den beiden ersteren Arten eingeritzten Mustern werde ich später sprechen; die Bakairi lassen ihre Holz- und Thonscheiben unverziert, Schildkrötenwirtel haben wir bei ihnen nicht gefunden. Die Frauen puderten sich zum Schutz gegen den Schweiss den Oberschenkel erst mit weissem, kreidigem Thon ein. Sie bewahrten das Material in Form kindskopfgrosser Kugeln auf, von denen sie zum Gebrauch ein wenig mit einer Muschel abkratzten.
Der Faden wird in zweierlei oder dreierlei Stärke hergestellt und in Knäueln, die in grüne Blätter eingeschlagen werden, aufbewahrt. Die Knäuel sind beliebte Gastgeschenke der Bakairi und Mehinaku, die sie uns beim Empfang ebenso überreichten, wie dies Columbus schon den 12. Oktober 1492 von seinen Insulanern berichtet.
Der "Webstuhl" ist so primitiv wie nur möglich. Zwei niedrige Pfosten, die keinen halben Meter hoch zu sein brauchen, in gehörigem Abstand, das ist Alles. Der Ursprung des Webens aus dem Flechten ist noch klar ersichtlich. Um die Pfosten wird als Kette ein dicker Strang Baumwolle geschlungen, ein Faden ohne Ende; mit leitenden Stöckchen werden die Querfäden durchgezogen.
Die Bakairi-Hängematte stellt ein ziemlich lockeres Netz dar, lang recht- eckig, 2 1/3 m x 11/4 m. Die Längsreihen sind in einem Abstand von unregel- mässig 2--3,5 cm von Querreihen durchsetzt, in den Zwischenräumen kann man bequem einen Finger durchstecken. Die Art des Gewebes ist sehr einfach. Zwei Längsfäden, 2--3 mm dick, sind jedesmal durch die dünneren, nur 1 mm dicken Querfäden umschlungen, und zwar sind der Querfäden vier, von denen zwei wellenförmig vor, zwei hinter den Längsfäden herlaufen, indem sie sich zwischen den letzteren durchkreuzen. Wo die Querfäden beiderseits ausmünden, werden sie verknotet; so findet man an jeder Längsseite einige 70 Knoten mit den vier abgeschnittenen Fadenenden. Die an jedem Pfosten freibleibende Schlinge wird in der Mitte umwickelt, sodass einerseits eine Oese zur Aufnahme der Hängeseile entsteht, und andrerseits von diesem festen Punkt aus die hier noch auf eine Strecke von 30--35 cm undurchkreuzten Längsfäden beim Aufspannen nach dem Netz hin divergieren.
Ausser dieser typischen Baumwollhängematte giebt es eine Hängematte, bei der die Kette aus Buritipalmfaserschnur und nur der Einschlag aus Baumwolle besteht. Und zwar kann sich dieser Baumwolleneinschlag auf ein paar Querfäden beschränken, die bei den Mehinaku in 10--20 cm Abstand verliefen. Die Buriti-Hängematte ist bei den Nu-Aruakstämmen zu Hause. Die zahmen Bakairi am Paranatinga besassen sie ebenfalls, und sie gaben mir an, dass ihr alter Häuptling Caetano sie erst eingeführt habe. Die Palmfaserhängematten waren gewöhnlich von derselben Länge oder auch länger (bis 23/4 m) als die Baum- wollhängematten, aber keinen Meter breit, sodass die bequeme Diagonallage, die der Brasilier mit Recht einzunehmen liebt, fast ausgeschlossen war.
Eine dritte Art entstand dadurch, dass reichlicher Baumwolle benutzt wurde. So sahen wir bei den Auetö alle Uebergänge von 6--7 cm Abstand der Baum-
den beiden ersteren Arten eingeritzten Mustern werde ich später sprechen; die Bakaïrí lassen ihre Holz- und Thonscheiben unverziert, Schildkrötenwirtel haben wir bei ihnen nicht gefunden. Die Frauen puderten sich zum Schutz gegen den Schweiss den Oberschenkel erst mit weissem, kreidigem Thon ein. Sie bewahrten das Material in Form kindskopfgrosser Kugeln auf, von denen sie zum Gebrauch ein wenig mit einer Muschel abkratzten.
Der Faden wird in zweierlei oder dreierlei Stärke hergestellt und in Knäueln, die in grüne Blätter eingeschlagen werden, aufbewahrt. Die Knäuel sind beliebte Gastgeschenke der Bakaïrí und Mehinakú, die sie uns beim Empfang ebenso überreichten, wie dies Columbus schon den 12. Oktober 1492 von seinen Insulanern berichtet.
Der »Webstuhl« ist so primitiv wie nur möglich. Zwei niedrige Pfosten, die keinen halben Meter hoch zu sein brauchen, in gehörigem Abstand, das ist Alles. Der Ursprung des Webens aus dem Flechten ist noch klar ersichtlich. Um die Pfosten wird als Kette ein dicker Strang Baumwolle geschlungen, ein Faden ohne Ende; mit leitenden Stöckchen werden die Querfäden durchgezogen.
Die Bakaïrí-Hängematte stellt ein ziemlich lockeres Netz dar, lang recht- eckig, 2⅓ m × 1¼ m. Die Längsreihen sind in einem Abstand von unregel- mässig 2—3,5 cm von Querreihen durchsetzt, in den Zwischenräumen kann man bequem einen Finger durchstecken. Die Art des Gewebes ist sehr einfach. Zwei Längsfäden, 2—3 mm dick, sind jedesmal durch die dünneren, nur 1 mm dicken Querfäden umschlungen, und zwar sind der Querfäden vier, von denen zwei wellenförmig vor, zwei hinter den Längsfäden herlaufen, indem sie sich zwischen den letzteren durchkreuzen. Wo die Querfäden beiderseits ausmünden, werden sie verknotet; so findet man an jeder Längsseite einige 70 Knoten mit den vier abgeschnittenen Fadenenden. Die an jedem Pfosten freibleibende Schlinge wird in der Mitte umwickelt, sodass einerseits eine Oese zur Aufnahme der Hängeseile entsteht, und andrerseits von diesem festen Punkt aus die hier noch auf eine Strecke von 30—35 cm undurchkreuzten Längsfäden beim Aufspannen nach dem Netz hin divergieren.
