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Steub, Ludwig: Drei Sommer in Tirol. München, 1846.

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sind die Zelten von Latsch nur gesuchter als das Gebäcke anderer Dörfer des Etschlandes, und das Verfahren ist überall ziemlich dasselbe. Die Landleute haben dabei den besondern Vortheil, daß sie des Jahres nur drei- oder viermal backen dürfen. Der Vorrath wird mittlerweile in langen Rahmen auf dem Speicher aufgestapelt.

Die Schnelligkeit unsers Ganges scheint uns übrigens verhindert zu haben den mongolischen Schädelbau zu bemerken, welcher dem Landvolke zwischen Laas und Latsch nach einem tirolischen Racenforscher eigen seyn soll. Es ist dieß Herr von Goldrainer, der ehemalige Besitzer von Schänna bei Meran, und die Bemerkung kömmt uns durch August Lewald, der sie auf Seite 280 seines Tirolerbuches mittheilt.

Eine halbe Stunde unter Latsch stehen auf einem großen Felsblock die Ruinen des Schlosses von Castelbell, vor nicht langer Zeit noch ein wohnlicher Rittersitz, dann durch einen Brand zu stolzen Trümmern geworden. Sie sind, obgleich ihnen die Weihe fehlt, die auf langvergangener Zerstörung ruht, doch ein schöner Schmuck der Straße, über der sie wie eine zackige Krone ruhen.

Nicht weit davon auf derselben Seite liegen schier ganz verkommen die Trümmer von Hochgalsaun, das auch einmal seinen Namen wehrhaft bekannt machte, einst ein Gut der Herren von Schlandersberg, deßwegen auch von Herzog Friedrich in Schutt gelegt. An den Fall dieser Burg knüpft die Sage dieselbe Begebenheit, welche die Lieder von Weinsberg in Schwaben singen. Es soll nämlich dazumal eine geborne von Freiberg, die Ehefrau des Herrn von Schlandersberg, den Herzog gebeten haben, daß sie mit dem, was sie selbst aus dem Schlosse tragen könnte, flüchten dürfe. Nachdem ihr dieß zugesagt worden, habe sie ihren Eheherrn auf den Rücken genommen und an dem lachenden Fürsten vorüber in die Freiheit getragen. Bekanntlich kömmt diese Sage noch an verschiedenen andern Orten vor.

Sofort erreichten wir auch das Dörflein Staben, über dem hoch oben die schöne Burg Jufal liegt, an welcher wir voriges Jahr aus dem Schnalserthale kommend vorübergingen.

sind die Zelten von Latsch nur gesuchter als das Gebäcke anderer Dörfer des Etschlandes, und das Verfahren ist überall ziemlich dasselbe. Die Landleute haben dabei den besondern Vortheil, daß sie des Jahres nur drei- oder viermal backen dürfen. Der Vorrath wird mittlerweile in langen Rahmen auf dem Speicher aufgestapelt.

Die Schnelligkeit unsers Ganges scheint uns übrigens verhindert zu haben den mongolischen Schädelbau zu bemerken, welcher dem Landvolke zwischen Laas und Latsch nach einem tirolischen Racenforscher eigen seyn soll. Es ist dieß Herr von Goldrainer, der ehemalige Besitzer von Schänna bei Meran, und die Bemerkung kömmt uns durch August Lewald, der sie auf Seite 280 seines Tirolerbuches mittheilt.

Eine halbe Stunde unter Latsch stehen auf einem großen Felsblock die Ruinen des Schlosses von Castelbell, vor nicht langer Zeit noch ein wohnlicher Rittersitz, dann durch einen Brand zu stolzen Trümmern geworden. Sie sind, obgleich ihnen die Weihe fehlt, die auf langvergangener Zerstörung ruht, doch ein schöner Schmuck der Straße, über der sie wie eine zackige Krone ruhen.

Nicht weit davon auf derselben Seite liegen schier ganz verkommen die Trümmer von Hochgalsaun, das auch einmal seinen Namen wehrhaft bekannt machte, einst ein Gut der Herren von Schlandersberg, deßwegen auch von Herzog Friedrich in Schutt gelegt. An den Fall dieser Burg knüpft die Sage dieselbe Begebenheit, welche die Lieder von Weinsberg in Schwaben singen. Es soll nämlich dazumal eine geborne von Freiberg, die Ehefrau des Herrn von Schlandersberg, den Herzog gebeten haben, daß sie mit dem, was sie selbst aus dem Schlosse tragen könnte, flüchten dürfe. Nachdem ihr dieß zugesagt worden, habe sie ihren Eheherrn auf den Rücken genommen und an dem lachenden Fürsten vorüber in die Freiheit getragen. Bekanntlich kömmt diese Sage noch an verschiedenen andern Orten vor.

Sofort erreichten wir auch das Dörflein Staben, über dem hoch oben die schöne Burg Jufal liegt, an welcher wir voriges Jahr aus dem Schnalserthale kommend vorübergingen.

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[288/0292] sind die Zelten von Latsch nur gesuchter als das Gebäcke anderer Dörfer des Etschlandes, und das Verfahren ist überall ziemlich dasselbe. Die Landleute haben dabei den besondern Vortheil, daß sie des Jahres nur drei- oder viermal backen dürfen. Der Vorrath wird mittlerweile in langen Rahmen auf dem Speicher aufgestapelt. Die Schnelligkeit unsers Ganges scheint uns übrigens verhindert zu haben den mongolischen Schädelbau zu bemerken, welcher dem Landvolke zwischen Laas und Latsch nach einem tirolischen Racenforscher eigen seyn soll. Es ist dieß Herr von Goldrainer, der ehemalige Besitzer von Schänna bei Meran, und die Bemerkung kömmt uns durch August Lewald, der sie auf Seite 280 seines Tirolerbuches mittheilt. Eine halbe Stunde unter Latsch stehen auf einem großen Felsblock die Ruinen des Schlosses von Castelbell, vor nicht langer Zeit noch ein wohnlicher Rittersitz, dann durch einen Brand zu stolzen Trümmern geworden. Sie sind, obgleich ihnen die Weihe fehlt, die auf langvergangener Zerstörung ruht, doch ein schöner Schmuck der Straße, über der sie wie eine zackige Krone ruhen. Nicht weit davon auf derselben Seite liegen schier ganz verkommen die Trümmer von Hochgalsaun, das auch einmal seinen Namen wehrhaft bekannt machte, einst ein Gut der Herren von Schlandersberg, deßwegen auch von Herzog Friedrich in Schutt gelegt. An den Fall dieser Burg knüpft die Sage dieselbe Begebenheit, welche die Lieder von Weinsberg in Schwaben singen. Es soll nämlich dazumal eine geborne von Freiberg, die Ehefrau des Herrn von Schlandersberg, den Herzog gebeten haben, daß sie mit dem, was sie selbst aus dem Schlosse tragen könnte, flüchten dürfe. Nachdem ihr dieß zugesagt worden, habe sie ihren Eheherrn auf den Rücken genommen und an dem lachenden Fürsten vorüber in die Freiheit getragen. Bekanntlich kömmt diese Sage noch an verschiedenen andern Orten vor. Sofort erreichten wir auch das Dörflein Staben, über dem hoch oben die schöne Burg Jufal liegt, an welcher wir voriges Jahr aus dem Schnalserthale kommend vorübergingen.

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Zitationshilfe: Steub, Ludwig: Drei Sommer in Tirol. München, 1846, S. 288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/steub_tirol_1846/292>, abgerufen am 23.11.2024.