von mir übel spricht? doch mein GOtt siehet wohl, wie unrecht mir geschicht.
3. Ist mein Gewissen frey, so kan es mir nicht schaden, ob man mich schon verdammt; bin ich bey GOtt in Gnaden, was frag ich nach der Welt? mein Richter ist ja GOtt, drum ficht mich gar nicht an der frechen Feinde Spott.
4. Ist mein Gewissen frey, so kan ich frö- lich beten, und darff vor meinen GOtt mit Freudigkeit hintreten, GOtt sieht und kennt mein Hertz, dem ist es aufgedeckt, der weiß, daß ich nicht bin mit dieser Sünd befleckt.
5. Ist mein Gewissen frey, so kan ich stille schweigen, weil meine Unschuld sich wird mit der Zeit schon zeigen: ihr Tadeler gedenckt, GOtt kennet euch und mich, drum sprecht hinfüro nicht von mir so freventlich.
6. Mein GOtt, du weist, daß ich nicht hab die That begangen, von wegen dieser Sünd kan meine Unschuld prangen, mein Hertz ist unbe- fleckt, die Hände sind auch rein, und kein Gewis- sens-Wurm kan mir beschwerlich seyn.
7. Verleihe mir Gedult, daß ich es kan aus- stehen, wenn man läst über mich ein schnödes Ur- theil gehen: ach! rechne keinem doch die Misse- thaten zu, und gieb mir Freudigkeit und innre Seelen-Ruh.
Ende des Ersten Theils.
Der
Der glaubige Chriſt bittet um ein ꝛe.
von mir uͤbel ſpricht? doch mein GOtt ſiehet wohl, wie unrecht mir geſchicht.
3. Iſt mein Gewiſſen frey, ſo kan es mir nicht ſchaden, ob man mich ſchon verdammt; bin ich bey GOtt in Gnaden, was frag ich nach der Welt? mein Richter iſt ja GOtt, drum ficht mich gar nicht an der frechen Feinde Spott.
4. Iſt mein Gewiſſen frey, ſo kan ich froͤ- lich beten, und darff vor meinen GOtt mit Freudigkeit hintreten, GOtt ſieht und kennt mein Hertz, dem iſt es aufgedeckt, der weiß, daß ich nicht bin mit dieſer Suͤnd befleckt.
5. Iſt mein Gewiſſen frey, ſo kan ich ſtille ſchweigen, weil meine Unſchuld ſich wird mit der Zeit ſchon zeigen: ihr Tadeler gedenckt, GOtt kennet euch und mich, drum ſprecht hinfuͤro nicht von mir ſo freventlich.
6. Mein GOtt, du weiſt, daß ich nicht hab die That begangen, von wegen dieſer Suͤnd kan meine Unſchuld prangen, mein Hertz iſt unbe- fleckt, die Haͤnde ſind auch rein, und kein Gewiſ- ſens-Wurm kan mir beſchwerlich ſeyn.
7. Verleihe mir Gedult, daß ich es kan aus- ſtehen, wenn man laͤſt uͤber mich ein ſchnoͤdes Ur- theil gehen: ach! rechne keinem doch die Miſſe- thaten zu, und gieb mir Freudigkeit und innre Seelen-Ruh.
Ende des Erſten Theils.
Der
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Der glaubige Chriſt bittet um ein ꝛe.
von mir uͤbel ſpricht? doch mein GOtt ſiehet
wohl, wie unrecht mir geſchicht.
3. Iſt mein Gewiſſen frey, ſo kan es mir
nicht ſchaden, ob man mich ſchon verdammt; bin
ich bey GOtt in Gnaden, was frag ich nach der
Welt? mein Richter iſt ja GOtt, drum ficht
mich gar nicht an der frechen Feinde Spott.
4. Iſt mein Gewiſſen frey, ſo kan ich froͤ-
lich beten, und darff vor meinen GOtt mit
Freudigkeit hintreten, GOtt ſieht und kennt mein
Hertz, dem iſt es aufgedeckt, der weiß, daß ich
nicht bin mit dieſer Suͤnd befleckt.
5. Iſt mein Gewiſſen frey, ſo kan ich ſtille
ſchweigen, weil meine Unſchuld ſich wird mit der
Zeit ſchon zeigen: ihr Tadeler gedenckt, GOtt
kennet euch und mich, drum ſprecht hinfuͤro nicht
von mir ſo freventlich.
6. Mein GOtt, du weiſt, daß ich nicht hab
die That begangen, von wegen dieſer Suͤnd kan
meine Unſchuld prangen, mein Hertz iſt unbe-
fleckt, die Haͤnde ſind auch rein, und kein Gewiſ-
ſens-Wurm kan mir beſchwerlich ſeyn.
7. Verleihe mir Gedult, daß ich es kan aus-
ſtehen, wenn man laͤſt uͤber mich ein ſchnoͤdes Ur-
theil gehen: ach! rechne keinem doch die Miſſe-
thaten zu, und gieb mir Freudigkeit und innre
Seelen-Ruh.
Ende des Erſten Theils.
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Auflagennummer hier erschlossen und nicht gesiche… [mehr]
Auflagennummer hier erschlossen und nicht gesichert. Die 3. Auflage erschien 1738 (z.B. VD 18 10928979).
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Matthias Boenig, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Li Xang: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription.
(2023-05-24T12:24:22Z)
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Starck, Johann Friedrich: Tägliches Hand-Buch in guten und bösen Tagen. Frankfurt/Leipzig, 1749, S. 284. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/starck_handbuch_1749/308>, abgerufen am 03.12.2024.
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