Steub, Ludwig: Drei Sommer in Tirol. München, 1846.Nach diesem blickten wir links ins grüne wilde Pfossenthal hinein, aus welchem jene herauskommen, welche bei Zwieselstein im Oetzthale auf Gurgel gehen und über den großen Ferner steigen. Dann sahen wir jenseits des Baches St. Katharina, eine kleine Kirche auf schauerlich schroffer Höhe. Während dessen schlängelte sich der Weg diesseits immer an kahlen Sandwänden hin und tief in der Schlucht rauschte der Bach. Nur selten stehen einsame Häuschen da oder dort in der Aussicht. Nach und nach aber erscheinen die grünen Rebengelände, die sich vom Vintschgau augenlabend hereinziehen und den Hof zu Ladurn bekränzen, der bemerkenswerth und ausgezeichnet ist, weil davon das Geschlecht der Ladurner stammt, das sich clanartig, wohl mehrere hundert Köpfe stark über Vintschgau, Etschland und ganz Tirol verbreitet und damit nicht zufrieden sogar einen Absenker nach Petersburg getrieben hat, welcher dort Schlachten malt. Zu gleicher Zeit beginnen die Berge jenseits der Etsch in die Schlucht hereinzublicken und die Burg Jufal erscheint stolz und groß auf hoher Warte, einst der Eppaner, dann der Matscher Eigenthum, von Markgraf Ludwig von Brandenburg dem Herrn Erhard von Halben vergeben, im sechzehnten Jahrhundert bei Hans Schwicker Sinkmoser, dem Kellner zu Tirol, seit 18l5 einem Bauern verkauft und dem gänzlichen Verfall entgegensehend. Unten wird die Schlucht enger und finstrer, oben hebt sich der Weg unter riesigen Kastanien und schattigen Linden immer mehr in die Höhe, je näher des Thales Ende rückt, und nahe an den Pforten des Schlosses hat er die höchste Stelle erreicht. Von da aber sieht man wieder einmal hinunter in ein Hauptthal, ins Land, das die Etsch durchströmt, ins schöne Vintschgau. Die gelben, verbrannten Berge der Sonnenseite standen den mächtigen Jöchern enthalb des Stromes zu großartigem Widerspiel entgegen; jene eine heiße, steil aufsteigende Sahara, diese voll Gras und Laub und Schatten, voll Wiesen und Wälder bis hinauf an die beschneiten Zinnen. Da sah man hinüber bis an die Suldnerferner und ich glaube sogar bis an den Ortles, whose head in wintry grandeur towers and whitens with eternal sleet, Nach diesem blickten wir links ins grüne wilde Pfossenthal hinein, aus welchem jene herauskommen, welche bei Zwieselstein im Oetzthale auf Gurgel gehen und über den großen Ferner steigen. Dann sahen wir jenseits des Baches St. Katharina, eine kleine Kirche auf schauerlich schroffer Höhe. Während dessen schlängelte sich der Weg diesseits immer an kahlen Sandwänden hin und tief in der Schlucht rauschte der Bach. Nur selten stehen einsame Häuschen da oder dort in der Aussicht. Nach und nach aber erscheinen die grünen Rebengelände, die sich vom Vintschgau augenlabend hereinziehen und den Hof zu Ladurn bekränzen, der bemerkenswerth und ausgezeichnet ist, weil davon das Geschlecht der Ladurner stammt, das sich clanartig, wohl mehrere hundert Köpfe stark über Vintschgau, Etschland und ganz Tirol verbreitet und damit nicht zufrieden sogar einen Absenker nach Petersburg getrieben hat, welcher dort Schlachten malt. Zu gleicher Zeit beginnen die Berge jenseits der Etsch in die Schlucht hereinzublicken und die Burg Jufal erscheint stolz und groß auf hoher Warte, einst der Eppaner, dann der Matscher Eigenthum, von Markgraf Ludwig von Brandenburg dem Herrn Erhard von Halben vergeben, im sechzehnten Jahrhundert bei Hans Schwicker Sinkmoser, dem Kellner zu Tirol, seit 18l5 einem Bauern verkauft und dem gänzlichen Verfall entgegensehend. Unten wird die Schlucht enger und finstrer, oben hebt sich der Weg unter riesigen Kastanien und schattigen Linden immer mehr in die Höhe, je näher des Thales Ende rückt, und nahe an den Pforten des Schlosses hat er die höchste Stelle erreicht. Von da aber sieht man wieder einmal hinunter in ein Hauptthal, ins Land, das die Etsch durchströmt, ins schöne Vintschgau. Die gelben, verbrannten Berge der Sonnenseite standen den mächtigen Jöchern enthalb des Stromes zu großartigem Widerspiel entgegen; jene eine heiße, steil aufsteigende Sahara, diese voll Gras und Laub und Schatten, voll Wiesen und Wälder bis hinauf an die beschneiten Zinnen. 