Spyri, Johanna: Heidi's Lehr- und Wanderjahre. Gotha, 1880.und zog mit aller Kraft an jedem Glockenzug, der je für und zog mit aller Kraft an jedem Glockenzug, der je für <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0204" n="194"/> und zog mit aller Kraft an jedem Glockenzug, der je für<lb/> die verſchiedenen Glieder der Dienerſchaft angebracht war,<lb/> ſo daß in jedem der betreffenden Zimmer eine Schreckens¬<lb/> geſtalt aus dem Bett ſprang und verkehrt in die Kleider<lb/> fuhr, denn Einer wie der Andere dachte ſogleich, das Ge¬<lb/> ſpenſt habe irgendwie den Hausherrn gepackt und dieß ſei<lb/> ſein Hülferuf. So kamen ſie nach und nach, Einer ſchauer¬<lb/> licher ausſehend, als der Andere, herunter und ſtellten ſich<lb/> mit Erſtaunen vor den Hausherrn hin, denn dieſer ging<lb/> friſch und munter im Eßzimmer auf und ab und ſah keines¬<lb/> wegs aus, als habe ihn ein Geſpenſt erſchreckt. Johann<lb/> wurde ſofort hingeſchickt, Pferde und Wagen in Ordnung<lb/> zu bringen und ſie nachher vorzuführen. Tinette erhielt<lb/> den Auftrag, ſogleich Heidi aufzuwecken und es in den Stand<lb/> zu ſtellen, eine Reiſe anzutreten. Sebaſtian erhielt den<lb/> Auftrag, nach dem Hauſe zu eilen, wo Heidi's Baſe im<lb/> Dienſt ſtand, und dieſe herbeizuholen. Fräulein Rottenmeier<lb/> war unterdeſſen zurechtgekommen mit ihrem Anzug und<lb/> Alles ſaß, wie es mußte, nur die Haube ſaß verkehrt auf<lb/> dem Kopf, ſo daß es von Weitem ausſah, als ſitze ihr das<lb/> Geſicht auf dem Rücken. Herr Seſemann ſchrieb den räthſel¬<lb/> haften Anblick dem frühen Schlafbrechen zu und ging un¬<lb/> verweilt an die Geſchäftsverhandlungen. Er erklärte der<lb/> Dame, ſie habe ohne Zögern einen Koffer zur Stelle zu<lb/> ſchaffen, die ſämmtliche Habe des Schweizerkindes hineinzu¬<lb/> packen — ſo nannte Herr Seſemann gewöhnlich das Heidi,<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [194/0204]
und zog mit aller Kraft an jedem Glockenzug, der je für
die verſchiedenen Glieder der Dienerſchaft angebracht war,
ſo daß in jedem der betreffenden Zimmer eine Schreckens¬
geſtalt aus dem Bett ſprang und verkehrt in die Kleider
fuhr, denn Einer wie der Andere dachte ſogleich, das Ge¬
ſpenſt habe irgendwie den Hausherrn gepackt und dieß ſei
ſein Hülferuf. So kamen ſie nach und nach, Einer ſchauer¬
licher ausſehend, als der Andere, herunter und ſtellten ſich
mit Erſtaunen vor den Hausherrn hin, denn dieſer ging
friſch und munter im Eßzimmer auf und ab und ſah keines¬
wegs aus, als habe ihn ein Geſpenſt erſchreckt. Johann
wurde ſofort hingeſchickt, Pferde und Wagen in Ordnung
zu bringen und ſie nachher vorzuführen. Tinette erhielt
den Auftrag, ſogleich Heidi aufzuwecken und es in den Stand
zu ſtellen, eine Reiſe anzutreten. Sebaſtian erhielt den
Auftrag, nach dem Hauſe zu eilen, wo Heidi's Baſe im
Dienſt ſtand, und dieſe herbeizuholen. Fräulein Rottenmeier
war unterdeſſen zurechtgekommen mit ihrem Anzug und
Alles ſaß, wie es mußte, nur die Haube ſaß verkehrt auf
dem Kopf, ſo daß es von Weitem ausſah, als ſitze ihr das
Geſicht auf dem Rücken. Herr Seſemann ſchrieb den räthſel¬
haften Anblick dem frühen Schlafbrechen zu und ging un¬
verweilt an die Geſchäftsverhandlungen. Er erklärte der
Dame, ſie habe ohne Zögern einen Koffer zur Stelle zu
ſchaffen, die ſämmtliche Habe des Schweizerkindes hineinzu¬
packen — ſo nannte Herr Seſemann gewöhnlich das Heidi,
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