Unter "Grundbegriffen der Poetik" werden hier die pst_007.003 Begriffe episch, lyrisch, dramatisch und allenfalls tragisch pst_007.004 und komisch verstanden - in einem Sinne jedoch, pst_007.005 der sich von dem bisher üblichen unterscheidet und pst_007.006 gleich zu Beginn erklärt werden muß. Der Titel Poetik pst_007.007 bedeutet zwar längst nicht mehr eine praktische Lehre, pst_007.008 die Ungeübte instand setzen soll, regelrechte Gedichte, pst_007.009 Epen und Dramen zu schreiben. Aber die neueren pst_007.010 Schriften, welche unter dem Namen Poetik gehen, pst_007.011 gleichen den älteren immerhin darin, daß sie das Wesen pst_007.012 des Lyrischen, Epischen und Dramatischen in bestimmten pst_007.013 Mustern von Gedichten, Epen und Dramen pst_007.014 vollkommen realisiert sehen. Diese Art der Betrachtung pst_007.015 stellt sich dar als Erbe der Antike. In der Antike nämlich pst_007.016 war jede poetische Gattung erst in einer beschränkten pst_007.017 Zahl von Mustern vertreten. Lyrisch etwa hieß eine pst_007.018 Dichtung, die nach Anlage, Umfang und zumal in der pst_007.019 Metrik dem entsprach, was die neun klassischen Lyriker pst_007.020 Alkman, Stesichoros, Alkaios, Sappho, Ibykos, Anakreon, pst_007.021 Simonides, Bacchylides und Pindar geschaffen pst_007.022 hatten. So konnten die Römer Horaz als Lyriker gelten pst_007.023 lassen, Catull dagegen nicht, weil er andere Versmaße pst_007.024 wählte. Seit der Antike haben sich aber die Muster unübersehbar pst_007.025 vermehrt. Wenn die Poetik weiterhin allen pst_007.026 Einzelbeispielen gerecht werden will, begegnet sie
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EINLEITUNG
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Unter «Grundbegriffen der Poetik» werden hier die pst_007.003 Begriffe episch, lyrisch, dramatisch und allenfalls tragisch pst_007.004 und komisch verstanden – in einem Sinne jedoch, pst_007.005 der sich von dem bisher üblichen unterscheidet und pst_007.006 gleich zu Beginn erklärt werden muß. Der Titel Poetik pst_007.007 bedeutet zwar längst nicht mehr eine praktische Lehre, pst_007.008 die Ungeübte instand setzen soll, regelrechte Gedichte, pst_007.009 Epen und Dramen zu schreiben. Aber die neueren pst_007.010 Schriften, welche unter dem Namen Poetik gehen, pst_007.011 gleichen den älteren immerhin darin, daß sie das Wesen pst_007.012 des Lyrischen, Epischen und Dramatischen in bestimmten pst_007.013 Mustern von Gedichten, Epen und Dramen pst_007.014 vollkommen realisiert sehen. Diese Art der Betrachtung pst_007.015 stellt sich dar als Erbe der Antike. In der Antike nämlich pst_007.016 war jede poetische Gattung erst in einer beschränkten pst_007.017 Zahl von Mustern vertreten. Lyrisch etwa hieß eine pst_007.018 Dichtung, die nach Anlage, Umfang und zumal in der pst_007.019 Metrik dem entsprach, was die neun klassischen Lyriker pst_007.020 Alkman, Stesichoros, Alkaios, Sappho, Ibykos, Anakreon, pst_007.021 Simonides, Bacchylides und Pindar geschaffen pst_007.022 hatten. So konnten die Römer Horaz als Lyriker gelten pst_007.023 lassen, Catull dagegen nicht, weil er andere Versmaße pst_007.024 wählte. Seit der Antike haben sich aber die Muster unübersehbar pst_007.025 vermehrt. Wenn die Poetik weiterhin allen pst_007.026 Einzelbeispielen gerecht werden will, begegnet sie
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Unter «Grundbegriffen der Poetik» werden hier die pst_007.003
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stellt sich dar als Erbe der Antike. In der Antike nämlich pst_007.016
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Alkman, Stesichoros, Alkaios, Sappho, Ibykos, Anakreon, pst_007.021
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Staiger, Emil: Grundbegriffe der Poetik. Zürich, 1946, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/staiger_poetik_1946/11>, abgerufen am 16.07.2024.
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