hatte sie ungefähr folgenden Bestand: Die vier Stände waren der Prälatenstand, der Herren- und Ritterstand, der Bürgerstand und der Bauernstand. In voller Anzahl erschienen die Stände auf den offenen Landtagen, welche früher oftmals, von 1720 bis 1790 aber nicht mehr berufen wurden. Der letzte offene Landtag in seinem ganzen alterthümlichen Glanze trat im Jahre 1790 zusammen, als Kaiser Leopold den Tirolern, sintemalen sie durch die Reformen seines Vorgängers schwierig geworden, Gelegenheit geben wollte, ihre Wünsche und Beschwerden in feierlicher Versammlung darzulegen. Dazu erschienen vom Prälatenstande die Gesandten der Fürstbischöfe von Trient und Brixen, welche bis in die letzten Zeiten die Territorialhoheit Oesterreichs bestritten und sich am liebsten Conföderirte nannten; ferner die Abgeordneten dieser beiden Domcapitel, der deutsche Ordens-Commenthur an der Etsch und im Gebirge, die Pröpste der Collegiatstifte von Bozen und Innichen (ersterer für die Aebtissin des aufgehobenen Klosters Steinach bei Meran), die Pröpste der Augustinerstifte zu Wälschmichael, Grieß und Neustift, die Aebte von Wilten, Stams, Marienberg und Georgenberg (Viecht), endlich die Aebtissin des Damenstifts zu Innsbruck für das aufgehobene Kloster Sonnenburg; für den Prior der Karthause zu Schnals trat das Collegiatstift Arco ein.

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Zitationshilfe: Steub, Ludwig: Drei Sommer in Tirol. München, 1846, S. 614. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/steub_tirol_1846/618>, abgerufen am 23.11.2024.