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Steub, Ludwig: Drei Sommer in Tirol. München, 1846.

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Bäu, und wenn ich dann zu euch komme, so sagt mir, was ihr sehet. Und dann ging er zu Arbogast und sprach zu ihm: geh' mit mir dort ans Fenster und sieh hinüber, wie der Wirth eine schöne Frau hat. Und da sie Arbogast sah, brann er unter den Augen wie ein Feuer und sprach: wäre es möglich zu reden! es ist aber und kann nicht seyn - so wäre doch die Frau einer andern Frau so gleich, daß ich gerne einen leiblichen Tod wollte leiden, wenn ich es erfahren könnte. Da sprach Graf Albrecht: nun thu' es um der Liebsten willen, die du hast und singe mir eine Tagweise, so du meinest, daß die Liebste habe ehedem von dir gehört. Und damit ging er von ihm und kam zu Elisa und sprach: Frau, was thut ihr? Da sprach sie: da sitz' ich und ist mir weder wohl noch wehe. Lieber lasset uns bald hinweg, daß ich komme zu meinem Arbogast. Da hob Arbogast an zu singen und sprach Graf Albrecht: Frau, wen habt ihr gesehen? Da sprach sie: eines hübschen Mannes Bild; wenn er nicht so bleich wäre, so sähe er meinem Arbogast gleich. Und da er sang, da sprach sie: er singt ihm auch nicht ungleich. Da sprach Graf Albrecht: es ist ein Knecht in dem Haus.

Nun ging Graf Albrecht zu dem von Pfirt und sie gingen mit einander zu Arbogast und führten ihn zu der Königin. Und da sie ihn ansah, da erschrack sie von Herzen vor rechten Freuden; deßgleichen geschah ihm auch. Da hätte Elisa Arbogasten gerne zur Ehe genommen. Da sprach er aber: nein. Das wolle Gott nimmermehr, daß ich eueren Gnaden solche Unehre erzeige; aber dieser ist ein wohlgeborner Graf von Werdenberg, den sollt ihr nehmen. Und mag ich es an eueren Gnaden und an ihm gelten, so gebet mir Amisen.

Also schickte der von Pfirt von Stund an nach seinem Caplan. Der hieß Herr Hans Heberlin und derselbe gab sie zusammen. Und da fuhren sie über Meer und kamen gen Triest. Da starb Herr Marquard von Altstetten der mit Graf Albrechten gen Portugal gefahren war, und ward da begraben in der Capellen des Patriarchen, der ein Graf von Görz war und Ludwig hieß und sind allda noch heutzutage sein Helm und Schild. Nachdem zogen die anderen heraus und

Bäu, und wenn ich dann zu euch komme, so sagt mir, was ihr sehet. Und dann ging er zu Arbogast und sprach zu ihm: geh’ mit mir dort ans Fenster und sieh hinüber, wie der Wirth eine schöne Frau hat. Und da sie Arbogast sah, brann er unter den Augen wie ein Feuer und sprach: wäre es möglich zu reden! es ist aber und kann nicht seyn – so wäre doch die Frau einer andern Frau so gleich, daß ich gerne einen leiblichen Tod wollte leiden, wenn ich es erfahren könnte. Da sprach Graf Albrecht: nun thu’ es um der Liebsten willen, die du hast und singe mir eine Tagweise, so du meinest, daß die Liebste habe ehedem von dir gehört. Und damit ging er von ihm und kam zu Elisa und sprach: Frau, was thut ihr? Da sprach sie: da sitz’ ich und ist mir weder wohl noch wehe. Lieber lasset uns bald hinweg, daß ich komme zu meinem Arbogast. Da hob Arbogast an zu singen und sprach Graf Albrecht: Frau, wen habt ihr gesehen? Da sprach sie: eines hübschen Mannes Bild; wenn er nicht so bleich wäre, so sähe er meinem Arbogast gleich. Und da er sang, da sprach sie: er singt ihm auch nicht ungleich. Da sprach Graf Albrecht: es ist ein Knecht in dem Haus.

