und war ganz Glück und Freude über die Thierchen. "Sind sie unser, Großvater? Sind sie beide unser? Kommen sie in den Stall? Bleiben sie immer bei uns?" So fragte Heidi hinter einander in seinem Vergnügen, und der Gro߬ vater konnte kaum sein stätiges "Ja, ja!" zwischen die eine und die andere Frage hineinbringen. Als die Gaißen ihr Salz aufgeleckt hatten, sagte der Alte: "Geh' und hol' dein Schüsselchen heraus und das Brod."
Heidi gehorchte und kam gleich wieder. Nun melkte der Großvater gleich von der Weißen das Schüsselchen voll und schnitt ein Stück Brod ab und sagte: "Nun iß und dann geh' hinauf und schlaf'! Die Base Dete hat noch ein Bün¬ delchen abgelegt für dich, da seien Hemdlein und so etwas darin, das liegt unten im Kasten, wenn du's brauchst; ich muß nun mit den Gaißen hinein, so schlaf' wohl!"
"Gut' Nacht, Großvater! Gut' Nacht -- wie heißen sie, Großvater, wie heißen sie?" rief das Kind und lief dem verschwindenden Alten und den Gaißen nach.
"Die Weiße heißt Schwänli und die Braune Bärli", gab der Großvater zurück.
"Gut' Nacht, Schwänli, gut' Nacht, Bärli", rief nun Heidi noch mit Macht, denn eben verschwanden Beide in den Stall hinein. Nun setzte sich Heidi noch auf die Bank und aß sein Brod und trank seine Milch; aber der starke Wind wehte es fast von seinem Sitz herunter; so machte es schnell fertig, ging dann hinein und stieg zu seinem Bett
und war ganz Glück und Freude über die Thierchen. „Sind ſie unſer, Großvater? Sind ſie beide unſer? Kommen ſie in den Stall? Bleiben ſie immer bei uns?“ So fragte Heidi hinter einander in ſeinem Vergnügen, und der Gro߬ vater konnte kaum ſein ſtätiges „Ja, ja!“ zwiſchen die eine und die andere Frage hineinbringen. Als die Gaißen ihr Salz aufgeleckt hatten, ſagte der Alte: „Geh' und hol' dein Schüſſelchen heraus und das Brod.“
Heidi gehorchte und kam gleich wieder. Nun melkte der Großvater gleich von der Weißen das Schüſſelchen voll und ſchnitt ein Stück Brod ab und ſagte: „Nun iß und dann geh' hinauf und ſchlaf'! Die Baſe Dete hat noch ein Bün¬ delchen abgelegt für dich, da ſeien Hemdlein und ſo etwas darin, das liegt unten im Kaſten, wenn du's brauchſt; ich muß nun mit den Gaißen hinein, ſo ſchlaf' wohl!“
„Gut' Nacht, Großvater! Gut' Nacht — wie heißen ſie, Großvater, wie heißen ſie?“ rief das Kind und lief dem verſchwindenden Alten und den Gaißen nach.
„Die Weiße heißt Schwänli und die Braune Bärli“, gab der Großvater zurück.
„Gut' Nacht, Schwänli, gut' Nacht, Bärli“, rief nun Heidi noch mit Macht, denn eben verſchwanden Beide in den Stall hinein. Nun ſetzte ſich Heidi noch auf die Bank und aß ſein Brod und trank ſeine Milch; aber der ſtarke Wind wehte es faſt von ſeinem Sitz herunter; ſo machte es ſchnell fertig, ging dann hinein und ſtieg zu ſeinem Bett
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und war ganz Glück und Freude über die Thierchen. „Sind
ſie unſer, Großvater? Sind ſie beide unſer? Kommen ſie
in den Stall? Bleiben ſie immer bei uns?“ So fragte
Heidi hinter einander in ſeinem Vergnügen, und der Gro߬
vater konnte kaum ſein ſtätiges „Ja, ja!“ zwiſchen die
eine und die andere Frage hineinbringen. Als die Gaißen
ihr Salz aufgeleckt hatten, ſagte der Alte: „Geh' und hol'
dein Schüſſelchen heraus und das Brod.“
Heidi gehorchte und kam gleich wieder. Nun melkte der
Großvater gleich von der Weißen das Schüſſelchen voll und
ſchnitt ein Stück Brod ab und ſagte: „Nun iß und dann
geh' hinauf und ſchlaf'! Die Baſe Dete hat noch ein Bün¬
delchen abgelegt für dich, da ſeien Hemdlein und ſo etwas
darin, das liegt unten im Kaſten, wenn du's brauchſt; ich
muß nun mit den Gaißen hinein, ſo ſchlaf' wohl!“
„Gut' Nacht, Großvater! Gut' Nacht — wie heißen ſie,
Großvater, wie heißen ſie?“ rief das Kind und lief dem
verſchwindenden Alten und den Gaißen nach.
„Die Weiße heißt Schwänli und die Braune Bärli“,
gab der Großvater zurück.
„Gut' Nacht, Schwänli, gut' Nacht, Bärli“, rief nun
Heidi noch mit Macht, denn eben verſchwanden Beide in
den Stall hinein. Nun ſetzte ſich Heidi noch auf die Bank
und aß ſein Brod und trank ſeine Milch; aber der ſtarke
Wind wehte es faſt von ſeinem Sitz herunter; ſo machte
es ſchnell fertig, ging dann hinein und ſtieg zu ſeinem Bett
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Spyri, Johanna: Heidi's Lehr- und Wanderjahre. Gotha, 1880, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spyri_heidi_1880/39>, abgerufen am 16.02.2025.
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