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Steub, Ludwig: Drei Sommer in Tirol. München, 1846.

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Peter Prosch ging also im zehnten Jahre seines Alters außer Landes als herumlaufender Oelträger, errang weniger durch seine Handelschaft, als durch zarte Bitten bei den Bäuerinnen in der Küche, und kam ins Schwabenland und bis nach Dischingen. Dort hörte der Fürst Taxis auf der Jagd von dem kleinen weithosigen Tiroler und verlangte ihn zu sehen. Darauf ließ er ihn waschen, in Lauferkleider stecken und nahm ihn unser sein Hofgesinde. Er lernte dem Fürsten und der Fürstin den Rock küssen und bekam viele Teller voll Confect. Der Läufer Augustin hatte ihn in der Lehre und noch drei andre Jungen mit ihm. Sie liefen alle Tage zur Uebung vier Stunden weit spazieren nach Dillingen. Peterl war der begabteste unter den Zöglingen, lief am schnellsten und bekam daher am wenigsten Schläge. Aber in all der neuen Herrlichkeit am Hofe befiel ihn doch das Heimweh und eines schönen Morgens ging er auf die Flucht. Ein schwarzer trotziger Reiter auf einem weißen Rosse holte ihn indessen wieder ein und brachte ihn an den Hof zurück.

Im Herbste zog der Fürst nach Regensburg und Peter sah nun auch diese berühmte Stadt. Der fürstliche Rath Kirchmayr hatte eine besondere Neigung zu dem Knaben gefaßt und die Frau Räthin suchte ihm etwas Bildung beizubringen. Statt: Hoy, was willst? sollte er nunmehr sagen: Was schaffen Euer Gnaden? Dieß war aber noch zu schwer für sein zartes Alter und als er einmal beim schwarzen Elephanten Salzburger Fuhrleute erfragt hatte, ging er mit ihnen davon und kam wohlbehalten nach Hause, wo er keinen Bissen zu essen hatte.

Tausenderlei Gedanken von großen Herren, von Gnaden und Glücksgütern hatte er von der Reise mitgebracht und nun trat dazu noch auf heimischem Boden das Bild der guten Kaiserin Maria Theresia, von welcher seine Landsleute so viel erzählten. Und siehe da! als er eines Abends schlafen gegangen, träumte ihm ganz natürlich, er sey bei der guten Kaiserin mit dem Hut unterm Arm, welchen sie ihm voll Geld geschenkt und sie lasse ihm in seinem Dorfe eine Wohnung und eine Branntweinhütte bauen. Von da an kein andrer

Peter Prosch ging also im zehnten Jahre seines Alters außer Landes als herumlaufender Oelträger, errang weniger durch seine Handelschaft, als durch zarte Bitten bei den Bäuerinnen in der Küche, und kam ins Schwabenland und bis nach Dischingen. Dort hörte der Fürst Taxis auf der Jagd von dem kleinen weithosigen Tiroler und verlangte ihn zu sehen. Darauf ließ er ihn waschen, in Lauferkleider stecken und nahm ihn unser sein Hofgesinde. Er lernte dem Fürsten und der Fürstin den Rock küssen und bekam viele Teller voll Confect. Der Läufer Augustin hatte ihn in der Lehre und noch drei andre Jungen mit ihm. Sie liefen alle Tage zur Uebung vier Stunden weit spazieren nach Dillingen. Peterl war der begabteste unter den Zöglingen, lief am schnellsten und bekam daher am wenigsten Schläge. Aber in all der neuen Herrlichkeit am Hofe befiel ihn doch das Heimweh und eines schönen Morgens ging er auf die Flucht. Ein schwarzer trotziger Reiter auf einem weißen Rosse holte ihn indessen wieder ein und brachte ihn an den Hof zurück.

Im Herbste zog der Fürst nach Regensburg und Peter sah nun auch diese berühmte Stadt. Der fürstliche Rath Kirchmayr hatte eine besondere Neigung zu dem Knaben gefaßt und die Frau Räthin suchte ihm etwas Bildung beizubringen. Statt: Hoy, was willst? sollte er nunmehr sagen: Was schaffen Euer Gnaden? Dieß war aber noch zu schwer für sein zartes Alter und als er einmal beim schwarzen Elephanten Salzburger Fuhrleute erfragt hatte, ging er mit ihnen davon und kam wohlbehalten nach Hause, wo er keinen Bissen zu essen hatte.

Tausenderlei Gedanken von großen Herren, von Gnaden und Glücksgütern hatte er von der Reise mitgebracht und nun trat dazu noch auf heimischem Boden das Bild der guten Kaiserin Maria Theresia, von welcher seine Landsleute so viel erzählten. Und siehe da! als er eines Abends schlafen gegangen, träumte ihm ganz natürlich, er sey bei der guten Kaiserin mit dem Hut unterm Arm, welchen sie ihm voll Geld geschenkt und sie lasse ihm in seinem Dorfe eine Wohnung und eine Branntweinhütte bauen. Von da an kein andrer

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[550/0554] Peter Prosch ging also im zehnten Jahre seines Alters außer Landes als herumlaufender Oelträger, errang weniger durch seine Handelschaft, als durch zarte Bitten bei den Bäuerinnen in der Küche, und kam ins Schwabenland und bis nach Dischingen. Dort hörte der Fürst Taxis auf der Jagd von dem kleinen weithosigen Tiroler und verlangte ihn zu sehen. Darauf ließ er ihn waschen, in Lauferkleider stecken und nahm ihn unser sein Hofgesinde. Er lernte dem Fürsten und der Fürstin den Rock küssen und bekam viele Teller voll Confect. Der Läufer Augustin hatte ihn in der Lehre und noch drei andre Jungen mit ihm. Sie liefen alle Tage zur Uebung vier Stunden weit spazieren nach Dillingen. Peterl war der begabteste unter den Zöglingen, lief am schnellsten und bekam daher am wenigsten Schläge. Aber in all der neuen Herrlichkeit am Hofe befiel ihn doch das Heimweh und eines schönen Morgens ging er auf die Flucht. Ein schwarzer trotziger Reiter auf einem weißen Rosse holte ihn indessen wieder ein und brachte ihn an den Hof zurück. Im Herbste zog der Fürst nach Regensburg und Peter sah nun auch diese berühmte Stadt. Der fürstliche Rath Kirchmayr hatte eine besondere Neigung zu dem Knaben gefaßt und die Frau Räthin suchte ihm etwas Bildung beizubringen. Statt: Hoy, was willst? sollte er nunmehr sagen: Was schaffen Euer Gnaden? Dieß war aber noch zu schwer für sein zartes Alter und als er einmal beim schwarzen Elephanten Salzburger Fuhrleute erfragt hatte, ging er mit ihnen davon und kam wohlbehalten nach Hause, wo er keinen Bissen zu essen hatte. Tausenderlei Gedanken von großen Herren, von Gnaden und Glücksgütern hatte er von der Reise mitgebracht und nun trat dazu noch auf heimischem Boden das Bild der guten Kaiserin Maria Theresia, von welcher seine Landsleute so viel erzählten. Und siehe da! als er eines Abends schlafen gegangen, träumte ihm ganz natürlich, er sey bei der guten Kaiserin mit dem Hut unterm Arm, welchen sie ihm voll Geld geschenkt und sie lasse ihm in seinem Dorfe eine Wohnung und eine Branntweinhütte bauen. Von da an kein andrer

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Zitationshilfe: Steub, Ludwig: Drei Sommer in Tirol. München, 1846, S. 550. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/steub_tirol_1846/554>, abgerufen am 23.11.2024.