Kamayura, Abb. 56, den mit Mereschus gefüllten Innenkreis mit einem Kranz von Perlen, möchten wir fast denken, umgeben, doch sind diese eckigen Perlen nur die Zwischenräume zwischen den alten guten Uluris.
[Abbildung]
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Abb. 56.
Spinnwirtel der Kamayura mit Mereschu- und Ulurimuster. Unteres Stück zerstört. ( nat. Gr.)
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Abb. 57.
Spinnwirtel mit Mereschu- und Ulurimuster. Seitenabschnitt rechts zerstört. Mehinaku. ( nat. Gr.)
An einem Wirtel der Mehinaku, Abb. 57, haben wir genau dasselbe Ver- halten, nur ist der verzierte Rand breiter gelassen, die Abstände der Uluris sind grösser und so umschliesst ein aus sechseckigen Täfelchen zierlich ge- bildeter Kranz den Innenkreis. Hier aber ist eine seltsame Variation dadurch entstanden, dass nur ein rechteckiger Streifen, dessen Mitte das Loch einnimmt, mit Mereschus ausgefüllt ist.
Die Leute kommen jetzt, wie in den Kränzen von Perlen und Täfelchen, zu Motiven, von denen sie selbst noch nichts wissen. Wehe diesen Erzeugnissen, wenn der In- dianer sie nicht selbst erklären kann, und sie in die Hände eines durch seine Kulturbrille schauenden weissen Mannes geraten! Auf einem Wirtel der Auetö sind Me-
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Abb. 58.
Schmuckwirtel der Auetö mit Mereschumuster. ( nat. Gr.)
reschus im Kreise um die Mitte so angeordnet, dass sie sich mit den Seiten- ecken berühren: es entsteht eine "Rosette" oder ein zierlicher "Blumenkelch".
v. d. Steinen, Zentral-Brasilien. 18
Kamayurá, Abb. 56, den mit Mereschus gefüllten Innenkreis mit einem Kranz von Perlen, möchten wir fast denken, umgeben, doch sind diese eckigen Perlen nur die Zwischenräume zwischen den alten guten Uluris.
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Abb. 56.
Spinnwirtel der Kamayurá mit Mereschu- und Ulurímuster. Unteres Stück zerstört. ( nat. Gr.)
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Abb. 57.
Spinnwirtel mit Mereschu- und Ulurimuster. Seitenabschnitt rechts zerstört. Mehinakú. ( nat. Gr.)
An einem Wirtel der Mehinakú, Abb. 57, haben wir genau dasselbe Ver- halten, nur ist der verzierte Rand breiter gelassen, die Abstände der Uluris sind grösser und so umschliesst ein aus sechseckigen Täfelchen zierlich ge- bildeter Kranz den Innenkreis. Hier aber ist eine seltsame Variation dadurch entstanden, dass nur ein rechteckiger Streifen, dessen Mitte das Loch einnimmt, mit Mereschus ausgefüllt ist.
Die Leute kommen jetzt, wie in den Kränzen von Perlen und Täfelchen, zu Motiven, von denen sie selbst noch nichts wissen. Wehe diesen Erzeugnissen, wenn der In- dianer sie nicht selbst erklären kann, und sie in die Hände eines durch seine Kulturbrille schauenden weissen Mannes geraten! Auf einem Wirtel der Auetö́ sind Me-
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Abb. 58.
Schmuckwirtel der Auetö́ mit Mereschumuster. ( nat. Gr.)
reschus im Kreise um die Mitte so angeordnet, dass sie sich mit den Seiten- ecken berühren: es entsteht eine »Rosette« oder ein zierlicher »Blumenkelch«.
v. d. Steinen, Zentral-Brasilien. 18
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Kamayurá, Abb. 56, den mit Mereschus gefüllten Innenkreis mit einem Kranz
von Perlen, möchten wir fast denken, umgeben, doch sind diese eckigen Perlen
nur die Zwischenräume zwischen den alten guten Uluris.
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[Abbildung Abb. 56. Spinnwirtel der Kamayurá mit
Mereschu- und Ulurímuster.
Unteres Stück zerstört. ([FORMEL] nat. Gr.) ]
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[Abbildung Abb. 57. Spinnwirtel mit Mereschu-
und Ulurimuster. Seitenabschnitt
rechts zerstört. Mehinakú. ([FORMEL] nat. Gr.) ]
An einem Wirtel der Mehinakú, Abb. 57, haben wir genau dasselbe Ver-
halten, nur ist der verzierte Rand breiter gelassen, die Abstände der Uluris sind
grösser und so umschliesst ein aus
sechseckigen Täfelchen zierlich ge-
bildeter Kranz den Innenkreis.
Hier aber ist eine seltsame Variation
dadurch entstanden, dass nur ein
rechteckiger Streifen, dessen Mitte
das Loch einnimmt, mit Mereschus
ausgefüllt ist.
Die Leute kommen jetzt, wie
in den Kränzen von Perlen und
Täfelchen, zu Motiven, von denen
sie selbst noch nichts wissen. Wehe
diesen Erzeugnissen, wenn der In-
dianer sie nicht selbst erklären
kann, und sie in die Hände eines
durch seine Kulturbrille schauenden
weissen Mannes geraten! Auf
einem Wirtel der Auetö́ sind Me-
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[Abbildung Abb. 58. Schmuckwirtel der Auetö́ mit
Mereschumuster. ([FORMEL] nat. Gr.)]
reschus im Kreise um die Mitte so angeordnet, dass sie sich mit den Seiten-
ecken berühren: es entsteht eine »Rosette« oder ein zierlicher »Blumenkelch«.
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Steinen, Karl von den: Unter den Naturvölkern Zentral-Brasiliens. Berlin, 1894, S. 273. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/steinen_naturvoelker_1894/333>, abgerufen am 22.11.2024.
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