Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sprengel, Christian Konrad: Das entdeckte Geheimniss der Natur im Bau und in der Befruchtung der Blumen. Berlin, 1793.

Bild:
<< vorherige Seite
[Spaltenumbruch]
Veronica.

Im Hamburgischen Magazin (7. Band, 2. Stück, S. 201.)
wird gemeldet, daß in dem akademischen Garten zu Upsal aus der
Vermischung der Veronica maritima mit der Verbena officina-
lis
eine Bastardpflanze entstanden sey. Diese Erscheinung läßt
sich aus der von mir an der erstern entdeckten Dichogamie sehr
leicht erklären. Es besuchte nemlich ein Insekt die Verbena, und
belud sich mit ihrem Staube, und begab sich hierauf zu der Ve-
ronica.
Zufälligerweise setzte es sich grade auf eine ältere Blume,
und versahe ihr Stigma mit dem mitgebrachten fremdartigen
Staube. Und aus einem Samenkorn der Kapsel, welche die
auf solche Art befruchtete Blume angesetzt hatte, erhielt diese
Bastardpflanze ihren Ursprung. Daß aber die Befruchtung kei-
nesweges durch den Wind geschehen sey, welches am angeführten
Ort behauptet wird, erhellet daraus, daß die Antheren der Ver-
bena
in der Kronenröhre sitzen, und die Oeffnung der Kronen-
röhre durch Haare verschlossen wird, folglich der Staub der An-
theren unmöglich vom Winde auf benachbarte Blumen geführt
werden kann. S. Verbena.

Veronica Chamaedrys. Wiesenehrenpreis. Tab. I.
19. 20. 22.

20. Die vergrösserte Blume.

19. Der mittelste Theil derselben, noch stärker vergrössert.

22. a ein Staubgefäß. b das Pistill. An der Basis des
Fruchtknotens die (punktirte) Saftdrüse. Soweit das Filament
und der Griffel punktirt sind, sind sie blau, soweit sie aber weiß
sind, sind sie auch in der Natur weiß.

1. Die Saftdrüse ist gelb.

3. Die Oeffnung der Kronenröhre ist bloß auf der untersten
Seite mit Haaren besetzt. Auch die Filamente tragen zur Ab-
haltung der Regentropfen vom Saft das Ihrige bey. Denn da
sie oberwärts dicker sind, als unterwärts, so wird ein Regen-
tropfen, welcher auf dieselben gefallen ist, von der stärkeren An-
ziehungskraft des dickeren Theils zurückgehalten, und kann sich
folglich dem Safthalter nicht nähern.

4. Das Saftmaal fällt stark in die Augen. Erstens ist der
blaue Kronensaum mit dunkelblauen Linien geziert, welche nach
der Mitte zu laufen, und, je näher sie derselben kommen, desto
stärker werden. Zweytens ist der mittelste Theil desselben blaß-
gelb, macht also mit der blauen Farbe des übrigen Theils einen
starken Kontrast. Und damit dieser Kontrast nicht durch die Fi-
lamente und den Griffel geschwächt werde, so sind dieselben an
der Basis weiß, da sie übrigens blaßblau sind, und insofern das
Ansehen und die Bemerkbarkeit der Blume vergrössern. Dieses
alles dient bloß dazu, dem Insekt, welches sich, durch die Krone
angelockt, auf die Blume gesetzt hat, zu zeigen, daß in der Kro-
[Spaltenumbruch]

Veronica.
nenröhre sich Saft befindet. Läge der Saft ganz frey, so daß das
Insekt, sobald es sich auf die Blume gesetzt hat, denselben sähe:
so würde das Saftmaal überflüssig seyn. Da er aber hinter der
Saftdecke liegt, so ist dasselbe sehr zweckmäßig.

Veronica triphyllos. Hünerraute. Titelkupfer
Fig. XIV. Diese Art hat mit der nächst vorhergehenden eine fast
gleiche Einrichtung. Von der Veronica maritima unterscheidet
sie sich dadurch, daß bey ihr die Dichogamie nicht Statt findet.
Bey trüber Witterung ist sie geschlossen, damit der Regen ihren
Saft nicht verderbe. Von den Bienen wird sie um so viel mehr
besucht, da sie eine von den ersten Frühlingsblumen ist, welche
ihnen Saft liefern.

