Zahlen erhalten; am Batovy betrug das Mittel von 7 Messungen 163,6; am Rio Novo und Paranatinga von 14 das Mittel 164,1. Sie möchte ich deshalb wie in der ersten Tabelle den Auetö in der Statur vorangehen lassen.
Die Frauen waren von ausgesprochen kleinem Wuchs. Das Maximum 161,2 gehörte der langen Bakairi, die in der Frauengruppe (Tafel 5) erscheint, der "Egypterin" des ersten Dorfes, das Minimum 139,5 der einen der beiden nur ge- messenen Auetöfrauen, während die andere 156,5 mass, aber durch kleine Finger und Zehen besonders auffiel.
Das arithmetische Mittel der 31 gemessenen Frauen ohne Rücksicht auf das Alter beträgt 151,7.
Es geht nicht gut an, auch bei den Frauen alle Individuen bis ausschliesslich der zu 25 Jahren auszuschalten, denn es bliebe alsdann wenigstens von den Bakairi nur die lange Egypterin übrig, die ausserdem mit "25--30" Jahren meines Erachtens zu alt geschätzt ist. Lassen wir aber alle Frauen bis einschliesslich die von 20 Jahren beiseite und ebenso eine "60" jährige Mehinaku von 151,0, so erhalten wir:
[Tabelle]
Das arithmetische Mittel dieser 22 Frauen beträgt 152,1; doch ist das Mittel der Mehinaku und Nahuqua nach Ausschaltung der jüngeren Frauen niedriger geworden. Die durchschnittliche Differenz zwischen den beiden Geschlechtern wäre 10,5 cm oder die Frauen waren durchschnittlich um 6,5 % kleiner als die Männer.
Die kräftigst gebauten Indianer fanden sich unter den Mehinaku, vgl. Tafel 14, sehr stämmigen Burschen, und den Nahuqua, vgl. das Bild auf Seite 94. Die auffallendste Erscheinung an ihrem Körperbau ist der breite und tiefe Brustkasten und die gewaltige Schulterbreite der Männer. Die Beckenbreite erscheint geringer als die Thoraxbreite. Aeltere Männer und die Kinder zeichneten sich häufig durch ein Bäuchlein aus. Die Frauen hatten wenig breite Hüften, die Waden waren schwach und die Füsse etwas einwärts gesetzt, wie wenn sie immer auf schmalem Pfade gingen, sodass der Gang besonders der mit einer Last daher- trippelnden Frau keineswegs schön war. Wir haben eigentlich nur eine Indianerin gesehen, deren Figur auch nach unsern Begriffen graziös und ebenmässig war, es ist das schlanke Bakairimädchen in der Mitte der Gruppe auf Tafel 5, dem die Photographie allerdings nicht gerecht wird.
Klafterweite. Körperhöhe = 100.
Die Schwankungen sind im Einzelnen bei jedem Stamm gross, bewegen sich aber zwischen ähnlichen Grenzen, sodass der Unterschied in den arithmetischen
v. d. Steinen, Zentral-Brasilien. 11
Zahlen erhalten; am Batovy betrug das Mittel von 7 Messungen 163,6; am Rio Novo und Paranatinga von 14 das Mittel 164,1. Sie möchte ich deshalb wie in der ersten Tabelle den Auetö́ in der Statur vorangehen lassen.
Die Frauen waren von ausgesprochen kleinem Wuchs. Das Maximum 161,2 gehörte der langen Bakaïrí, die in der Frauengruppe (Tafel 5) erscheint, der »Egypterin« des ersten Dorfes, das Minimum 139,5 der einen der beiden nur ge- messenen Auetö́frauen, während die andere 156,5 mass, aber durch kleine Finger und Zehen besonders auffiel.
Das arithmetische Mittel der 31 gemessenen Frauen ohne Rücksicht auf das Alter beträgt 151,7.
Es geht nicht gut an, auch bei den Frauen alle Individuen bis ausschliesslich der zu 25 Jahren auszuschalten, denn es bliebe alsdann wenigstens von den Bakaïrí nur die lange Egypterin übrig, die ausserdem mit »25—30« Jahren meines Erachtens zu alt geschätzt ist. Lassen wir aber alle Frauen bis einschliesslich die von 20 Jahren beiseite und ebenso eine »60« jährige Mehinakú von 151,0, so erhalten wir:
[Tabelle]
Das arithmetische Mittel dieser 22 Frauen beträgt 152,1; doch ist das Mittel der Mehinakú und Nahuquá nach Ausschaltung der jüngeren Frauen niedriger geworden. Die durchschnittliche Differenz zwischen den beiden Geschlechtern wäre 10,5 cm oder die Frauen waren durchschnittlich um 6,5 % kleiner als die Männer.
