Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Starck, Johann Friedrich: Tägliches Hand-Buch in guten und bösen Tagen. Frankfurt/Leipzig, 1749.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Sterbende befiehlt sich GOtt.
meiner Sterbens-Zeit, so laß mich dich im Glantze
sehen, und zeig mir deine Herrlichkeit, auch wenn
verlischt mem Augen-Licht, alsdenn, mein GOtt!
verlaß mich nicht.

7. Kan ich nun weder sehn noch hören, man
ruffe mir zu noch so sehr, so laß, HErr! deinen
Geist mich lehren, und stärck den Glauben mehr
und mehr, ja wenn ich auch soll vors Gericht, als-
denn, mein GOtt! verlaß mich nicht.

8. Und lieg ich dann nun gantz erstarret, so laß
mich dir empfohlen seyn, und wenn man auf mein
Ende harret, so laß mich selig schlaffen ein; wenn
dieses alles nun geschicht, alsdenn, mein GOtt!
verlaß mich nicht.

9. Bin ich im Glauben abgeschieden, und liege
auf dem Stroh entkleidt, so laß die Seele gehn in
Frieden zur Himmels-Freud und Seligkeit, und
laß mich sehn dein Angesicht, begleitet mit dem
Freuden-Licht.

10. Liegt der entseelte Leib begraben, so schau
im Grabe auch auf mich, laß mich da sanffte Ruhe
haben; dann hab ich, schönster JEsu! dich, so bleibt
der Leib mit Erd umhüllt, die Seel mit Himmels-
Glantz erfüllt.

11. Ja laß mich frölich auferstehen an jenem
Tag aus meinem Grab, laß mich den Leib verklä-
ret sehen, den ich allhie getragen hab: auf daß ich
gantz mit Seel und Leib dein Eigenthum auf
ewig bleib.

Der
M m 3

Der Sterbende befiehlt ſich GOtt.
meiner Sterbens-Zeit, ſo laß mich dich im Glantze
ſehen, und zeig mir deine Herrlichkeit, auch wenn
verliſcht mem Augen-Licht, alsdenn, mein GOtt!
verlaß mich nicht.

7. Kan ich nun weder ſehn noch hoͤren, man
ruffe mir zu noch ſo ſehr, ſo laß, HErr! deinen
Geiſt mich lehren, und ſtaͤrck den Glauben mehr
und mehr, ja wenn ich auch ſoll vors Gericht, als-
denn, mein GOtt! verlaß mich nicht.

8. Und lieg ich dann nun gantz erſtarret, ſo laß
mich dir empfohlen ſeyn, und wenn man auf mein
Ende harret, ſo laß mich ſelig ſchlaffen ein; wenn
dieſes alles nun geſchicht, alsdenn, mein GOtt!
verlaß mich nicht.

9. Bin ich im Glauben abgeſchieden, und liege
auf dem Stroh entkleidt, ſo laß die Seele gehn in
Frieden zur Himmels-Freud und Seligkeit, und
laß mich ſehn dein Angeſicht, begleitet mit dem
Freuden-Licht.

10. Liegt der entſeelte Leib begraben, ſo ſchau
im Grabe auch auf mich, laß mich da ſanffte Ruhe
haben; dann hab ich, ſchoͤnſter JEſu! dich, ſo bleibt
der Leib mit Erd umhuͤllt, die Seel mit Himmels-
Glantz erfuͤllt.

11. Ja laß mich froͤlich auferſtehen an jenem
Tag aus meinem Grab, laß mich den Leib verklaͤ-
ret ſehen, den ich allhie getragen hab: auf daß ich
gantz mit Seel und Leib dein Eigenthum auf
ewig bleib.

