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Starck, Johann Friedrich: Tägliches Hand-Buch in guten und bösen Tagen. Frankfurt/Leipzig, 1749.

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daß GOtt allein das höchste Gut sey.
ständig und vollkommen seyn, und muß uns in
Leiden und Tode, in Glück und Unglück aufrich-
ten und trösten können. Nach dieser Beschrei-
bung ist das allerhöchste Gut, 1) nicht Reich-
thum, welchen viele vor ihr höchstes Gut gehal-
ten haben und noch halten, denn er verläst uns
im Tode, und kan alsdenn keine Erquickung ge-
ben. 2) Ehre und Glückseligkeit ist auch das
höchste Gut nicht, denn wie offt fällt der geehrte
in Verachtung und Schande, die Glückseligkeit
verwandelt sich in Jammer und Elend. 3) Weiß-
heit und Geschicklichkeit haben zwar den Vorzug
vor andern irrdischen Gütern, daß man sie uns
nicht rauben kan, aber sie verschwinden doch im
Tode. Derohalben suchet ein glaubiger Christ
sich ein wahres beständiges Gut, welches aber
4) allein GOtt ist; hat er GOtt, so hat
er alles, die gröste Ehre, den grösten Reichthum,
die gröste Weißheit, und zwar in Zeit und Ewig-
keit. GOtt erfreuet den Menschen in glück-
lichen Tagen, erhält ihn in Creutz und Trübsal,
erquicket ihn im Tode, bleibet mit ihm vereini-
get in Ewigkeit. Zu diesem Gut können wir ge-
langen, 5) durchs Gebet, Anhörung des gött-
lichen Worts, Betrachtung desselben, und durch
Beystand des Heiligen Geistes, nur 6) daß man
GOtt nicht wieder von sich stosse, und die Welt-
Liebe, Eitelkeit, und sündliche Lust sein höchstes
Gut seyn lasse.

Ge-
K

daß GOtt allein das hoͤchſte Gut ſey.
ſtaͤndig und vollkommen ſeyn, und muß uns in
Leiden und Tode, in Gluͤck und Ungluͤck aufrich-
ten und troͤſten koͤnnen. Nach dieſer Beſchrei-
bung iſt das allerhoͤchſte Gut, 1) nicht Reich-
thum, welchen viele vor ihr hoͤchſtes Gut gehal-
ten haben und noch halten, denn er verlaͤſt uns
im Tode, und kan alsdenn keine Erquickung ge-
ben. 2) Ehre und Gluͤckſeligkeit iſt auch das
hoͤchſte Gut nicht, denn wie offt faͤllt der geehrte
in Verachtung und Schande, die Gluͤckſeligkeit
verwandelt ſich in Jammer und Elend. 3) Weiß-
heit und Geſchicklichkeit haben zwar den Vorzug
vor andern irrdiſchen Guͤtern, daß man ſie uns
nicht rauben kan, aber ſie verſchwinden doch im
Tode. Derohalben ſuchet ein glaubiger Chriſt
ſich ein wahres beſtaͤndiges Gut, welches aber
4) allein GOtt iſt; hat er GOtt, ſo hat
er alles, die groͤſte Ehre, den groͤſten Reichthum,
die groͤſte Weißheit, und zwar in Zeit und Ewig-
keit. GOtt erfreuet den Menſchen in gluͤck-
lichen Tagen, erhaͤlt ihn in Creutz und Truͤbſal,
erquicket ihn im Tode, bleibet mit ihm vereini-
get in Ewigkeit. Zu dieſem Gut koͤnnen wir ge-
langen, 5) durchs Gebet, Anhoͤrung des goͤtt-
lichen Worts, Betrachtung deſſelben, und durch
Beyſtand des Heiligen Geiſtes, nur 6) daß man
GOtt nicht wieder von ſich ſtoſſe, und die Welt-
Liebe, Eitelkeit, und ſuͤndliche Luſt ſein hoͤchſtes
Gut ſeyn laſſe.

Ge-
K
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[145/0169] daß GOtt allein das hoͤchſte Gut ſey. ſtaͤndig und vollkommen ſeyn, und muß uns in Leiden und Tode, in Gluͤck und Ungluͤck aufrich- ten und troͤſten koͤnnen. Nach dieſer Beſchrei- bung iſt das allerhoͤchſte Gut, 1) nicht Reich- thum, welchen viele vor ihr hoͤchſtes Gut gehal- ten haben und noch halten, denn er verlaͤſt uns im Tode, und kan alsdenn keine Erquickung ge- ben. 2) Ehre und Gluͤckſeligkeit iſt auch das hoͤchſte Gut nicht, denn wie offt faͤllt der geehrte in Verachtung und Schande, die Gluͤckſeligkeit verwandelt ſich in Jammer und Elend. 3) Weiß- heit und Geſchicklichkeit haben zwar den Vorzug vor andern irrdiſchen Guͤtern, daß man ſie uns nicht rauben kan, aber ſie verſchwinden doch im Tode. Derohalben ſuchet ein glaubiger Chriſt ſich ein wahres beſtaͤndiges Gut, welches aber 4) allein GOtt iſt; hat er GOtt, ſo hat er alles, die groͤſte Ehre, den groͤſten Reichthum, die groͤſte Weißheit, und zwar in Zeit und Ewig- keit. GOtt erfreuet den Menſchen in gluͤck- lichen Tagen, erhaͤlt ihn in Creutz und Truͤbſal, erquicket ihn im Tode, bleibet mit ihm vereini- get in Ewigkeit. Zu dieſem Gut koͤnnen wir ge- langen, 5) durchs Gebet, Anhoͤrung des goͤtt- lichen Worts, Betrachtung deſſelben, und durch Beyſtand des Heiligen Geiſtes, nur 6) daß man GOtt nicht wieder von ſich ſtoſſe, und die Welt- Liebe, Eitelkeit, und ſuͤndliche Luſt ſein hoͤchſtes Gut ſeyn laſſe. Ge- K

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Zitationshilfe: Starck, Johann Friedrich: Tägliches Hand-Buch in guten und bösen Tagen. Frankfurt/Leipzig, 1749, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/starck_handbuch_1749/169>, abgerufen am 13.06.2024.