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Steub, Ludwig: Drei Sommer in Tirol. München, 1846.

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und ahnungsvoll seinen Geschwistern geschrieben, jetzt sey die Zeit gekommen, in alle Welt zu gehen und zu jodeln, und sie möchten sich aufmachen und schicklichkeitshalber etwas Leder und Handschuhe mitnehmen, damit man eine Ausrede habe, wenn es mißlinge; wie sie dann, fast beklommen, zu Freisingen an der Isar zusammengekommen und dort vor schmalem Publicum gesungen, worauf es dann immer besser gegangen, bis im Jahre des Heils Eintausend achthundert und achtundzwanzig der Großherzog zu Karlsruhe die Geschwister mit der Aufforderung überraschte im Theater zu singen, damals für sie eine nie gehoffte Auszeichnung, obwohl dann bald auf ihrer zweiten Reise, welche nach England ging, die Zeit kam, wo ihnen die besten Freunde abriethen, sich im Theater hören zu lassen, damit sie nicht die Möglichkeit vernichteten, in Fashion zu kommen. Und richtig fand man sie dieses guten Rathes willen selbst für den Hof von England nicht zu schlecht. Von dem Zuge nach Großbritannien brachten sie 56,000 Gulden nach Hause und was sie später verdienten war auch noch ansehnlich - der geistigen Schätze, darunter vor allem der gründlichen Kenntniß der englischen Sprache, ganz zu geschweigen. So wurde der Wohlstand der Familie geschaffen, die ehedem ein hölzernes Bauernhaus oben im Dorfe zu Fügen inne hatte, während jetzt Joseph Rainer im Ansitz zum Hacklthurm sitzt, Franz Rainer Wirth zur Krone, Felix Bauer in Fügen, Maria daselbst verheirathet, Anton Postmeister in Schwaz ist. Franz Rainer war damals mit jüngern Verwandten in Nordamerika, wohin er als Verstärkung berufen worden, nachdem ein Mädchen, das bei der Gesellschaft gewesen, einen Amerikaner geheirathet hatte. Jetzt sind wieder alle zurück, nur die Verheirathete ist jenseits des Oceans geblieben.

Es ist eine bekannte Thatsache, daß nach den Rainern noch viele andere Sänger aus dem Zillerthale auf Reisen gegangen sind. Am besten hat es unter den späteren den Geschwistern Leo geglückt; auch sie ersangen sich ein beträchtliches Vermögen. Viele andere, die nachher kamen, fanden kältere Aufnahme und verzehrten unterwegs wieder, was sie

und ahnungsvoll seinen Geschwistern geschrieben, jetzt sey die Zeit gekommen, in alle Welt zu gehen und zu jodeln, und sie möchten sich aufmachen und schicklichkeitshalber etwas Leder und Handschuhe mitnehmen, damit man eine Ausrede habe, wenn es mißlinge; wie sie dann, fast beklommen, zu Freisingen an der Isar zusammengekommen und dort vor schmalem Publicum gesungen, worauf es dann immer besser gegangen, bis im Jahre des Heils Eintausend achthundert und achtundzwanzig der Großherzog zu Karlsruhe die Geschwister mit der Aufforderung überraschte im Theater zu singen, damals für sie eine nie gehoffte Auszeichnung, obwohl dann bald auf ihrer zweiten Reise, welche nach England ging, die Zeit kam, wo ihnen die besten Freunde abriethen, sich im Theater hören zu lassen, damit sie nicht die Möglichkeit vernichteten, in Fashion zu kommen. Und richtig fand man sie dieses guten Rathes willen selbst für den Hof von England nicht zu schlecht. Von dem Zuge nach Großbritannien brachten sie 56,000 Gulden nach Hause und was sie später verdienten war auch noch ansehnlich – der geistigen Schätze, darunter vor allem der gründlichen Kenntniß der englischen Sprache, ganz zu geschweigen. So wurde der Wohlstand der Familie geschaffen, die ehedem ein hölzernes Bauernhaus oben im Dorfe zu Fügen inne hatte, während jetzt Joseph Rainer im Ansitz zum Hacklthurm sitzt, Franz Rainer Wirth zur Krone, Felix Bauer in Fügen, Maria daselbst verheirathet, Anton Postmeister in Schwaz ist. Franz Rainer war damals mit jüngern Verwandten in Nordamerika, wohin er als Verstärkung berufen worden, nachdem ein Mädchen, das bei der Gesellschaft gewesen, einen Amerikaner geheirathet hatte. Jetzt sind wieder alle zurück, nur die Verheirathete ist jenseits des Oceans geblieben.

Es ist eine bekannte Thatsache, daß nach den Rainern noch viele andere Sänger aus dem Zillerthale auf Reisen gegangen sind. Am besten hat es unter den späteren den Geschwistern Leo geglückt; auch sie ersangen sich ein beträchtliches Vermögen. Viele andere, die nachher kamen, fanden kältere Aufnahme und verzehrten unterwegs wieder, was sie

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[541/0545] und ahnungsvoll seinen Geschwistern geschrieben, jetzt sey die Zeit gekommen, in alle Welt zu gehen und zu jodeln, und sie möchten sich aufmachen und schicklichkeitshalber etwas Leder und Handschuhe mitnehmen, damit man eine Ausrede habe, wenn es mißlinge; wie sie dann, fast beklommen, zu Freisingen an der Isar zusammengekommen und dort vor schmalem Publicum gesungen, worauf es dann immer besser gegangen, bis im Jahre des Heils Eintausend achthundert und achtundzwanzig der Großherzog zu Karlsruhe die Geschwister mit der Aufforderung überraschte im Theater zu singen, damals für sie eine nie gehoffte Auszeichnung, obwohl dann bald auf ihrer zweiten Reise, welche nach England ging, die Zeit kam, wo ihnen die besten Freunde abriethen, sich im Theater hören zu lassen, damit sie nicht die Möglichkeit vernichteten, in Fashion zu kommen. Und richtig fand man sie dieses guten Rathes willen selbst für den Hof von England nicht zu schlecht. Von dem Zuge nach Großbritannien brachten sie 56,000 Gulden nach Hause und was sie später verdienten war auch noch ansehnlich – der geistigen Schätze, darunter vor allem der gründlichen Kenntniß der englischen Sprache, ganz zu geschweigen. So wurde der Wohlstand der Familie geschaffen, die ehedem ein hölzernes Bauernhaus oben im Dorfe zu Fügen inne hatte, während jetzt Joseph Rainer im Ansitz zum Hacklthurm sitzt, Franz Rainer Wirth zur Krone, Felix Bauer in Fügen, Maria daselbst verheirathet, Anton Postmeister in Schwaz ist. Franz Rainer war damals mit jüngern Verwandten in Nordamerika, wohin er als Verstärkung berufen worden, nachdem ein Mädchen, das bei der Gesellschaft gewesen, einen Amerikaner geheirathet hatte. Jetzt sind wieder alle zurück, nur die Verheirathete ist jenseits des Oceans geblieben. Es ist eine bekannte Thatsache, daß nach den Rainern noch viele andere Sänger aus dem Zillerthale auf Reisen gegangen sind. Am besten hat es unter den späteren den Geschwistern Leo geglückt; auch sie ersangen sich ein beträchtliches Vermögen. Viele andere, die nachher kamen, fanden kältere Aufnahme und verzehrten unterwegs wieder, was sie

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Zitationshilfe: Steub, Ludwig: Drei Sommer in Tirol. München, 1846, S. 541. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/steub_tirol_1846/545>, abgerufen am 23.11.2024.