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Steub, Ludwig: Drei Sommer in Tirol. München, 1846.

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heißt aber das gabelförmige Hochthal, aus dessen einer Zinke, wie bemerkt, die Ill herausströmt, während die andere, die das Felsenbett der jungen Trisanna bildet, gegen Paznaun sich öffnet. Aeltere Landkarten und Geographen versetzen in dieses Höhenrevier, wie uns die zu St. Gallen und Bern 1838 erschienene Schilderung des Kantons Graubünden belehrt (S. 140) die "nie bestiegene oder gemessene" Pyramide des Vermunt, dessen krystallinisches Gestein und eisenartiges Aussehen dem Centralstock den Namen Fermont (mons ferreus) sollen erworben haben. "Sonderbar, sagt die Schilderung, daß uns überall der Name Fermunt und Vermond in jener Gebirgsregion entgegentritt, ohne sich an ein Gebirgsindividuum anzuschließen, das von jeher unter dem Eigennamen Fermunt daselbst gesucht wurde." Dieser abgelegene Winkel scheint also von den Geographen in Gedanken schon oft begangen worden zu seyn, hatte daher auch für den damaligen Pilger etwas geheimnißvoll Lockendes, und dahinein, meinte das Bäuerlein, sey es zwar fast noch einmal so weit als über Zeinis, aber viel besser zu gehen, und wenn man erst hinten sey, so gebe es Schneefelder, Gletscher, Eisberge in Menge und nach Wahl.

Dadurch ward ich gewonnen. Ich nahm den beredten Schilderer als Führer an und um zwei Zwanziger versprach er mitzugehen bis Galthür im Paznaun.

Ehe wir wanderten, mußte aber des Bauern Söhnlein in das Dorf springen und in einem Sack Käse und Haberbrod holen, das als Mittagessen für den Vater und als Stärkung auf der Reise dienen sollte. Diese Frist warteten wir auf den Blöcken der Sägmühle ab, die die Partenner Fichten zu Brettern schneidet.

Wir wollen indeß die Rast auch dazu benützen, um über das jetzt durchwanderte Thal noch einige Worte hier niederzulegen.

Was vorerst den Namen desselben betrifft, so hat sich dieser schon verschiedenen Deutungen ausgesetzt gesehen. In älterer Zeit dachte man an Fon Fonius, einen angeblich keltischen Kriegsgott, dessen Name auf Denksteinen bei Aquileja gefunden worden, oder an Monte und Fontana. Bergmann

heißt aber das gabelförmige Hochthal, aus dessen einer Zinke, wie bemerkt, die Ill herausströmt, während die andere, die das Felsenbett der jungen Trisanna bildet, gegen Paznaun sich öffnet. Aeltere Landkarten und Geographen versetzen in dieses Höhenrevier, wie uns die zu St. Gallen und Bern 1838 erschienene Schilderung des Kantons Graubünden belehrt (S. 140) die „nie bestiegene oder gemessene“ Pyramide des Vermunt, dessen krystallinisches Gestein und eisenartiges Aussehen dem Centralstock den Namen Fermont (mons ferreus) sollen erworben haben. „Sonderbar, sagt die Schilderung, daß uns überall der Name Fermunt und Vermond in jener Gebirgsregion entgegentritt, ohne sich an ein Gebirgsindividuum anzuschließen, das von jeher unter dem Eigennamen Fermunt daselbst gesucht wurde.“ Dieser abgelegene Winkel scheint also von den Geographen in Gedanken schon oft begangen worden zu seyn, hatte daher auch für den damaligen Pilger etwas geheimnißvoll Lockendes, und dahinein, meinte das Bäuerlein, sey es zwar fast noch einmal so weit als über Zeinis, aber viel besser zu gehen, und wenn man erst hinten sey, so gebe es Schneefelder, Gletscher, Eisberge in Menge und nach Wahl.

Dadurch ward ich gewonnen. Ich nahm den beredten Schilderer als Führer an und um zwei Zwanziger versprach er mitzugehen bis Galthür im Paznaun.

Ehe wir wanderten, mußte aber des Bauern Söhnlein in das Dorf springen und in einem Sack Käse und Haberbrod holen, das als Mittagessen für den Vater und als Stärkung auf der Reise dienen sollte. Diese Frist warteten wir auf den Blöcken der Sägmühle ab, die die Partenner Fichten zu Brettern schneidet.

Wir wollen indeß die Rast auch dazu benützen, um über das jetzt durchwanderte Thal noch einige Worte hier niederzulegen.

Was vorerst den Namen desselben betrifft, so hat sich dieser schon verschiedenen Deutungen ausgesetzt gesehen. In älterer Zeit dachte man an Fon Fonius, einen angeblich keltischen Kriegsgott, dessen Name auf Denksteinen bei Aquileja gefunden worden, oder an Monte und Fontana. Bergmann

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[123/0128] heißt aber das gabelförmige Hochthal, aus dessen einer Zinke, wie bemerkt, die Ill herausströmt, während die andere, die das Felsenbett der jungen Trisanna bildet, gegen Paznaun sich öffnet. Aeltere Landkarten und Geographen versetzen in dieses Höhenrevier, wie uns die zu St. Gallen und Bern 1838 erschienene Schilderung des Kantons Graubünden belehrt (S. 140) die „nie bestiegene oder gemessene“ Pyramide des Vermunt, dessen krystallinisches Gestein und eisenartiges Aussehen dem Centralstock den Namen Fermont (mons ferreus) sollen erworben haben. „Sonderbar, sagt die Schilderung, daß uns überall der Name Fermunt und Vermond in jener Gebirgsregion entgegentritt, ohne sich an ein Gebirgsindividuum anzuschließen, das von jeher unter dem Eigennamen Fermunt daselbst gesucht wurde.“ Dieser abgelegene Winkel scheint also von den Geographen in Gedanken schon oft begangen worden zu seyn, hatte daher auch für den damaligen Pilger etwas geheimnißvoll Lockendes, und dahinein, meinte das Bäuerlein, sey es zwar fast noch einmal so weit als über Zeinis, aber viel besser zu gehen, und wenn man erst hinten sey, so gebe es Schneefelder, Gletscher, Eisberge in Menge und nach Wahl. Dadurch ward ich gewonnen. Ich nahm den beredten Schilderer als Führer an und um zwei Zwanziger versprach er mitzugehen bis Galthür im Paznaun. Ehe wir wanderten, mußte aber des Bauern Söhnlein in das Dorf springen und in einem Sack Käse und Haberbrod holen, das als Mittagessen für den Vater und als Stärkung auf der Reise dienen sollte. Diese Frist warteten wir auf den Blöcken der Sägmühle ab, die die Partenner Fichten zu Brettern schneidet. Wir wollen indeß die Rast auch dazu benützen, um über das jetzt durchwanderte Thal noch einige Worte hier niederzulegen. Was vorerst den Namen desselben betrifft, so hat sich dieser schon verschiedenen Deutungen ausgesetzt gesehen. In älterer Zeit dachte man an Fon Fonius, einen angeblich keltischen Kriegsgott, dessen Name auf Denksteinen bei Aquileja gefunden worden, oder an Monte und Fontana. Bergmann

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Zitationshilfe: Steub, Ludwig: Drei Sommer in Tirol. München, 1846, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/steub_tirol_1846/128>, abgerufen am 23.11.2024.