Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Starck, Johann Friedrich: Tägliches Hand-Buch in guten und bösen Tagen. Frankfurt/Leipzig, 1749.

Bild:
<< vorherige Seite
den frölichen Ausgang des Creutzes.

ALle Trübsal wird leichte, wenn man hoffet,
es werde bald besser werden; eine beschwer-
liche Reise wird kurtz, wenn sie bald zurück geleget
ist. Hiebey sol ein Betrübter sich vorstellen, 1) daß
sein Elend gewiß ein Ende nehmen werde, und
vielleicht noch in diesem Leben, wie GOtt also Da-
vids Flucht, Hiskiä Kranckheit, Hiobs Elend,
der Wittwen Thränen, des Gichtbrüchtigen
Schmertzen noch in diesem Leben gewendet. Am
allergewissesten aber wird GOtt der Frommen
Creutz enden und wenden in dem Tode; denn da
sol ihnen die Crone, ein weisses Kleid, die Him-
mels-Freude zu Theil werden, da wil er abwi-
schen alle Thränen von ihren Augen. 2) Sol sich
ein Betrübter vorstellen, wenn er durch das Lei-
den betrübet wird, daß seine Seele dadurch
wird erbauet; denn nun hat er gesehen GOttes
Allmacht, Weißheit, Liebe und Barmhertzig-
keit: durch das Leiden und dessen fröliches Ende
ist sein Vertrauen aufgerichtet, und sein Glaube ge-
stärcket worden, und wenn auch durch das Creutz
die Welt-Liebe in ihm ist getilget, daß er nun
frömmer, andächtiger, Christlicher, demüthiger
und sanfftmüthiger ist geworden, so hat er gewiß
einen grossen Nutzen von seinem Creutze. So blei-
bet der Ausgang des Creutzes frölich und selig, es
mag sich enden hie zeitlich, oder dort ewig.

Gebet.
den froͤlichen Ausgang des Creutzes.

ALle Truͤbſal wird leichte, wenn man hoffet,
es werde bald beſſer werden; eine beſchwer-
liche Reiſe wird kurtz, wenn ſie bald zuruͤck geleget
iſt. Hiebey ſol ein Betruͤbter ſich vorſtellen, 1) daß
ſein Elend gewiß ein Ende nehmen werde, und
vielleicht noch in dieſem Leben, wie GOtt alſo Da-
vids Flucht, Hiskiaͤ Kranckheit, Hiobs Elend,
der Wittwen Thraͤnen, des Gichtbruͤchtigen
Schmertzen noch in dieſem Leben gewendet. Am
allergewiſſeſten aber wird GOtt der Frommen
Creutz enden und wenden in dem Tode; denn da
ſol ihnen die Crone, ein weiſſes Kleid, die Him-
mels-Freude zu Theil werden, da wil er abwi-
ſchen alle Thraͤnen von ihren Augen. 2) Sol ſich
ein Betruͤbter vorſtellen, wenn er durch das Lei-
den betruͤbet wird, daß ſeine Seele dadurch
wird erbauet; denn nun hat er geſehen GOttes
Allmacht, Weißheit, Liebe und Barmhertzig-
keit: durch das Leiden und deſſen froͤliches Ende
iſt ſein Vertrauen aufgerichtet, und ſein Glaube ge-
ſtaͤrcket worden, und wenn auch durch das Creutz
die Welt-Liebe in ihm iſt getilget, daß er nun
froͤmmer, andaͤchtiger, Chriſtlicher, demuͤthiger
und ſanfftmuͤthiger iſt geworden, ſo hat er gewiß
einen groſſen Nutzen von ſeinem Creutze. So blei-
bet der Ausgang des Creutzes froͤlich und ſelig, es
mag ſich enden hie zeitlich, oder dort ewig.