Ausser dieser typischen Baumwollhängematte giebt es eine Hängematte, bei der die Kette aus Buritípalmfaserschnur und nur der Einschlag aus Baumwolle besteht. Und zwar kann sich dieser Baumwolleneinschlag auf ein paar Querfäden beschränken, die bei den Mehinakú in 10—20 cm Abstand verliefen. Die Burití-Hängematte ist bei den Nu-Aruakstämmen zu Hause. Die zahmen Bakaïrí am Paranatinga besassen sie ebenfalls, und sie gaben mir an, dass ihr alter Häuptling Caetano sie erst eingeführt habe. Die Palmfaserhängematten waren gewöhnlich von derselben Länge oder auch länger (bis 2¾ m) als die Baum- wollhängematten, aber keinen Meter breit, sodass die bequeme Diagonallage, die der Brasilier mit Recht einzunehmen liebt, fast ausgeschlossen war.
Eine dritte Art entstand dadurch, dass reichlicher Baumwolle benutzt wurde. So sahen wir bei den Auetö́ alle Uebergänge von 6—7 cm Abstand der Baum-
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den beiden ersteren Arten eingeritzten Mustern werde ich später sprechen; die
Bakaïrí lassen ihre Holz- und Thonscheiben unverziert, Schildkrötenwirtel haben
wir bei ihnen nicht gefunden. Die Frauen puderten sich zum Schutz gegen den
Schweiss den Oberschenkel erst mit weissem, kreidigem Thon ein. Sie bewahrten
das Material in Form kindskopfgrosser Kugeln auf, von denen sie zum Gebrauch
ein wenig mit einer Muschel abkratzten.
Der Faden wird in zweierlei oder dreierlei Stärke hergestellt und in Knäueln,
die in grüne Blätter eingeschlagen werden, aufbewahrt. Die Knäuel sind beliebte
Gastgeschenke der Bakaïrí und Mehinakú, die sie uns beim Empfang ebenso
überreichten, wie dies Columbus schon den 12. Oktober 1492 von seinen Insulanern
berichtet.
Der »Webstuhl« ist so primitiv wie nur möglich. Zwei niedrige Pfosten, die
keinen halben Meter hoch zu sein brauchen, in gehörigem Abstand, das ist Alles.
Der Ursprung des Webens aus dem Flechten ist noch klar ersichtlich. Um die
Pfosten wird als Kette ein dicker Strang Baumwolle geschlungen, ein Faden ohne
Ende; mit leitenden Stöckchen werden die Querfäden durchgezogen.
Die Bakaïrí-Hängematte stellt ein ziemlich lockeres Netz dar, lang recht-
eckig, 2⅓ m × 1¼ m. Die Längsreihen sind in einem Abstand von unregel-
mässig 2—3,5 cm von Querreihen durchsetzt, in den Zwischenräumen kann man
bequem einen Finger durchstecken. Die Art des Gewebes ist sehr einfach. Zwei
Längsfäden, 2—3 mm dick, sind jedesmal durch die dünneren, nur 1 mm dicken
Querfäden umschlungen, und zwar sind der Querfäden vier, von denen zwei
wellenförmig vor, zwei hinter den Längsfäden herlaufen, indem sie sich zwischen
den letzteren durchkreuzen. Wo die Querfäden beiderseits ausmünden, werden
sie verknotet; so findet man an jeder Längsseite einige 70 Knoten mit den vier
abgeschnittenen Fadenenden. Die an jedem Pfosten freibleibende Schlinge wird
in der Mitte umwickelt, sodass einerseits eine Oese zur Aufnahme der Hängeseile
entsteht, und andrerseits von diesem festen Punkt aus die hier noch auf eine
Strecke von 30—35 cm undurchkreuzten Längsfäden beim Aufspannen nach dem
Netz hin divergieren.
Ausser dieser typischen Baumwollhängematte giebt es eine Hängematte, bei
der die Kette aus Buritípalmfaserschnur und nur der Einschlag aus Baumwolle
besteht. Und zwar kann sich dieser Baumwolleneinschlag auf ein paar Querfäden
beschränken, die bei den Mehinakú in 10—20 cm Abstand verliefen. Die
Burití-Hängematte ist bei den Nu-Aruakstämmen zu Hause. Die zahmen Bakaïrí
am Paranatinga besassen sie ebenfalls, und sie gaben mir an, dass ihr alter
Häuptling Caetano sie erst eingeführt habe. Die Palmfaserhängematten waren
gewöhnlich von derselben Länge oder auch länger (bis 2¾ m) als die Baum-
wollhängematten, aber keinen Meter breit, sodass die bequeme Diagonallage, die
der Brasilier mit Recht einzunehmen liebt, fast ausgeschlossen war.
Eine dritte Art entstand dadurch, dass reichlicher Baumwolle benutzt wurde.
So sahen wir bei den Auetö́ alle Uebergänge von 6—7 cm Abstand der Baum-
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Steinen, Karl von den: Unter den Naturvölkern Zentral-Brasiliens. Berlin, 1894, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/steinen_naturvoelker_1894/283>, abgerufen am 22.11.2024.
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