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Starck, Johann Friedrich: Tägliches Hand-Buch in guten und bösen Tagen. Frankfurt/Leipzig, 1749.

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um Sanfftmuth.
und Rachgier. Hilff, daß ich allezeit
sehen möge auf das Exempel meines
JEsu, welcher nicht wieder schalt, da
er gescholten wurde, und niemal sei-
nen Feinden drohete, daß er sich an
ihnen künfftig rächen wolte, da er
litte, stellete aber vielmehr alles dem
heim, der da recht richtet. Ach! gib
mir auch einen solchen stillen, sanfft-
müthigen und friedfertigen Sinn, daß
ich keinen Groll und Haß in meinem
Hertzen behalten, und die Sonne über
meinen Zorn nicht untergehen lassen,
sondern, ehe es noch Nacht wird, ehe
ich noch einschlaffe, meinen Wider-
wärtigen von Hertzen verzeihen mö-
ge. Verleihe mir Krafft und Stär-
cke, daß ich möge seyn wie ein Tauber,
der nicht höret, und wie ein Stum-
mer, der seinen Mund nicht aufthut,
zur Zeit, wenn mich mein Feind schmä-
het. Hingegen gib Gnade, daß ich
mich freue, wenn es ihm wohl gehet,
ihm alles Gute wünsche, gönne, ja

ihm
L 3

um Sanfftmuth.
und Rachgier. Hilff, daß ich allezeit
ſehen moͤge auf das Exempel meines
JEſu, welcher nicht wieder ſchalt, da
er geſcholten wurde, und niemal ſei-
nen Feinden drohete, daß er ſich an
ihnen kuͤnfftig raͤchen wolte, da er
litte, ſtellete aber vielmehr alles dem
heim, der da recht richtet. Ach! gib
mir auch einen ſolchen ſtillen, ſanfft-
muͤthigen und friedfertigen Sinn, daß
ich keinen Groll und Haß in meinem
Hertzen behalten, und die Sonne uͤber
meinen Zorn nicht untergehen laſſen,
ſondern, ehe es noch Nacht wird, ehe
ich noch einſchlaffe, meinen Wider-
waͤrtigen von Hertzen verzeihen moͤ-
ge. Verleihe mir Krafft und Staͤr-
cke, daß ich moͤge ſeyn wie ein Tauber,
der nicht hoͤret, und wie ein Stum-
mer, der ſeinen Mund nicht aufthut,
zur Zeit, wenn mich mein Feind ſchmaͤ-
het. Hingegen gib Gnade, daß ich
mich freue, wenn es ihm wohl gehet,
ihm alles Gute wuͤnſche, goͤnne, ja

ihm
L 3
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[165/0189] um Sanfftmuth. und Rachgier. Hilff, daß ich allezeit ſehen moͤge auf das Exempel meines JEſu, welcher nicht wieder ſchalt, da er geſcholten wurde, und niemal ſei- nen Feinden drohete, daß er ſich an ihnen kuͤnfftig raͤchen wolte, da er litte, ſtellete aber vielmehr alles dem heim, der da recht richtet. Ach! gib mir auch einen ſolchen ſtillen, ſanfft- muͤthigen und friedfertigen Sinn, daß ich keinen Groll und Haß in meinem Hertzen behalten, und die Sonne uͤber meinen Zorn nicht untergehen laſſen, ſondern, ehe es noch Nacht wird, ehe ich noch einſchlaffe, meinen Wider- waͤrtigen von Hertzen verzeihen moͤ- ge. Verleihe mir Krafft und Staͤr- cke, daß ich moͤge ſeyn wie ein Tauber, der nicht hoͤret, und wie ein Stum- mer, der ſeinen Mund nicht aufthut, zur Zeit, wenn mich mein Feind ſchmaͤ- het. Hingegen gib Gnade, daß ich mich freue, wenn es ihm wohl gehet, ihm alles Gute wuͤnſche, goͤnne, ja ihm L 3

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Zitationshilfe: Starck, Johann Friedrich: Tägliches Hand-Buch in guten und bösen Tagen. Frankfurt/Leipzig, 1749, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/starck_handbuch_1749/189>, abgerufen am 13.06.2024.