der Mehinaku bei, wo derselbe Affe -- nicht unpassend, da er selbst Flötentöne von sich giebt -- erscheint und ganz ähnlich behandelt ist, sich nur auch eines Halses erfreut.
Auf einem Pfosten war (Abb. 41) ein sehr merkwürdiges Wesen dargestellt, eine Art weiblicher Gestalt mit Reitkleid und Wespentaille, zweifingerigen Armen und dreieckigem Gesicht unter einer Hutkrempe. Dies ist Cryptocerus atratus, die Tokandira, Tokanteira, Tokangira der Brasilier, eine riesige Ameise, die nicht gesellig lebt, sondern in Einzelexemplaren auf Baumstämmen umherspaziert.
Im Hafen der Mehinaku endlich fanden sich an den Bäumen die noch zu besprechenden Mereschumuster.
II. Zeichenornamente.
Ornamentaler Fries der Bakairi. Mereschu und Uluri. Die Auetö-Ornamente. Folge- rungen. Verwendung der Ornamente. Kalabassen, Beijuwender, Spinnwirtel. Bemalung der Töpfe.
Ich habe auf Seite 90--91 bei dem Bericht über den Besuch im zweiten Bakairidorf des grossen Wandfrieses von weiss bemalten Rindenstücken Erwähnung gethan, der sich in dem Häuptlingshause in einer Länge von etwa 56 m und an mehreren Stellen zweireihig ringsum zog; die Breite der Rindenstücke schwankte etwa zwischen 15 bis 40 cm. Unser erster Eindruck war der gewesen, dass es sich bei diesen Zickzacks, Tüpfeln, Ringen, Ketten von Rauten und Dreiecken um ornamentale Einfälle handle, die niedlich und nett seien, die aber weiter nichts bedeuteten. Die mit Russ geschwärzte Rinde entstammte einem Wald- baum, den die Bakairi noischi nannten, der weisse, mehrfach auch gelbliche Lehm war mit den Fingern aufgetragen, sodass man zarte Linien bei diesen Fresko- schmierereien nicht erwarten durfte. Als ich mit den Namen der Ornamente mein Wörterverzeichnis vermehren wollte, wurde ich überrascht, mehrere mir be- kannte Fischnamen zu hören, sodass ich der Sache nun auf den Grund ging. Für jedes Muster erhielt ich den Namen einer konkreten Vorlage, und je mehr wir uns hier und bei den andern Stämmen mit den Ornamenten auf dem Haus- gerät beschäftigten, desto mehr stellte sich heraus, dass es allüberall derselbe Hergang war. Ehrenreich hat die Frage dann auch bei den Araguayindianern weiter verfolgt und dort zu meiner Freude nur Bestätigung gefunden.
Auf den beiden Tafeln 20 und 21, Bakairi-Ornamente I und II, die von allen Rindenstücken die charakteristischen Proben liefern, sehen wir zunächst in den Nummern 14 und 15*) zwei gut gemalte Fische, den schon oft genannten Lieblingsfisch der Bakairi, den Matrincham, und den grätenreichen Kurimata,
*) Auf Tafel 21 kommen durch ein Versehen die Nummern 14 und 15 doppelt vor.
der Mehinakú bei, wo derselbe Affe — nicht unpassend, da er selbst Flötentöne von sich giebt — erscheint und ganz ähnlich behandelt ist, sich nur auch eines Halses erfreut.
Auf einem Pfosten war (Abb. 41) ein sehr merkwürdiges Wesen dargestellt, eine Art weiblicher Gestalt mit Reitkleid und Wespentaille, zweifingerigen Armen und dreieckigem Gesicht unter einer Hutkrempe. Dies ist Cryptocerus atratus, die Tokandira, Tokanteira, Tokangira der Brasilier, eine riesige Ameise, die nicht gesellig lebt, sondern in Einzelexemplaren auf Baumstämmen umherspaziert.
Im Hafen der Mehinakú endlich fanden sich an den Bäumen die noch zu besprechenden Mereschumuster.
II. Zeichenornamente.
Ornamentaler Fries der Bakaïrí. Mereschu und Uluri. Die Auetö́-Ornamente. Folge- rungen. Verwendung der Ornamente. Kalabassen, Beijúwender, Spinnwirtel. Bemalung der Töpfe.
