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Starck, Johann Friedrich: Tägliches Hand-Buch in guten und bösen Tagen. Frankfurt/Leipzig, 1749.

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Der Krancke schicket sich
nicht meine Kranckheit zunehmen, hin-
gegen mein Verstand und meine Ge-
müths-Kräffte sich verlieren werden,
da ich weder beten, noch an dich ge-
dencken kan. Ich weiß ja wohl, wer
sich zum seligen Sterben bereitet, der
stirbt deswegen nicht früher noch spä-
ter, sondern er thut vielmehr sich da-
mit den grösten Nutzen; nemlich die-
sen, daß, wenn er gesund wird, er sich
vor den Sünden hüte, die er auf sei-
nem Krancken-Bette erkennet und be-
reuet hat; und wenn er stirbet, daß er
versichert sey, er sterbe wohl und be-
reitet. Dieses sind auch meine Gedan-
cken, mein GOtt! ich wil nach erlang-
ter Vergebung meiner Sünden das
heilige Abendmahl empfangen, und so
dann gedultig, freudig und glaubig
erwarten, wie du es mit mir machen
wirst. Derowegen falle ich auf die
Knie meines Hertzens vor dir nieder,
und spreche: ach! sey deinem Kinde
gnädig, ach! rechne mir nicht zu die

Sün-

Der Krancke ſchicket ſich
nicht meine Kranckheit zunehmen, hin-
gegen mein Verſtand und meine Ge-
muͤths-Kraͤffte ſich verlieren werden,
da ich weder beten, noch an dich ge-
dencken kan. Ich weiß ja wohl, wer
ſich zum ſeligen Sterben bereitet, der
ſtirbt deswegen nicht fruͤher noch ſpaͤ-
ter, ſondern er thut vielmehr ſich da-
mit den groͤſten Nutzen; nemlich die-
ſen, daß, wenn er geſund wird, er ſich
vor den Suͤnden huͤte, die er auf ſei-
nem Krancken-Bette erkennet und be-
reuet hat; und wenn er ſtirbet, daß er
verſichert ſey, er ſterbe wohl und be-
reitet. Dieſes ſind auch meine Gedan-
cken, mein GOtt! ich wil nach erlang-
ter Vergebung meiner Suͤnden das
heilige Abendmahl empfangen, und ſo
dann gedultig, freudig und glaubig
erwarten, wie du es mit mir machen
wirſt. Derowegen falle ich auf die
Knie meines Hertzens vor dir nieder,
und ſpreche: ach! ſey deinem Kinde
gnaͤdig, ach! rechne mir nicht zu die

Suͤn-
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[458/0486] Der Krancke ſchicket ſich nicht meine Kranckheit zunehmen, hin- gegen mein Verſtand und meine Ge- muͤths-Kraͤffte ſich verlieren werden, da ich weder beten, noch an dich ge- dencken kan. Ich weiß ja wohl, wer ſich zum ſeligen Sterben bereitet, der ſtirbt deswegen nicht fruͤher noch ſpaͤ- ter, ſondern er thut vielmehr ſich da- mit den groͤſten Nutzen; nemlich die- ſen, daß, wenn er geſund wird, er ſich vor den Suͤnden huͤte, die er auf ſei- nem Krancken-Bette erkennet und be- reuet hat; und wenn er ſtirbet, daß er verſichert ſey, er ſterbe wohl und be- reitet. Dieſes ſind auch meine Gedan- cken, mein GOtt! ich wil nach erlang- ter Vergebung meiner Suͤnden das heilige Abendmahl empfangen, und ſo dann gedultig, freudig und glaubig erwarten, wie du es mit mir machen wirſt. Derowegen falle ich auf die Knie meines Hertzens vor dir nieder, und ſpreche: ach! ſey deinem Kinde gnaͤdig, ach! rechne mir nicht zu die Suͤn-

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Zitationshilfe: Starck, Johann Friedrich: Tägliches Hand-Buch in guten und bösen Tagen. Frankfurt/Leipzig, 1749, S. 458. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/starck_handbuch_1749/486>, abgerufen am 22.07.2024.