Die kräftigst gebauten Indianer fanden sich unter den Mehinakú, vgl. Tafel 14, sehr stämmigen Burschen, und den Nahuquá, vgl. das Bild auf Seite 94. Die auffallendste Erscheinung an ihrem Körperbau ist der breite und tiefe Brustkasten und die gewaltige Schulterbreite der Männer. Die Beckenbreite erscheint geringer als die Thoraxbreite. Aeltere Männer und die Kinder zeichneten sich häufig durch ein Bäuchlein aus. Die Frauen hatten wenig breite Hüften, die Waden waren schwach und die Füsse etwas einwärts gesetzt, wie wenn sie immer auf schmalem Pfade gingen, sodass der Gang besonders der mit einer Last daher- trippelnden Frau keineswegs schön war. Wir haben eigentlich nur eine Indianerin gesehen, deren Figur auch nach unsern Begriffen graziös und ebenmässig war, es ist das schlanke Bakaïrímädchen in der Mitte der Gruppe auf Tafel 5, dem die Photographie allerdings nicht gerecht wird.
Klafterweite. Körperhöhe = 100.
Die Schwankungen sind im Einzelnen bei jedem Stamm gross, bewegen sich aber zwischen ähnlichen Grenzen, sodass der Unterschied in den arithmetischen
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der ersten Tabelle den Auetö́ in der Statur vorangehen lassen.
Die Frauen waren von ausgesprochen kleinem Wuchs. Das Maximum 161,2
gehörte der langen Bakaïrí, die in der Frauengruppe (Tafel 5) erscheint, der
»Egypterin« des ersten Dorfes, das Minimum 139,5 der einen der beiden nur ge-
messenen Auetö́frauen, während die andere 156,5 mass, aber durch kleine Finger
und Zehen besonders auffiel.
Das arithmetische Mittel der 31 gemessenen Frauen ohne Rücksicht auf das
Alter beträgt 151,7.
Es geht nicht gut an, auch bei den Frauen alle Individuen bis ausschliesslich
der zu 25 Jahren auszuschalten, denn es bliebe alsdann wenigstens von den
Bakaïrí nur die lange Egypterin übrig, die ausserdem mit »25—30« Jahren meines
Erachtens zu alt geschätzt ist. Lassen wir aber alle Frauen bis einschliesslich
die von 20 Jahren beiseite und ebenso eine »60« jährige Mehinakú von 151,0,
so erhalten wir:
Das arithmetische Mittel dieser 22 Frauen beträgt 152,1; doch ist das Mittel
der Mehinakú und Nahuquá nach Ausschaltung der jüngeren Frauen niedriger
geworden. Die durchschnittliche Differenz zwischen den beiden Geschlechtern wäre
10,5 cm oder die Frauen waren durchschnittlich um 6,5 % kleiner als die Männer.
Die kräftigst gebauten Indianer fanden sich unter den Mehinakú, vgl. Tafel 14,
sehr stämmigen Burschen, und den Nahuquá, vgl. das Bild auf Seite 94. Die
auffallendste Erscheinung an ihrem Körperbau ist der breite und tiefe Brustkasten
und die gewaltige Schulterbreite der Männer. Die Beckenbreite erscheint geringer
als die Thoraxbreite. Aeltere Männer und die Kinder zeichneten sich häufig
durch ein Bäuchlein aus. Die Frauen hatten wenig breite Hüften, die Waden
waren schwach und die Füsse etwas einwärts gesetzt, wie wenn sie immer auf
schmalem Pfade gingen, sodass der Gang besonders der mit einer Last daher-
trippelnden Frau keineswegs schön war. Wir haben eigentlich nur eine Indianerin
gesehen, deren Figur auch nach unsern Begriffen graziös und ebenmässig war,
es ist das schlanke Bakaïrímädchen in der Mitte der Gruppe auf Tafel 5, dem die
Photographie allerdings nicht gerecht wird.
Klafterweite. Körperhöhe = 100.
Die Schwankungen sind im Einzelnen bei jedem Stamm gross, bewegen sich
aber zwischen ähnlichen Grenzen, sodass der Unterschied in den arithmetischen
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Steinen, Karl von den: Unter den Naturvölkern Zentral-Brasiliens. Berlin, 1894, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/steinen_naturvoelker_1894/203>, abgerufen am 25.11.2024.
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