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Starck, Johann Friedrich: Tägliches Hand-Buch in guten und bösen Tagen. Frankfurt/Leipzig, 1749.

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dancket GOtt am Beschluß des Jahrs.

4. Wie ist mein Hertz betrübt, wenn ich da-
bey erwege, und vor dir, treuer GOtt! bußfer-
tig überlege, wie ich so undanckbar davor gewe-
sen bin, und daß ich nicht gelebt nach meines JE-
su Sinn.

5. Denn, ach! die Sünden-Last liegt mir auf
meinem Hertzen, ach! die genossne Lust bringt jetzo
bittre Schmertzen, daß ich gesündigt hab, ach lei-
der! tausendmahl, was sag ich tausendmahl? so
offt und ohne Zahl.

6. Du wirst jedoch, mein GOtt, dieselbe mir
verzeihen, und mir zur Besserung vom Himmel
Gnad verleihen; nimm weg die Schuld und
Straff, vertilg sie gantz und gar, und straff des-
wegen nicht mich in dem neuen Jahr.

7. Ich will mich dir hiemit zum Eigenthum
ergeben, die Seele samt dem Leib, Verstand
Sinn, Geist und Leben, ach! schließ die meinige
in deine Vorsorg ein, und lasse, was ich hab, dir
auch empfohlen seyn.

8. Beschütze ferner mich, und gib mir deinen
Segen, erhalte, was ich hab, sey bey mir, und
hingegen wend ab des Unglücks Sturm, und
bleibe stets mein GOtt, zugleich hab Acht auf mich
im Leben, Noth und Tod.

9. So will ich dann das Jahr mit dir, mein
GOtt! beschliessen, ach! laß im neuen auch mich
deiner Huld geniessen: und solt dasselbige vielleicht
das letzte seyn, so führ mich durch den Tod zur
Himmels-Freude ein.

Der
U u 2
dancket GOtt am Beſchluß des Jahrs.

4. Wie iſt mein Hertz betruͤbt, wenn ich da-
bey erwege, und vor dir, treuer GOtt! bußfer-
tig uͤberlege, wie ich ſo undanckbar davor gewe-
ſen bin, und daß ich nicht gelebt nach meines JE-
ſu Sinn.

5. Denn, ach! die Suͤnden-Laſt liegt mir auf
meinem Hertzen, ach! die genoſſne Luſt bringt jetzo
bittre Schmertzen, daß ich geſuͤndigt hab, ach lei-
der! tauſendmahl, was ſag ich tauſendmahl? ſo
offt und ohne Zahl.

6. Du wirſt jedoch, mein GOtt, dieſelbe mir
verzeihen, und mir zur Beſſerung vom Himmel
Gnad verleihen; nimm weg die Schuld und
Straff, vertilg ſie gantz und gar, und ſtraff des-
wegen nicht mich in dem neuen Jahr.

7. Ich will mich dir hiemit zum Eigenthum
ergeben, die Seele ſamt dem Leib, Verſtand
Sinn, Geiſt und Leben, ach! ſchließ die meinige
in deine Vorſorg ein, und laſſe, was ich hab, dir
auch empfohlen ſeyn.

8. Beſchuͤtze ferner mich, und gib mir deinen
Segen, erhalte, was ich hab, ſey bey mir, und
hingegen wend ab des Ungluͤcks Sturm, und
bleibe ſtets mein GOtt, zugleich hab Acht auf mich
im Leben, Noth und Tod.

9. So will ich dann das Jahr mit dir, mein
GOtt! beſchlieſſen, ach! laß im neuen auch mich
deiner Huld genieſſen: und ſolt daſſelbige vielleicht
das letzte ſeyn, ſo fuͤhr mich durch den Tod zur
Himmels-Freude ein.

Der
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[675/0705] dancket GOtt am Beſchluß des Jahrs. 4. Wie iſt mein Hertz betruͤbt, wenn ich da- bey erwege, und vor dir, treuer GOtt! bußfer- tig uͤberlege, wie ich ſo undanckbar davor gewe- ſen bin, und daß ich nicht gelebt nach meines JE- ſu Sinn. 5. Denn, ach! die Suͤnden-Laſt liegt mir auf meinem Hertzen, ach! die genoſſne Luſt bringt jetzo bittre Schmertzen, daß ich geſuͤndigt hab, ach lei- der! tauſendmahl, was ſag ich tauſendmahl? ſo offt und ohne Zahl. 6. Du wirſt jedoch, mein GOtt, dieſelbe mir verzeihen, und mir zur Beſſerung vom Himmel Gnad verleihen; nimm weg die Schuld und Straff, vertilg ſie gantz und gar, und ſtraff des- wegen nicht mich in dem neuen Jahr. 7. Ich will mich dir hiemit zum Eigenthum ergeben, die Seele ſamt dem Leib, Verſtand Sinn, Geiſt und Leben, ach! ſchließ die meinige in deine Vorſorg ein, und laſſe, was ich hab, dir auch empfohlen ſeyn. 8. Beſchuͤtze ferner mich, und gib mir deinen Segen, erhalte, was ich hab, ſey bey mir, und hingegen wend ab des Ungluͤcks Sturm, und bleibe ſtets mein GOtt, zugleich hab Acht auf mich im Leben, Noth und Tod. 9. So will ich dann das Jahr mit dir, mein GOtt! beſchlieſſen, ach! laß im neuen auch mich deiner Huld genieſſen: und ſolt daſſelbige vielleicht das letzte ſeyn, ſo fuͤhr mich durch den Tod zur Himmels-Freude ein. Der U u 2

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Zitationshilfe: Starck, Johann Friedrich: Tägliches Hand-Buch in guten und bösen Tagen. Frankfurt/Leipzig, 1749, S. 675. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/starck_handbuch_1749/705>, abgerufen am 22.07.2024.