Gebet.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0361" n="335"/>
            <fw place="top" type="header">den fro&#x0364;lichen Ausgang des Creutzes.</fw><lb/>
            <p><hi rendition="#in">A</hi>Lle Tru&#x0364;b&#x017F;al wird leichte, wenn man hoffet,<lb/>
es werde bald be&#x017F;&#x017F;er werden; eine be&#x017F;chwer-<lb/>
liche Rei&#x017F;e wird kurtz, wenn &#x017F;ie bald zuru&#x0364;ck geleget<lb/>
i&#x017F;t. Hiebey &#x017F;ol ein Betru&#x0364;bter &#x017F;ich vor&#x017F;tellen, 1) daß<lb/>
&#x017F;ein Elend gewiß ein Ende nehmen werde, und<lb/>
vielleicht noch in die&#x017F;em Leben, wie GOtt al&#x017F;o Da-<lb/>
vids Flucht, Hiskia&#x0364; Kranckheit, Hiobs Elend,<lb/>
der Wittwen Thra&#x0364;nen, des Gichtbru&#x0364;chtigen<lb/>
Schmertzen noch in die&#x017F;em Leben gewendet. Am<lb/>
allergewi&#x017F;&#x017F;e&#x017F;ten aber wird GOtt der Frommen<lb/>
Creutz enden und wenden in dem Tode; denn da<lb/>
&#x017F;ol ihnen die Crone, ein wei&#x017F;&#x017F;es Kleid, die Him-<lb/>
mels-Freude zu Theil werden, da wil er abwi-<lb/>
&#x017F;chen alle Thra&#x0364;nen von ihren Augen. 2) Sol &#x017F;ich<lb/>
ein Betru&#x0364;bter vor&#x017F;tellen, wenn er durch das Lei-<lb/>
den betru&#x0364;bet wird, daß &#x017F;eine Seele dadurch<lb/>
wird erbauet; denn nun hat er ge&#x017F;ehen GOttes<lb/>
Allmacht, Weißheit, Liebe und Barmhertzig-<lb/>
keit: durch das Leiden und de&#x017F;&#x017F;en fro&#x0364;liches Ende<lb/>
i&#x017F;t &#x017F;ein Vertrauen aufgerichtet, und &#x017F;ein Glaube ge-<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;rcket worden, und wenn auch durch das Creutz<lb/>
die Welt-Liebe in ihm i&#x017F;t getilget, daß er nun<lb/>
fro&#x0364;mmer, anda&#x0364;chtiger, Chri&#x017F;tlicher, demu&#x0364;thiger<lb/>
und &#x017F;anfftmu&#x0364;thiger i&#x017F;t geworden, &#x017F;o hat er gewiß<lb/>
einen gro&#x017F;&#x017F;en Nutzen von &#x017F;einem Creutze. So blei-<lb/>
bet der Ausgang des Creutzes fro&#x0364;lich und &#x017F;elig, es<lb/>
mag &#x017F;ich enden hie zeitlich, oder dort ewig.</p>
          </div><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Gebet.</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[335/0361] den froͤlichen Ausgang des Creutzes. ALle Truͤbſal wird leichte, wenn man hoffet, es werde bald beſſer werden; eine beſchwer- liche Reiſe wird kurtz, wenn ſie bald zuruͤck geleget iſt. Hiebey ſol ein Betruͤbter ſich vorſtellen, 1) daß ſein Elend gewiß ein Ende nehmen werde, und vielleicht noch in dieſem Leben, wie GOtt alſo Da- vids Flucht, Hiskiaͤ Kranckheit, Hiobs Elend, der Wittwen Thraͤnen, des Gichtbruͤchtigen Schmertzen noch in dieſem Leben gewendet. Am allergewiſſeſten aber wird GOtt der Frommen Creutz enden und wenden in dem Tode; denn da ſol ihnen die Crone, ein weiſſes Kleid, die Him- mels-Freude zu Theil werden, da wil er abwi- ſchen alle Thraͤnen von ihren Augen. 2) Sol ſich ein Betruͤbter vorſtellen, wenn er durch das Lei- den betruͤbet wird, daß ſeine Seele dadurch wird erbauet; denn nun hat er geſehen GOttes Allmacht, Weißheit, Liebe und Barmhertzig- keit: durch das Leiden und deſſen froͤliches Ende iſt ſein Vertrauen aufgerichtet, und ſein Glaube ge- ſtaͤrcket worden, und wenn auch durch das Creutz die Welt-Liebe in ihm iſt getilget, daß er nun froͤmmer, andaͤchtiger, Chriſtlicher, demuͤthiger und ſanfftmuͤthiger iſt geworden, ſo hat er gewiß einen groſſen Nutzen von ſeinem Creutze. So blei- bet der Ausgang des Creutzes froͤlich und ſelig, es mag ſich enden hie zeitlich, oder dort ewig. Gebet.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Auflagennummer hier erschlossen und nicht gesiche… [mehr]

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Li Xang: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2023-05-24T12:24:22Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

Weitere Informationen:

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/starck_handbuch_1749
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/starck_handbuch_1749/361
Zitationshilfe: Starck, Johann Friedrich: Tägliches Hand-Buch in guten und bösen Tagen. Frankfurt/Leipzig, 1749, S. 335. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/starck_handbuch_1749/361>, abgerufen am 22.07.2024.