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Starck, Johann Friedrich: Tägliches Hand-Buch in guten und bösen Tagen. Frankfurt/Leipzig, 1749.

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ihr Hertz vor GOtt aus.
Elenden, ach! es hat dir nach deinem
heiligen und unerforschlichen Nath
gefallen, mich in den betrübten Witt-
wen-Stand zu setzen. Meine Sonne
ist am hellen Mittage untergangen,
und die Crone meines Hauses ist ab-
gefallen; ich bin ein Weib, das Leide
trägt, mein Mann ist mir gestorben.
Wo sol ich mich nun hinwenden? wo
sol ich Rath und That suchen? Ach
mein GOtt! ich komme zu dir, mein
Hertz hält dir für dein Wort: ihr sol-
let mein Antlitz suchen; darum suche
ich auch, HERR, dein Antlitz. Du
hast in deinem heiligen Wort verheis-
sen, du wollest seyn der Wittwen Rich-
ter und der Waysen Vater; Ich, der
HErr, bin dein Mann, GOtt Israel
ist sein Name. Ach! so sey auch jetzo
mein Mann, mein Richter, mein Helf-
fer, mein Erretter, meine Zuflucht,
und der Meinigen Vater. Sieh an
meine Thränen, wie sie von den Backen
herab fliessen, und laß sie zur gnädi-

gen
Y 4

ihr Hertz vor GOtt aus.
Elenden, ach! es hat dir nach deinem
heiligen und unerforſchlichen Nath
gefallen, mich in den betruͤbten Witt-
wen-Stand zu ſetzen. Meine Sonne
iſt am hellen Mittage untergangen,
und die Crone meines Hauſes iſt ab-
gefallen; ich bin ein Weib, das Leide
traͤgt, mein Mann iſt mir geſtorben.
Wo ſol ich mich nun hinwenden? wo
ſol ich Rath und That ſuchen? Ach
mein GOtt! ich komme zu dir, mein
Hertz haͤlt dir fuͤr dein Wort: ihr ſol-
let mein Antlitz ſuchen; darum ſuche
ich auch, HERR, dein Antlitz. Du
haſt in deinem heiligen Wort verheiſ-
ſen, du wolleſt ſeyn der Wittwen Rich-
ter und der Wayſen Vater; Ich, der
HErr, bin dein Mann, GOtt Iſrael
iſt ſein Name. Ach! ſo ſey auch jetzo
mein Mann, mein Richter, mein Helf-
fer, mein Erretter, meine Zuflucht,
und der Meinigen Vater. Sieh an
meine Thraͤnen, wie ſie von den Backen
herab flieſſen, und laß ſie zur gnaͤdi-

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Y 4
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[343/0369] ihr Hertz vor GOtt aus. Elenden, ach! es hat dir nach deinem heiligen und unerforſchlichen Nath gefallen, mich in den betruͤbten Witt- wen-Stand zu ſetzen. Meine Sonne iſt am hellen Mittage untergangen, und die Crone meines Hauſes iſt ab- gefallen; ich bin ein Weib, das Leide traͤgt, mein Mann iſt mir geſtorben. Wo ſol ich mich nun hinwenden? wo ſol ich Rath und That ſuchen? Ach mein GOtt! ich komme zu dir, mein Hertz haͤlt dir fuͤr dein Wort: ihr ſol- let mein Antlitz ſuchen; darum ſuche ich auch, HERR, dein Antlitz. Du haſt in deinem heiligen Wort verheiſ- ſen, du wolleſt ſeyn der Wittwen Rich- ter und der Wayſen Vater; Ich, der HErr, bin dein Mann, GOtt Iſrael iſt ſein Name. Ach! ſo ſey auch jetzo mein Mann, mein Richter, mein Helf- fer, mein Erretter, meine Zuflucht, und der Meinigen Vater. Sieh an meine Thraͤnen, wie ſie von den Backen herab flieſſen, und laß ſie zur gnaͤdi- gen Y 4

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Zitationshilfe: Starck, Johann Friedrich: Tägliches Hand-Buch in guten und bösen Tagen. Frankfurt/Leipzig, 1749, S. 343. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/starck_handbuch_1749/369>, abgerufen am 03.07.2024.