Ich habe auf Seite 90—91 bei dem Bericht über den Besuch im zweiten Bakaïrídorf des grossen Wandfrieses von weiss bemalten Rindenstücken Erwähnung gethan, der sich in dem Häuptlingshause in einer Länge von etwa 56 m und an mehreren Stellen zweireihig ringsum zog; die Breite der Rindenstücke schwankte etwa zwischen 15 bis 40 cm. Unser erster Eindruck war der gewesen, dass es sich bei diesen Zickzacks, Tüpfeln, Ringen, Ketten von Rauten und Dreiecken um ornamentale Einfälle handle, die niedlich und nett seien, die aber weiter nichts bedeuteten. Die mit Russ geschwärzte Rinde entstammte einem Wald- baum, den die Bakaïrí noischi nannten, der weisse, mehrfach auch gelbliche Lehm war mit den Fingern aufgetragen, sodass man zarte Linien bei diesen Fresko- schmierereien nicht erwarten durfte. Als ich mit den Namen der Ornamente mein Wörterverzeichnis vermehren wollte, wurde ich überrascht, mehrere mir be- kannte Fischnamen zu hören, sodass ich der Sache nun auf den Grund ging. Für jedes Muster erhielt ich den Namen einer konkreten Vorlage, und je mehr wir uns hier und bei den andern Stämmen mit den Ornamenten auf dem Haus- gerät beschäftigten, desto mehr stellte sich heraus, dass es allüberall derselbe Hergang war. Ehrenreich hat die Frage dann auch bei den Araguayindianern weiter verfolgt und dort zu meiner Freude nur Bestätigung gefunden.
Auf den beiden Tafeln 20 und 21, Bakaïrí-Ornamente I und II, die von allen Rindenstücken die charakteristischen Proben liefern, sehen wir zunächst in den Nummern 14 und 15*) zwei gut gemalte Fische, den schon oft genannten Lieblingsfisch der Bakaïrí, den Matrincham, und den grätenreichen Kurimatá,
*) Auf Tafel 21 kommen durch ein Versehen die Nummern 14 und 15 doppelt vor.
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[258/0316]
der Mehinakú bei, wo derselbe Affe — nicht unpassend, da er selbst Flötentöne
von sich giebt — erscheint und ganz ähnlich behandelt ist, sich nur auch eines
Halses erfreut.
Auf einem Pfosten war (Abb. 41) ein sehr merkwürdiges Wesen dargestellt,
eine Art weiblicher Gestalt mit Reitkleid und Wespentaille, zweifingerigen Armen
und dreieckigem Gesicht unter einer Hutkrempe. Dies ist Cryptocerus atratus, die
Tokandira, Tokanteira, Tokangira der Brasilier, eine riesige Ameise, die nicht
gesellig lebt, sondern in Einzelexemplaren auf Baumstämmen umherspaziert.
Im Hafen der Mehinakú endlich fanden sich an den Bäumen die noch zu
besprechenden Mereschumuster.
II. Zeichenornamente.
Ornamentaler Fries der Bakaïrí. Mereschu und Uluri. Die Auetö́-Ornamente. Folge-
rungen. Verwendung der Ornamente. Kalabassen, Beijúwender, Spinnwirtel. Bemalung der Töpfe.
Ich habe auf Seite 90—91 bei dem Bericht über den Besuch im zweiten
Bakaïrídorf des grossen Wandfrieses von weiss bemalten Rindenstücken Erwähnung
gethan, der sich in dem Häuptlingshause in einer Länge von etwa 56 m und an
mehreren Stellen zweireihig ringsum zog; die Breite der Rindenstücke schwankte
etwa zwischen 15 bis 40 cm. Unser erster Eindruck war der gewesen, dass es
sich bei diesen Zickzacks, Tüpfeln, Ringen, Ketten von Rauten und Dreiecken
um ornamentale Einfälle handle, die niedlich und nett seien, die aber weiter
nichts bedeuteten. Die mit Russ geschwärzte Rinde entstammte einem Wald-
baum, den die Bakaïrí noischi nannten, der weisse, mehrfach auch gelbliche Lehm
war mit den Fingern aufgetragen, sodass man zarte Linien bei diesen Fresko-
schmierereien nicht erwarten durfte. Als ich mit den Namen der Ornamente
mein Wörterverzeichnis vermehren wollte, wurde ich überrascht, mehrere mir be-
kannte Fischnamen zu hören, sodass ich der Sache nun auf den Grund ging.
Für jedes Muster erhielt ich den Namen einer konkreten Vorlage, und je mehr
wir uns hier und bei den andern Stämmen mit den Ornamenten auf dem Haus-
gerät beschäftigten, desto mehr stellte sich heraus, dass es allüberall derselbe
Hergang war. Ehrenreich hat die Frage dann auch bei den Araguayindianern
weiter verfolgt und dort zu meiner Freude nur Bestätigung gefunden.
Auf den beiden Tafeln 20 und 21, Bakaïrí-Ornamente I und II, die von
allen Rindenstücken die charakteristischen Proben liefern, sehen wir zunächst in
den Nummern 14 und 15 *) zwei gut gemalte Fische, den schon oft genannten
Lieblingsfisch der Bakaïrí, den Matrincham, und den grätenreichen Kurimatá,
*) Auf Tafel 21 kommen durch ein Versehen die Nummern 14 und 15 doppelt vor.
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Steinen, Karl von den: Unter den Naturvölkern Zentral-Brasiliens. Berlin, 1894, S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/steinen_naturvoelker_1894/316>, abgerufen am 21.11.2024.
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