Steub, Ludwig: Drei Sommer in Tirol. München, 1846.welche wenigstens zu des Verfassers Zeit von Joseph Schmied zu Vulpmes aus Bergkräutern verfertiget wurde, die er selbst noch in einem Alter von fünfundachtzig Jahren auf den höchsten Alpen suchte. Sie wurde durch die prüfenden Aerzte als ein treffliches Heilmittel für Brustkrankheiten erkannt. Sonst nennt der Verfasser die Stubeier ehrlich, offen, religiös und folgsam gegen die Befehle der Obrigkeit. Schade, daß er, der so gut mit den Thälerern vertraut war, nicht auch etliche Sagen, etliche weitere Einzelnheiten über ihre Sitten und ihr Leben mitgetheilt hat. Von Vulpmes steigt man nach Mieders hinauf, das hoch über dem Rutzbache und seinem walddunkeln Rinnsal liegt. Es ist der Sitz des Landgerichts und hat eine Badeanstalt, die von den Innsbruckern etwa eben so für die ihrige angesehen wird, wie die Bozener Ratzes als ihr Leibbad betrachten. Man findet da gemächliche und reinliche Sommerwohnung und im Wirthshaus zur Traube einen guten Tisch. Es ist in den schönen Monaten des Jahres ein sehr heitrer Aufenthalt, denn die Innsbrucker führen keinen Trübsinn aus. "Es findet selbst, sagt der Verfasser der Beschreibung von Stubei, der weichliche Städter Behagen, die Zeit seiner Ergötzung in einem Thale zu verleben, wo ihn gemilderte Sitten umgeben und mäßige Bedürfnisse die zureichende Befriedigung erhalten." Am 1 September 1842, als ich in der Traube zu Mieders anlangte, war die Saison freilich schon vorüber. Man wußte indeß viel zu erzählen von dem vergnügten Leben, das die Badgäste geführt, noch mehr aber von dem Feste, das Tags zuvor in der Nähe stattgefunden hatte, als Erzherzog Stephan, damals in Tirol reisend, den Grundstein legte zur Hauptbrücke an der neuen Straße, welche in den letzten Jahren erbaut worden ist, um den schlimmen Steig am Schönberg zu umgehen. Alle Ohren waren noch voll von dem schmetternden Lauffeuer, das die wälschen Arbeiter, die dabei beschäftigt, durch Verbindung einer Unzahl von Böllern zu Stande gebracht hatten. Zu Mieders in der Kirche steht auch, so zu sagen, im Exil ein Muttergottesbild, das ehedem auf der Waldrast welche wenigstens zu des Verfassers Zeit von Joseph Schmied zu Vulpmes aus Bergkräutern verfertiget wurde, die er selbst noch in einem Alter von fünfundachtzig Jahren auf den höchsten Alpen suchte. Sie wurde durch die prüfenden Aerzte als ein treffliches Heilmittel für Brustkrankheiten erkannt. Sonst nennt der Verfasser die Stubeier ehrlich, offen, religiös und folgsam gegen die Befehle der Obrigkeit. Schade, daß er, der so gut mit den Thälerern vertraut war, nicht auch etliche Sagen, etliche weitere Einzelnheiten über ihre Sitten und ihr Leben mitgetheilt hat. Von Vulpmes steigt man nach Mieders hinauf, das hoch über dem Rutzbache und seinem walddunkeln Rinnsal liegt. Es ist der Sitz des Landgerichts und hat eine Badeanstalt, die von den Innsbruckern etwa eben so für die ihrige angesehen wird, wie die Bozener Ratzes als ihr Leibbad betrachten. Man findet da gemächliche und reinliche Sommerwohnung und im Wirthshaus zur Traube einen guten Tisch. Es ist in den schönen Monaten des Jahres ein sehr heitrer Aufenthalt, denn die Innsbrucker führen keinen Trübsinn aus. „Es findet selbst, sagt der Verfasser der Beschreibung von Stubei, der weichliche Städter Behagen, die Zeit seiner Ergötzung in einem Thale zu verleben, wo ihn gemilderte Sitten umgeben und mäßige Bedürfnisse die zureichende Befriedigung erhalten.