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Steub, Ludwig: Drei Sommer in Tirol. München, 1846.

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Texte, die Stadt gegründet worden seyn, die noch jetzt den Namen Doorn (Thorn) führt. Das Bild ist voll naiver Einzelheiten, voll deutscher Herren, die in ihren weißen schwarzbekreuzten Kriegsmänteln, wie schmetternde Waldvögelein auf den Zweigen der Eiche sitzen und mit Schwert und Streitaxt, Pfeil und Speer die anklimmenden Heiden abwehren. Das wundersame Bild, das uns aus dem Burggrafenamte, aus dem sonnigen Gau an der Etsch, von der Wiege des tirolischen Freiheitshelden hinweg führte in das nebelige Moor- und Waldland an der mitternächtigen Bernsteinküste, von den "Rittern im Lodenhemde" zu jenen andern im Eisenpanzer - dieses Bild hing, wie man uns sagte, früher im Pfarrhofe und der Pfarrhof gehört seit vielen Jahrhunderten dem deutschen Orden, der zumal auch in der Gegend von Bozen reiche Güter hat.

Die Passeyrer nennen ihr Thal nicht ungerne ein "warmes Ort" und in der That wird es von den Seitenthälern des deutschen Südtirols das mindeste rauhe seyn. Die Vergleichung der Meereshöhe von Meran, welche zu 1000 Wiener Fuß anzunehmen ist und jener von St. Leonhard, welche wir zu 2192 aufgezeichnet finden, stellt heraus, daß man im Thale um mehr als 1000 Fuß höher steht, als draußen im Lande, und eben so viel beträgt das Gefäll der Passer auf dem kurzen Laufe von vier Wegstunden. Der Mais kommt hier noch gut fort und wenn er eingeerntet, wird auf demselben Felde noch Buchweizen gebaut. Schade nur, daß die tragbare Fläche so gering ist. Als gutes Obst gelten die Passeyrer Kirschen, zu Meran die Bergkirschen genannt, klein, säuerlich und gesund, welche erst auf dem Markte erscheinen, wenn die großen und ansehnlichen, welche an der Etsch wachsen, schon lange vergessen sind. Die Passeyrer Kirschen und die Erstlinge der Meraner Trauben fallen gewöhnlich in dieselbe Zeit.

Das Thal Passeyer als das nächste am Schloß Tirol, dessen Bewachung seinen Mannen übergeben war, welche nebenbei auch zu den nächsten Kämmerern der Gräfin Margaretha und ihrer Nachfolger ernannt waren, es wurde von jeher gewissermaßen als das fürnehmste des Landes angesehen.

Texte, die Stadt gegründet worden seyn, die noch jetzt den Namen Doorn (Thorn) führt. Das Bild ist voll naiver Einzelheiten, voll deutscher Herren, die in ihren weißen schwarzbekreuzten Kriegsmänteln, wie schmetternde Waldvögelein auf den Zweigen der Eiche sitzen und mit Schwert und Streitaxt, Pfeil und Speer die anklimmenden Heiden abwehren. Das wundersame Bild, das uns aus dem Burggrafenamte, aus dem sonnigen Gau an der Etsch, von der Wiege des tirolischen Freiheitshelden hinweg führte in das nebelige Moor- und Waldland an der mitternächtigen Bernsteinküste, von den „Rittern im Lodenhemde“ zu jenen andern im Eisenpanzer – dieses Bild hing, wie man uns sagte, früher im Pfarrhofe und der Pfarrhof gehört seit vielen Jahrhunderten dem deutschen Orden, der zumal auch in der Gegend von Bozen reiche Güter hat.

Die Passeyrer nennen ihr Thal nicht ungerne ein „warmes Ort“ und in der That wird es von den Seitenthälern des deutschen Südtirols das mindeste rauhe seyn. Die Vergleichung der Meereshöhe von Meran, welche zu 1000 Wiener Fuß anzunehmen ist und jener von St. Leonhard, welche wir zu 2192 aufgezeichnet finden, stellt heraus, daß man im Thale um mehr als 1000 Fuß höher steht, als draußen im Lande, und eben so viel beträgt das Gefäll der Passer auf dem kurzen Laufe von vier Wegstunden. Der Mais kommt hier noch gut fort und wenn er eingeerntet, wird auf demselben Felde noch Buchweizen gebaut. Schade nur, daß die tragbare Fläche so gering ist. Als gutes Obst gelten die Passeyrer Kirschen, zu Meran die Bergkirschen genannt, klein, säuerlich und gesund, welche erst auf dem Markte erscheinen, wenn die großen und ansehnlichen, welche an der Etsch wachsen, schon lange vergessen sind. Die Passeyrer Kirschen und die Erstlinge der Meraner Trauben fallen gewöhnlich in dieselbe Zeit.