Nun ging Graf Albrecht zu dem von Pfirt und sie gingen mit einander zu Arbogast und führten ihn zu der Königin. Und da sie ihn ansah, da erschrack sie von Herzen vor rechten Freuden; deßgleichen geschah ihm auch. Da hätte Elisa Arbogasten gerne zur Ehe genommen. Da sprach er aber: nein. Das wolle Gott nimmermehr, daß ich eueren Gnaden solche Unehre erzeige; aber dieser ist ein wohlgeborner Graf von Werdenberg, den sollt ihr nehmen. Und mag ich es an eueren Gnaden und an ihm gelten, so gebet mir Amisen.

Also schickte der von Pfirt von Stund an nach seinem Caplan. Der hieß Herr Hans Heberlin und derselbe gab sie zusammen. Und da fuhren sie über Meer und kamen gen Triest. Da starb Herr Marquard von Altstetten der mit Graf Albrechten gen Portugal gefahren war, und ward da begraben in der Capellen des Patriarchen, der ein Graf von Görz war und Ludwig hieß und sind allda noch heutzutage sein Helm und Schild. Nachdem zogen die anderen heraus und

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[170/0175] Bäu, und wenn ich dann zu euch komme, so sagt mir, was ihr sehet. Und dann ging er zu Arbogast und sprach zu ihm: geh’ mit mir dort ans Fenster und sieh hinüber, wie der Wirth eine schöne Frau hat. Und da sie Arbogast sah, brann er unter den Augen wie ein Feuer und sprach: wäre es möglich zu reden! es ist aber und kann nicht seyn – so wäre doch die Frau einer andern Frau so gleich, daß ich gerne einen leiblichen Tod wollte leiden, wenn ich es erfahren könnte. Da sprach Graf Albrecht: nun thu’ es um der Liebsten willen, die du hast und singe mir eine Tagweise, so du meinest, daß die Liebste habe ehedem von dir gehört. Und damit ging er von ihm und kam zu Elisa und sprach: Frau, was thut ihr? Da sprach sie: da sitz’ ich und ist mir weder wohl noch wehe. Lieber lasset uns bald hinweg, daß ich komme zu meinem Arbogast. Da hob Arbogast an zu singen und sprach Graf Albrecht: Frau, wen habt ihr gesehen? Da sprach sie: eines hübschen Mannes Bild; wenn er nicht so bleich wäre, so sähe er meinem Arbogast gleich. Und da er sang, da sprach sie: er singt ihm auch nicht ungleich. Da sprach Graf Albrecht: es ist ein Knecht in dem Haus. Nun ging Graf Albrecht zu dem von Pfirt und sie gingen mit einander zu Arbogast und führten ihn zu der Königin. Und da sie ihn ansah, da erschrack sie von Herzen vor rechten Freuden; deßgleichen geschah ihm auch. Da hätte Elisa Arbogasten gerne zur Ehe genommen. Da sprach er aber: nein. Das wolle Gott nimmermehr, daß ich eueren Gnaden solche Unehre erzeige; aber dieser ist ein wohlgeborner Graf von Werdenberg, den sollt ihr nehmen. Und mag ich es an eueren Gnaden und an ihm gelten, so gebet mir Amisen. Also schickte der von Pfirt von Stund an nach seinem Caplan. Der hieß Herr Hans Heberlin und derselbe gab sie zusammen. Und da fuhren sie über Meer und kamen gen Triest. Da starb Herr Marquard von Altstetten der mit Graf Albrechten gen Portugal gefahren war, und ward da begraben in der Capellen des Patriarchen, der ein Graf von Görz war und Ludwig hieß und sind allda noch heutzutage sein Helm und Schild. Nachdem zogen die anderen heraus und

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Zitationshilfe: Steub, Ludwig: Drei Sommer in Tirol. München, 1846, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/steub_tirol_1846/175>, abgerufen am 23.11.2024.