bis zum Kulisehu nach Osten vorgeschobenen Mehinakustämme*) gewesen sein, von denen die Anregung für die Bakairi in jetzt längst entschwundener Zeit aus- gegangen ist, es ist möglich, dass der Stamm, dessen Frauen einst die Bakairi- Tradition so stark beeinflusst haben, längst nicht mehr in einer selbständigen Form existiert -- alle diese Einzelheiten sind nicht festzustellen. Aber es kommt auch wenig darauf an. Freilich, dass der Arinos bei den Paressi Sonnen-, Kame- oder Ostfluss heisst, könnte von Bedeutung sein. Denn die Stämme, die der Heros Kame nach Angabe der Bakairi gemacht hat, sind "toda gente de Arinos," "die sämtlichen Leute des Arinos!" Es wurden aufgezählt die Paressi, Apiaka, Munduruku, Suya (früher am Arinos), Maue (am Tapajoz). Keri dagegen hat gemacht "Bakairi, Mehinaku, Nahuqua, Bororo, Kayapo, Kayabi, das heisst die östlich und südlich vom Arinos wohnenden Stämme. Die Teilung hat nicht das Geringste mit einer Unterscheidung nach Sprachen zu thun, es finden sich Nu-Aruak und Ges auf beiden Seiten, sie umfasst zwei grosse, räumlich zusammengehörige Gruppen, die keineswegs streng westlich-östlich gelagert sind; die eine enthält West-, Nordwest- und Nordstämme vom Standpunkt der Bakairi, die andere Ost-, Südost- und Südstämme. Aber die Hauptvertreter der beiden Gruppen, die Bakairi und die Paressi wohnen in der That so, dass jene östlich von diesen leben. Wir haben somit das folgende Verhältnis: I. Kame = Nu-Aruak "Sonne", dagegen bei den Bakairi Heros zweiten Ranges und Herr des Mondes, ist der Stammvater der westlichen und nördlichen Stämme und 2. Keri = Nu- Aruak "Mond", dagegen bei den Bakairi auf das Stärkste bevorzugter Heros und Herr der Sonne, ist der Stammvater der östlichen und südlichen Stämme.
Hier möchte ich ein interessantes Beispiel heranziehen, das sich bei Alexander von Humboldt**) findet. In der Nähe von Maipure, dem nach dem Namen eines Nu-Aruakstammes benannten Ort, stehen zwei Felsen in den Katarakten des Orinoko, von denen der eine "der sogenannte Keri oder Mond- felsen", wegen eines weissen, weithin glänzenden Flecks, wahrscheinlich eines Quarzknotens, berühmt ist, "in dem die Eingeborenen ein Bild des Vollmonds sehen wollen"; gegenüber wird auf einem andern Felsen ein ähnlicher weisser Fleck "mit geheimnisvoller Wichtigkeit" gezeigt, er "ist scheibenförmig, und, sie sagen, es sei das Bild der Sonne, Camosi". "Vielleicht hat die geographische Lage dieser beiden Dinge Veranlassung gegeben, sie so zu benennen; Keri liegt gegen Untergang, Camosi gegen Aufgang." Es wird nicht angegeben, ob nicht auch die eine Scheibe grösser ist als die andere, aber es ist richtig, wenn zwei gleiche Scheiben Mond und Sonne darstellen sollen, so wird man der in Sonnenaufgaug das Bild der Sonne zuweisen und somit der andern das des Mondes, obwohl der Westen an und für sich nicht mehr mit dem Mond zu thun
*) Gerade sie haben "Sonne" und "Mond in der unveränderten Form "kame" und "keri", während die Paressi von Diamantino, was freilich für die in zahlreiche Unterstämme zersplitterten alten Paressi nicht viel bedeuten will, kamai Sonne, aber kayö Mond hatten.