“ Am 1 September 1842, als ich in der Traube zu Mieders anlangte, war die Saison freilich schon vorüber. Man wußte indeß viel zu erzählen von dem vergnügten Leben, das die Badgäste geführt, noch mehr aber von dem Feste, das Tags zuvor in der Nähe stattgefunden hatte, als Erzherzog Stephan, damals in Tirol reisend, den Grundstein legte zur Hauptbrücke an der neuen Straße, welche in den letzten Jahren erbaut worden ist, um den schlimmen Steig am Schönberg zu umgehen. Alle Ohren waren noch voll von dem schmetternden Lauffeuer, das die wälschen Arbeiter, die dabei beschäftigt, durch Verbindung einer Unzahl von Böllern zu Stande gebracht hatten. Zu Mieders in der Kirche steht auch, so zu sagen, im Exil ein Muttergottesbild, das ehedem auf der Waldrast <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0499" n="495"/> welche wenigstens zu des Verfassers Zeit von Joseph Schmied zu Vulpmes aus Bergkräutern verfertiget wurde, die er selbst noch in einem Alter von fünfundachtzig Jahren auf den höchsten Alpen suchte. Sie wurde durch die prüfenden Aerzte als ein treffliches Heilmittel für Brustkrankheiten erkannt. Sonst nennt der Verfasser die Stubeier ehrlich, offen, religiös und folgsam gegen die Befehle der Obrigkeit. Schade, daß er, der so gut mit den Thälerern vertraut war, nicht auch etliche Sagen, etliche weitere Einzelnheiten über ihre Sitten und ihr Leben mitgetheilt hat.</p> <p>Von Vulpmes steigt man nach Mieders hinauf, das hoch über dem Rutzbache und seinem walddunkeln Rinnsal liegt. Es ist der Sitz des Landgerichts und hat eine Badeanstalt, die von den Innsbruckern etwa eben so für die ihrige angesehen wird, wie die Bozener Ratzes als ihr Leibbad betrachten. Man findet da gemächliche und reinliche Sommerwohnung und im Wirthshaus zur Traube einen guten Tisch. Es ist in den schönen Monaten des Jahres ein sehr heitrer Aufenthalt, denn die Innsbrucker führen keinen Trübsinn aus. „Es findet selbst, sagt der Verfasser der Beschreibung von Stubei, der weichliche Städter Behagen, die Zeit seiner Ergötzung in einem Thale zu verleben, wo ihn gemilderte Sitten umgeben und mäßige Bedürfnisse die zureichende Befriedigung erhalten.“ Am 1 September 1842, als ich in der Traube zu Mieders anlangte, war die Saison freilich schon vorüber. Man wußte indeß viel zu erzählen von dem vergnügten Leben, das die Badgäste geführt, noch mehr aber von dem Feste, das Tags zuvor in der Nähe stattgefunden hatte, als Erzherzog Stephan, damals in Tirol reisend, den Grundstein legte zur Hauptbrücke an der neuen Straße, welche in den letzten Jahren erbaut worden ist, um den schlimmen Steig am Schönberg zu umgehen. 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Von Vulpmes steigt man nach Mieders hinauf, das hoch über dem Rutzbache und seinem walddunkeln Rinnsal liegt. Es ist der Sitz des Landgerichts und hat eine Badeanstalt, die von den Innsbruckern etwa eben so für die ihrige angesehen wird, wie die Bozener Ratzes als ihr Leibbad betrachten. Man findet da gemächliche und reinliche Sommerwohnung und im Wirthshaus zur Traube einen guten Tisch. Es ist in den schönen Monaten des Jahres ein sehr heitrer Aufenthalt, denn die Innsbrucker führen keinen Trübsinn aus. „Es findet selbst, sagt der Verfasser der Beschreibung von Stubei, der weichliche Städter Behagen, die Zeit seiner Ergötzung in einem Thale zu verleben, wo ihn gemilderte Sitten umgeben und mäßige Bedürfnisse die zureichende Befriedigung erhalten.“ Am 1 September 1842, als ich in der Traube zu Mieders anlangte, war die Saison freilich schon vorüber. Man wußte indeß viel zu erzählen von dem vergnügten Leben, das die Badgäste geführt, noch mehr aber von dem Feste, das Tags zuvor in der Nähe stattgefunden hatte, als Erzherzog Stephan, damals in Tirol reisend, den Grundstein legte zur Hauptbrücke an der neuen Straße, welche in den letzten Jahren erbaut worden ist, um den schlimmen Steig am Schönberg zu umgehen. Alle Ohren waren noch voll von dem schmetternden Lauffeuer, das die wälschen Arbeiter, die dabei beschäftigt, durch Verbindung einer Unzahl von Böllern zu Stande gebracht hatten.
Zu Mieders in der Kirche steht auch, so zu sagen, im Exil ein Muttergottesbild, das ehedem auf der Waldrast
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