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Starck, Johann Friedrich: Tägliches Hand-Buch in guten und bösen Tagen. Frankfurt/Leipzig, 1749.

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Der glaubige Christ bittet um etc.

5. O! falsche böse Welt, GOtt kennet deine
Stücke, du bist voll Haß und List, voll Boßheit
und voll Tücke, du hast die Liebe nicht, und doch
der Liebe Schein, und dieser falsche Schein soll
wahre Liebe seyn.

6. Allein, wer keine Lieb will an dem Nächsten
üben, der kan von Hertzens-Grund auch seinen
GOTT nicht lieben; drum glaube nur gewiß,
der ist kein GOttes-Kind, bey dem man lauter
Haß und keine Liebe find.

7. Mein GOtt! verleih mir Gnad, daß ich
in Lieb umfassen, und gutes gönnen mag, die
mich aus Feindschafft hassen; ach mache selbst
mein Hertz von aller Boßheit rein, daß ich auch in
der Lieb mög Christi Jünger seyn.

8. Laß deine Lieb zu mir vor meinen Augen
stehen, und laß mich ihrer Spur mit allem Fleiß
nachgehen, ja daß ich mich betracht, und selbst an
mir nehm ab, wie es in jedem Fall mein Nächster
gerne hab.

9. Laß deinen guten Geist, den Geist der Treu
und Liebe in meinem Hertzen seyn, damit ich Lieb
ausübe: gieb mir ein redlich Hertz, das ohne Falsch-
heit sey, voll Liebe ohne List, und ohn Betrügerey.

10. So leb ich als dein Kind, und werd dahin
gelangen, wo alle Glaubige in Liebe sich umfan-
gen, wo Liebe immer blüht in der Vollkommen-
heit, und nie aufhören wird in alle Ewigkeit.

Der
Der glaubige Chriſt bittet um ꝛc.

5. O! falſche boͤſe Welt, GOtt kennet deine
Stuͤcke, du biſt voll Haß und Liſt, voll Boßheit
und voll Tuͤcke, du haſt die Liebe nicht, und doch
der Liebe Schein, und dieſer falſche Schein ſoll
wahre Liebe ſeyn.

6. Allein, wer keine Lieb will an dem Naͤchſten
uͤben, der kan von Hertzens-Grund auch ſeinen
GOTT nicht lieben; drum glaube nur gewiß,
der iſt kein GOttes-Kind, bey dem man lauter
Haß und keine Liebe find.

7. Mein GOtt! verleih mir Gnad, daß ich
in Lieb umfaſſen, und gutes goͤnnen mag, die
mich aus Feindſchafft haſſen; ach mache ſelbſt
mein Hertz von aller Boßheit rein, daß ich auch in
der Lieb moͤg Chriſti Juͤnger ſeyn.

8. Laß deine Lieb zu mir vor meinen Augen
ſtehen, und laß mich ihrer Spur mit allem Fleiß
nachgehen, ja daß ich mich betracht, und ſelbſt an
mir nehm ab, wie es in jedem Fall mein Naͤchſter
gerne hab.

9. Laß deinen guten Geiſt, den Geiſt der Treu
und Liebe in meinem Hertzen ſeyn, damit ich Lieb
ausuͤbe: gieb mir ein redlich Hertz, das ohne Falſch-
heit ſey, voll Liebe ohne Liſt, und ohn Betruͤgerey.

10. So leb ich als dein Kind, und werd dahin
gelangen, wo alle Glaubige in Liebe ſich umfan-
gen, wo Liebe immer bluͤht in der Vollkommen-
heit, und nie aufhoͤren wird in alle Ewigkeit.

Der
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[134/0158] Der glaubige Chriſt bittet um ꝛc. 5. O! falſche boͤſe Welt, GOtt kennet deine Stuͤcke, du biſt voll Haß und Liſt, voll Boßheit und voll Tuͤcke, du haſt die Liebe nicht, und doch der Liebe Schein, und dieſer falſche Schein ſoll wahre Liebe ſeyn. 6. Allein, wer keine Lieb will an dem Naͤchſten uͤben, der kan von Hertzens-Grund auch ſeinen GOTT nicht lieben; drum glaube nur gewiß, der iſt kein GOttes-Kind, bey dem man lauter Haß und keine Liebe find. 7. Mein GOtt! verleih mir Gnad, daß ich in Lieb umfaſſen, und gutes goͤnnen mag, die mich aus Feindſchafft haſſen; ach mache ſelbſt mein Hertz von aller Boßheit rein, daß ich auch in der Lieb moͤg Chriſti Juͤnger ſeyn. 8. Laß deine Lieb zu mir vor meinen Augen ſtehen, und laß mich ihrer Spur mit allem Fleiß nachgehen, ja daß ich mich betracht, und ſelbſt an mir nehm ab, wie es in jedem Fall mein Naͤchſter gerne hab. 9. Laß deinen guten Geiſt, den Geiſt der Treu und Liebe in meinem Hertzen ſeyn, damit ich Lieb ausuͤbe: gieb mir ein redlich Hertz, das ohne Falſch- heit ſey, voll Liebe ohne Liſt, und ohn Betruͤgerey. 10. So leb ich als dein Kind, und werd dahin gelangen, wo alle Glaubige in Liebe ſich umfan- gen, wo Liebe immer bluͤht in der Vollkommen- heit, und nie aufhoͤren wird in alle Ewigkeit. Der

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Zitationshilfe: Starck, Johann Friedrich: Tägliches Hand-Buch in guten und bösen Tagen. Frankfurt/Leipzig, 1749, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/starck_handbuch_1749/158>, abgerufen am 22.07.2024.