**) Reise in die Aequinoktial-Gegenden, III. p. 173.
bis zum Kulisehu nach Osten vorgeschobenen Mehinakústämme*) gewesen sein, von denen die Anregung für die Bakaïrí in jetzt längst entschwundener Zeit aus- gegangen ist, es ist möglich, dass der Stamm, dessen Frauen einst die Bakaïrí- Tradition so stark beeinflusst haben, längst nicht mehr in einer selbständigen Form existiert — alle diese Einzelheiten sind nicht festzustellen. Aber es kommt auch wenig darauf an. Freilich, dass der Arinos bei den Paressí Sonnen-, Kame- oder Ostfluss heisst, könnte von Bedeutung sein. Denn die Stämme, die der Heros Kame nach Angabe der Bakaïrí gemacht hat, sind »toda gente de Arinos,« »die sämtlichen Leute des Arinos!« Es wurden aufgezählt die Paressí, Apiaká, Mundurukú, Suyá (früher am Arinos), Maué (am Tapajoz). Keri dagegen hat gemacht »Bakaïrí, Mehinakú, Nahuquá, Bororó, Kayapó, Kayabí, das heisst die östlich und südlich vom Arinos wohnenden Stämme. Die Teilung hat nicht das Geringste mit einer Unterscheidung nach Sprachen zu thun, es finden sich Nu-Aruak und Gēs auf beiden Seiten, sie umfasst zwei grosse, räumlich zusammengehörige Gruppen, die keineswegs streng westlich-östlich gelagert sind; die eine enthält West-, Nordwest- und Nordstämme vom Standpunkt der Bakaïrí, die andere Ost-, Südost- und Südstämme. Aber die Hauptvertreter der beiden Gruppen, die Bakaïrí und die Paressí wohnen in der That so, dass jene östlich von diesen leben. Wir haben somit das folgende Verhältnis: I. Kame = Nu-Aruak »Sonne«, dagegen bei den Bakaïrí Heros zweiten Ranges und Herr des Mondes, ist der Stammvater der westlichen und nördlichen Stämme und 2. Keri = Nu- Aruak »Mond«, dagegen bei den Bakaïrí auf das Stärkste bevorzugter Heros und Herr der Sonne, ist der Stammvater der östlichen und südlichen Stämme.
Hier möchte ich ein interessantes Beispiel heranziehen, das sich bei Alexander von Humboldt**) findet. In der Nähe von Maipure, dem nach dem Namen eines Nu-Aruakstammes benannten Ort, stehen zwei Felsen in den Katarakten des Orinoko, von denen der eine »der sogenannte Keri oder Mond- felsen«, wegen eines weissen, weithin glänzenden Flecks, wahrscheinlich eines Quarzknotens, berühmt ist, »in dem die Eingeborenen ein Bild des Vollmonds sehen wollen«; gegenüber wird auf einem andern Felsen ein ähnlicher weisser Fleck »mit geheimnisvoller Wichtigkeit« gezeigt, er »ist scheibenförmig, und, sie sagen, es sei das Bild der Sonne, Camosi«. »Vielleicht hat die geographische Lage dieser beiden Dinge Veranlassung gegeben, sie so zu benennen; Keri liegt gegen Untergang, Camosi gegen Aufgang.« Es wird nicht angegeben, ob nicht auch die eine Scheibe grösser ist als die andere, aber es ist richtig, wenn zwei gleiche Scheiben Mond und Sonne darstellen sollen, so wird man der in Sonnenaufgaug das Bild der Sonne zuweisen und somit der andern das des Mondes, obwohl der Westen an und für sich nicht mehr mit dem Mond zu thun
*) Gerade sie haben »Sonne« und »Mond in der unveränderten Form „kàme“ und „kèri“, während die Paressí von Diamantino, was freilich für die in zahlreiche Unterstämme zersplitterten alten Paressí nicht viel bedeuten will, kamai Sonne, aber kayö Mond hatten.