Der
M m 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0579" n="549"/><fw place="top" type="header">Der Sterbende befiehlt &#x017F;ich GOtt.</fw><lb/>
meiner Sterbens-Zeit, &#x017F;o laß mich dich im Glantze<lb/>
&#x017F;ehen, und zeig mir deine Herrlichkeit, auch wenn<lb/>
verli&#x017F;cht mem Augen-Licht, alsdenn, mein GOtt!<lb/>
verlaß mich nicht.</p><lb/>
            <p>7. Kan ich nun weder &#x017F;ehn noch ho&#x0364;ren, man<lb/>
ruffe mir zu noch &#x017F;o &#x017F;ehr, &#x017F;o laß, HErr! deinen<lb/>
Gei&#x017F;t mich lehren, und &#x017F;ta&#x0364;rck den Glauben mehr<lb/>
und mehr, ja wenn ich auch &#x017F;oll vors Gericht, als-<lb/>
denn, mein GOtt! verlaß mich nicht.</p><lb/>
            <p>8. Und lieg ich dann nun gantz er&#x017F;tarret, &#x017F;o laß<lb/>
mich dir empfohlen &#x017F;eyn, und wenn man auf mein<lb/>
Ende harret, &#x017F;o laß mich &#x017F;elig &#x017F;chlaffen ein; wenn<lb/>
die&#x017F;es alles nun ge&#x017F;chicht, alsdenn, mein GOtt!<lb/>
verlaß mich nicht.</p><lb/>
            <p>9. Bin ich im Glauben abge&#x017F;chieden, und liege<lb/>
auf dem Stroh entkleidt, &#x017F;o laß die Seele gehn in<lb/>
Frieden zur Himmels-Freud und Seligkeit, und<lb/>
laß mich &#x017F;ehn dein Ange&#x017F;icht, begleitet mit dem<lb/>
Freuden-Licht.</p><lb/>
            <p>10. Liegt der ent&#x017F;eelte Leib begraben, &#x017F;o &#x017F;chau<lb/>
im Grabe auch auf mich, laß mich da &#x017F;anffte Ruhe<lb/>
haben; dann hab ich, &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;ter JE&#x017F;u! dich, &#x017F;o bleibt<lb/>
der Leib mit Erd umhu&#x0364;llt, die Seel mit Himmels-<lb/>
Glantz erfu&#x0364;llt.</p><lb/>
            <p>11. Ja laß mich fro&#x0364;lich aufer&#x017F;tehen an jenem<lb/>
Tag aus meinem Grab, laß mich den Leib verkla&#x0364;-<lb/>
ret &#x017F;ehen, den ich allhie getragen hab: auf daß ich<lb/>
gantz mit Seel und Leib dein Eigenthum auf<lb/>
ewig bleib.</p>
          </div>
        </div><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">M m 3</fw>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Der</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[549/0579] Der Sterbende befiehlt ſich GOtt. meiner Sterbens-Zeit, ſo laß mich dich im Glantze ſehen, und zeig mir deine Herrlichkeit, auch wenn verliſcht mem Augen-Licht, alsdenn, mein GOtt! verlaß mich nicht. 7. Kan ich nun weder ſehn noch hoͤren, man ruffe mir zu noch ſo ſehr, ſo laß, HErr! deinen Geiſt mich lehren, und ſtaͤrck den Glauben mehr und mehr, ja wenn ich auch ſoll vors Gericht, als- denn, mein GOtt! verlaß mich nicht. 8. Und lieg ich dann nun gantz erſtarret, ſo laß mich dir empfohlen ſeyn, und wenn man auf mein Ende harret, ſo laß mich ſelig ſchlaffen ein; wenn dieſes alles nun geſchicht, alsdenn, mein GOtt! verlaß mich nicht. 9. Bin ich im Glauben abgeſchieden, und liege auf dem Stroh entkleidt, ſo laß die Seele gehn in Frieden zur Himmels-Freud und Seligkeit, und laß mich ſehn dein Angeſicht, begleitet mit dem Freuden-Licht. 10. Liegt der entſeelte Leib begraben, ſo ſchau im Grabe auch auf mich, laß mich da ſanffte Ruhe haben; dann hab ich, ſchoͤnſter JEſu! dich, ſo bleibt der Leib mit Erd umhuͤllt, die Seel mit Himmels- Glantz erfuͤllt. 11. Ja laß mich froͤlich auferſtehen an jenem Tag aus meinem Grab, laß mich den Leib verklaͤ- ret ſehen, den ich allhie getragen hab: auf daß ich gantz mit Seel und Leib dein Eigenthum auf ewig bleib. Der M m 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Auflagennummer hier erschlossen und nicht gesiche… [mehr]

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Li Xang: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2023-05-24T12:24:22Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

Weitere Informationen:

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/starck_handbuch_1749
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/starck_handbuch_1749/579
Zitationshilfe: Starck, Johann Friedrich: Tägliches Hand-Buch in guten und bösen Tagen. Frankfurt/Leipzig, 1749, S. 549. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/starck_handbuch_1749/579>, abgerufen am 22.07.2024.