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Nach und nach aber erscheinen die grünen Rebengelände, die sich vom Vintschgau augenlabend hereinziehen und den Hof zu Ladurn bekränzen, der bemerkenswerth und ausgezeichnet ist, weil davon das Geschlecht der Ladurner stammt, das sich clanartig, wohl mehrere hundert Köpfe stark über Vintschgau, Etschland und ganz Tirol verbreitet und damit nicht zufrieden sogar einen Absenker nach Petersburg getrieben hat, welcher dort Schlachten malt. Zu gleicher Zeit beginnen die Berge jenseits der Etsch in die Schlucht hereinzublicken und die Burg Jufal erscheint stolz und groß auf hoher Warte, einst der Eppaner, dann der Matscher Eigenthum, von Markgraf Ludwig von Brandenburg dem Herrn Erhard von Halben vergeben, im sechzehnten Jahrhundert bei Hans Schwicker Sinkmoser, dem Kellner zu Tirol, seit 18l5 einem Bauern verkauft und dem gänzlichen Verfall entgegensehend. Unten wird die Schlucht enger und finstrer, oben hebt sich der Weg unter riesigen Kastanien und schattigen Linden immer mehr in die Höhe, je näher des Thales Ende rückt, und nahe an den Pforten des Schlosses hat er die höchste Stelle erreicht. Von da aber sieht man wieder einmal hinunter in ein Hauptthal, ins Land, das die Etsch durchströmt, ins schöne Vintschgau. Die gelben, verbrannten Berge der Sonnenseite standen den mächtigen Jöchern enthalb des Stromes zu großartigem Widerspiel entgegen; jene eine heiße, steil aufsteigende Sahara, diese voll Gras und Laub und Schatten, voll Wiesen und Wälder bis hinauf an die beschneiten Zinnen. Da sah man hinüber bis an die Suldnerferner und ich glaube sogar bis an den Ortles,</p> <lg type="poem"> <l> <hi rendition="#aq">whose head in wintry grandeur towers</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#aq">and whitens with eternal sleet,</hi> </l><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [248/0252]
Nach diesem blickten wir links ins grüne wilde Pfossenthal hinein, aus welchem jene herauskommen, welche bei Zwieselstein im Oetzthale auf Gurgel gehen und über den großen Ferner steigen. Dann sahen wir jenseits des Baches St. Katharina, eine kleine Kirche auf schauerlich schroffer Höhe. Während dessen schlängelte sich der Weg diesseits immer an kahlen Sandwänden hin und tief in der Schlucht rauschte der Bach. Nur selten stehen einsame Häuschen da oder dort in der Aussicht. Nach und nach aber erscheinen die grünen Rebengelände, die sich vom Vintschgau augenlabend hereinziehen und den Hof zu Ladurn bekränzen, der bemerkenswerth und ausgezeichnet ist, weil davon das Geschlecht der Ladurner stammt, das sich clanartig, wohl mehrere hundert Köpfe stark über Vintschgau, Etschland und ganz Tirol verbreitet und damit nicht zufrieden sogar einen Absenker nach Petersburg getrieben hat, welcher dort Schlachten malt. Zu gleicher Zeit beginnen die Berge jenseits der Etsch in die Schlucht hereinzublicken und die Burg Jufal erscheint stolz und groß auf hoher Warte, einst der Eppaner, dann der Matscher Eigenthum, von Markgraf Ludwig von Brandenburg dem Herrn Erhard von Halben vergeben, im sechzehnten Jahrhundert bei Hans Schwicker Sinkmoser, dem Kellner zu Tirol, seit 18l5 einem Bauern verkauft und dem gänzlichen Verfall entgegensehend. Unten wird die Schlucht enger und finstrer, oben hebt sich der Weg unter riesigen Kastanien und schattigen Linden immer mehr in die Höhe, je näher des Thales Ende rückt, und nahe an den Pforten des Schlosses hat er die höchste Stelle erreicht. Von da aber sieht man wieder einmal hinunter in ein Hauptthal, ins Land, das die Etsch durchströmt, ins schöne Vintschgau. Die gelben, verbrannten Berge der Sonnenseite standen den mächtigen Jöchern enthalb des Stromes zu großartigem Widerspiel entgegen; jene eine heiße, steil aufsteigende Sahara, diese voll Gras und Laub und Schatten, voll Wiesen und Wälder bis hinauf an die beschneiten Zinnen. Da sah man hinüber bis an die Suldnerferner und ich glaube sogar bis an den Ortles,
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