**) Reise in die Aequinoktial-Gegenden, III. p. 173.
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von denen die Anregung für die Bakaïrí in jetzt längst entschwundener Zeit aus-
gegangen ist, es ist möglich, dass der Stamm, dessen Frauen einst die Bakaïrí-
Tradition so stark beeinflusst haben, längst nicht mehr in einer selbständigen Form
existiert — alle diese Einzelheiten sind nicht festzustellen. Aber es kommt auch
wenig darauf an. Freilich, dass der Arinos bei den Paressí Sonnen-, Kame-
oder Ostfluss heisst, könnte von Bedeutung sein. Denn die Stämme, die der
Heros Kame nach Angabe der Bakaïrí gemacht hat, sind »toda gente de Arinos,«
»die sämtlichen Leute des Arinos!« Es wurden aufgezählt die Paressí,
Apiaká, Mundurukú, Suyá (früher am Arinos), Maué (am Tapajoz). Keri dagegen
hat gemacht »Bakaïrí, Mehinakú, Nahuquá, Bororó, Kayapó, Kayabí, das heisst
die östlich und südlich vom Arinos wohnenden Stämme. Die Teilung
hat nicht das Geringste mit einer Unterscheidung nach Sprachen zu thun, es finden
sich Nu-Aruak und Gēs auf beiden Seiten, sie umfasst zwei grosse, räumlich
zusammengehörige Gruppen, die keineswegs streng westlich-östlich gelagert sind;
die eine enthält West-, Nordwest- und Nordstämme vom Standpunkt der Bakaïrí,
die andere Ost-, Südost- und Südstämme. Aber die Hauptvertreter der beiden
Gruppen, die Bakaïrí und die Paressí wohnen in der That so, dass jene östlich
von diesen leben. Wir haben somit das folgende Verhältnis: I. Kame = Nu-Aruak
»Sonne«, dagegen bei den Bakaïrí Heros zweiten Ranges und Herr des Mondes,
ist der Stammvater der westlichen und nördlichen Stämme und 2. Keri = Nu-
Aruak »Mond«, dagegen bei den Bakaïrí auf das Stärkste bevorzugter Heros und
Herr der Sonne, ist der Stammvater der östlichen und südlichen Stämme.
Hier möchte ich ein interessantes Beispiel heranziehen, das sich bei
Alexander von Humboldt **) findet. In der Nähe von Maipure, dem nach
dem Namen eines Nu-Aruakstammes benannten Ort, stehen zwei Felsen in den
Katarakten des Orinoko, von denen der eine »der sogenannte Keri oder Mond-
felsen«, wegen eines weissen, weithin glänzenden Flecks, wahrscheinlich eines
Quarzknotens, berühmt ist, »in dem die Eingeborenen ein Bild des Vollmonds
sehen wollen«; gegenüber wird auf einem andern Felsen ein ähnlicher weisser
Fleck »mit geheimnisvoller Wichtigkeit« gezeigt, er »ist scheibenförmig, und, sie
sagen, es sei das Bild der Sonne, Camosi«. »Vielleicht hat die geographische
Lage dieser beiden Dinge Veranlassung gegeben, sie so zu benennen; Keri liegt
gegen Untergang, Camosi gegen Aufgang.« Es wird nicht angegeben, ob
nicht auch die eine Scheibe grösser ist als die andere, aber es ist richtig, wenn
zwei gleiche Scheiben Mond und Sonne darstellen sollen, so wird man der in
Sonnenaufgaug das Bild der Sonne zuweisen und somit der andern das des
Mondes, obwohl der Westen an und für sich nicht mehr mit dem Mond zu thun
*) Gerade sie haben »Sonne« und »Mond in der unveränderten Form „kàme“ und „kèri“,
während die Paressí von Diamantino, was freilich für die in zahlreiche Unterstämme zersplitterten
alten Paressí nicht viel bedeuten will, kamai Sonne, aber kayö Mond hatten.
**) Reise in die Aequinoktial-Gegenden, III. p. 173.
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Steinen, Karl von den: Unter den Naturvölkern Zentral-Brasiliens. Berlin, 1894, S. 367. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/steinen_naturvoelker_1894/431>, abgerufen am 22.11.2024.
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