Das Thal Passeyer als das nächste am Schloß Tirol, dessen Bewachung seinen Mannen übergeben war, welche nebenbei auch zu den nächsten Kämmerern der Gräfin Margaretha und ihrer Nachfolger ernannt waren, es wurde von jeher gewissermaßen als das fürnehmste des Landes angesehen.

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Texte, die Stadt gegründet worden seyn, die noch jetzt den Namen Doorn (Thorn) führt. Das Bild ist voll naiver Einzelheiten, voll deutscher Herren, die in ihren weißen schwarzbekreuzten Kriegsmänteln, wie schmetternde Waldvögelein auf den Zweigen der Eiche sitzen und mit Schwert und Streitaxt, Pfeil und Speer die anklimmenden Heiden abwehren. Das wundersame Bild, das uns aus dem Burggrafenamte, aus dem sonnigen Gau an der Etsch, von der Wiege des tirolischen Freiheitshelden hinweg führte in das nebelige Moor- und Waldland an der mitternächtigen Bernsteinküste, von den &#x201E;Rittern im Lodenhemde&#x201C; zu jenen andern im Eisenpanzer &#x2013; dieses Bild hing, wie man uns sagte, früher im Pfarrhofe und der Pfarrhof gehört seit vielen Jahrhunderten dem deutschen Orden, der zumal auch in der Gegend von Bozen reiche Güter hat.</p>
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[354/0358] Texte, die Stadt gegründet worden seyn, die noch jetzt den Namen Doorn (Thorn) führt. Das Bild ist voll naiver Einzelheiten, voll deutscher Herren, die in ihren weißen schwarzbekreuzten Kriegsmänteln, wie schmetternde Waldvögelein auf den Zweigen der Eiche sitzen und mit Schwert und Streitaxt, Pfeil und Speer die anklimmenden Heiden abwehren. Das wundersame Bild, das uns aus dem Burggrafenamte, aus dem sonnigen Gau an der Etsch, von der Wiege des tirolischen Freiheitshelden hinweg führte in das nebelige Moor- und Waldland an der mitternächtigen Bernsteinküste, von den „Rittern im Lodenhemde“ zu jenen andern im Eisenpanzer – dieses Bild hing, wie man uns sagte, früher im Pfarrhofe und der Pfarrhof gehört seit vielen Jahrhunderten dem deutschen Orden, der zumal auch in der Gegend von Bozen reiche Güter hat. Die Passeyrer nennen ihr Thal nicht ungerne ein „warmes Ort“ und in der That wird es von den Seitenthälern des deutschen Südtirols das mindeste rauhe seyn. Die Vergleichung der Meereshöhe von Meran, welche zu 1000 Wiener Fuß anzunehmen ist und jener von St. Leonhard, welche wir zu 2192 aufgezeichnet finden, stellt heraus, daß man im Thale um mehr als 1000 Fuß höher steht, als draußen im Lande, und eben so viel beträgt das Gefäll der Passer auf dem kurzen Laufe von vier Wegstunden. Der Mais kommt hier noch gut fort und wenn er eingeerntet, wird auf demselben Felde noch Buchweizen gebaut. Schade nur, daß die tragbare Fläche so gering ist. Als gutes Obst gelten die Passeyrer Kirschen, zu Meran die Bergkirschen genannt, klein, säuerlich und gesund, welche erst auf dem Markte erscheinen, wenn die großen und ansehnlichen, welche an der Etsch wachsen, schon lange vergessen sind. Die Passeyrer Kirschen und die Erstlinge der Meraner Trauben fallen gewöhnlich in dieselbe Zeit. Das Thal Passeyer als das nächste am Schloß Tirol, dessen Bewachung seinen Mannen übergeben war, welche nebenbei auch zu den nächsten Kämmerern der Gräfin Margaretha und ihrer Nachfolger ernannt waren, es wurde von jeher gewissermaßen als das fürnehmste des Landes angesehen.

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Zitationshilfe: Steub, Ludwig: Drei Sommer in Tirol. München, 1846, S. 354. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/steub_tirol_1846/358>, abgerufen am 23.11.2024.