nicht meine Kranckheit zunehmen, hin- gegen mein Verstand und meine Ge- müths-Kräffte sich verlieren werden, da ich weder beten, noch an dich ge- dencken kan. Ich weiß ja wohl, wer sich zum seligen Sterben bereitet, der stirbt deswegen nicht früher noch spä- ter, sondern er thut vielmehr sich da- mit den grösten Nutzen; nemlich die- sen, daß, wenn er gesund wird, er sich vor den Sünden hüte, die er auf sei- nem Krancken-Bette erkennet und be- reuet hat; und wenn er stirbet, daß er versichert sey, er sterbe wohl und be- reitet. Dieses sind auch meine Gedan- cken, mein GOtt! ich wil nach erlang- ter Vergebung meiner Sünden das heilige Abendmahl empfangen, und so dann gedultig, freudig und glaubig erwarten, wie du es mit mir machen wirst. Derowegen falle ich auf die Knie meines Hertzens vor dir nieder, und spreche: ach! sey deinem Kinde gnädig, ach! rechne mir nicht zu die
Sün-
Der Krancke ſchicket ſich
nicht meine Kranckheit zunehmen, hin- gegen mein Verſtand und meine Ge- muͤths-Kraͤffte ſich verlieren werden, da ich weder beten, noch an dich ge- dencken kan. Ich weiß ja wohl, wer ſich zum ſeligen Sterben bereitet, der ſtirbt deswegen nicht fruͤher noch ſpaͤ- ter, ſondern er thut vielmehr ſich da- mit den groͤſten Nutzen; nemlich die- ſen, daß, wenn er geſund wird, er ſich vor den Suͤnden huͤte, die er auf ſei- nem Krancken-Bette erkennet und be- reuet hat; und wenn er ſtirbet, daß er verſichert ſey, er ſterbe wohl und be- reitet. Dieſes ſind auch meine Gedan- cken, mein GOtt! ich wil nach erlang- ter Vergebung meiner Suͤnden das heilige Abendmahl empfangen, und ſo dann gedultig, freudig und glaubig erwarten, wie du es mit mir machen wirſt. Derowegen falle ich auf die Knie meines Hertzens vor dir nieder, und ſpreche: ach! ſey deinem Kinde gnaͤdig, ach! rechne mir nicht zu die
Suͤn-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0486"n="458"/><fwplace="top"type="header">Der Krancke ſchicket ſich</fw><lb/>
nicht meine Kranckheit zunehmen, hin-<lb/>
gegen mein Verſtand und meine Ge-<lb/>
muͤths-Kraͤffte ſich verlieren werden,<lb/>
da ich weder beten, noch an dich ge-<lb/>
dencken kan. Ich weiß ja wohl, wer<lb/>ſich zum ſeligen Sterben bereitet, der<lb/>ſtirbt deswegen nicht fruͤher noch ſpaͤ-<lb/>
ter, ſondern er thut vielmehr ſich da-<lb/>
mit den groͤſten Nutzen; nemlich die-<lb/>ſen, daß, wenn er geſund wird, er ſich<lb/>
vor den Suͤnden huͤte, die er auf ſei-<lb/>
nem Krancken-Bette erkennet und be-<lb/>
reuet hat; und wenn er ſtirbet, daß er<lb/>
verſichert ſey, er ſterbe wohl und be-<lb/>
reitet. Dieſes ſind auch meine Gedan-<lb/>
cken, mein GOtt! ich wil nach erlang-<lb/>
ter Vergebung meiner Suͤnden das<lb/>
heilige Abendmahl empfangen, und ſo<lb/>
dann gedultig, freudig und glaubig<lb/>
erwarten, wie du es mit mir machen<lb/>
wirſt. Derowegen falle ich auf die<lb/>
Knie meines Hertzens vor dir nieder,<lb/>
und ſpreche: ach! ſey deinem Kinde<lb/>
gnaͤdig, ach! rechne mir nicht zu die<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Suͤn-</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[458/0486]
Der Krancke ſchicket ſich
nicht meine Kranckheit zunehmen, hin-
gegen mein Verſtand und meine Ge-
muͤths-Kraͤffte ſich verlieren werden,
da ich weder beten, noch an dich ge-
dencken kan. Ich weiß ja wohl, wer
ſich zum ſeligen Sterben bereitet, der
ſtirbt deswegen nicht fruͤher noch ſpaͤ-
ter, ſondern er thut vielmehr ſich da-
mit den groͤſten Nutzen; nemlich die-
ſen, daß, wenn er geſund wird, er ſich
vor den Suͤnden huͤte, die er auf ſei-
nem Krancken-Bette erkennet und be-
reuet hat; und wenn er ſtirbet, daß er
verſichert ſey, er ſterbe wohl und be-
reitet. Dieſes ſind auch meine Gedan-
cken, mein GOtt! ich wil nach erlang-
ter Vergebung meiner Suͤnden das
heilige Abendmahl empfangen, und ſo
dann gedultig, freudig und glaubig
erwarten, wie du es mit mir machen
wirſt. Derowegen falle ich auf die
Knie meines Hertzens vor dir nieder,
und ſpreche: ach! ſey deinem Kinde
gnaͤdig, ach! rechne mir nicht zu die
Suͤn-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Auflagennummer hier erschlossen und nicht gesiche… [mehr]
Auflagennummer hier erschlossen und nicht gesichert. Die 3. Auflage erschien 1738 (z.B. VD 18 10928979).
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Matthias Boenig, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Li Xang: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription.
(2023-05-24T12:24:22Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Starck, Johann Friedrich: Tägliches Hand-Buch in guten und bösen Tagen. Frankfurt/Leipzig, 1749, S. 458. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/starck_handbuch_1749/486>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.