Veronica officinalis. Gemeiner Ehrenpreis. Tab. I.
7. 8.

7. Die vergrösserte Blume.

8. Die oberwärts der Länge nach aufgeschnittene und flach
ausgebreitete Krone. a b die Haare, welche die Saftdecke sind.

1. Die Saftdrüse ist gelb und glatt, da der Fruchtknoten
grün und mit Haaren überzogen ist.

3. Die Oeffnung der Kronenröhre ist mit einzeln stehenden
Haaren besetzt.

Veronica prostrata. Tab. I. 12. Die vergrösserte
Blume. Sie ist den drey nächst vorhergehenden Arten ähnlich.

4. Der Kronensaum ist violett, und mit dunkleren Linien
geziert, welche nach der Mitte zu immer stärker werden. Gegen
diese Farbe sticht die weißliche Farbe des in der Mitte befindlichen
und die Saftdecke umgebenden Ringes stark ab.

Veronica verna. Obgleich diese Art sehr klein ist, so
hat sie dennoch Saft, welchen man beym Sonnenschein an sei-
nem Glanz deutlich erkennen kann.

Veronica serpyllifolia. Tab. I. 50. Bey dieser
Art ist das Saftmaal sehr kenntlich. Denn der Kronensaum ist
weiß; der oberste Abschnitt desselben aber ist ganz, und die beiden
mittelsten sind auf der obersten Hälfte mit violetten Adern geziert,
welche gegen die weiße Farbe sehr schön abstechen.

Veronica hederifolia. Auch diese kleine Blume ist
eine Saftblume, und in ihrer Struktur den nächst vorhergehen-
den Arten ähnlich. Auch sie ist des Safts wegen bey Regenwet-
ter geschlossen.

Die Pflanze unterscheidet sich von den übrigen Arten da-
durch, daß ihre Blumenstiele zwar, so lange die Blumen blühen,
aufrecht stehen, wie bey den übrigen Arten, nach dem Verblühen
derselben aber sich niederwärts strecken, da bey den übrigen Arten
die Fruchtstiele auch aufrecht stehen. Die Ursache dieses Unter-
schiedes ist, daß die übrigen Arten aufrecht stehende mehr oder

[Spaltenumbruch]
Veronica.

Im Hamburgiſchen Magazin (7. Band, 2. Stuͤck, S. 201.)
wird gemeldet, daß in dem akademiſchen Garten zu Upſal aus der
Vermiſchung der Veronica maritima mit der Verbena officina-
lis
eine Baſtardpflanze entſtanden ſey. Dieſe Erſcheinung laͤßt
ſich aus der von mir an der erſtern entdeckten Dichogamie ſehr
leicht erklaͤren. Es beſuchte nemlich ein Inſekt die Verbena, und
belud ſich mit ihrem Staube, und begab ſich hierauf zu der Ve-
ronica.
Zufaͤlligerweiſe ſetzte es ſich grade auf eine aͤltere Blume,
und verſahe ihr Stigma mit dem mitgebrachten fremdartigen
Staube. Und aus einem Samenkorn der Kapſel, welche die
auf ſolche Art befruchtete Blume angeſetzt hatte, erhielt dieſe
Baſtardpflanze ihren Urſprung. Daß aber die Befruchtung kei-
nesweges durch den Wind geſchehen ſey, welches am angefuͤhrten
Ort behauptet wird, erhellet daraus, daß die Antheren der Ver-
bena
in der Kronenroͤhre ſitzen, und die Oeffnung der Kronen-
roͤhre durch Haare verſchloſſen wird, folglich der Staub der An-
theren unmoͤglich vom Winde auf benachbarte Blumen gefuͤhrt
werden kann. S. Verbena.

Veronica Chamaedrys. Wieſenehrenpreis. Tab. I.
19. 20. 22.

20. Die vergroͤſſerte Blume.

19. Der mittelſte Theil derſelben, noch ſtaͤrker vergroͤſſert.

22. a ein Staubgefaͤß. b das Piſtill. An der Baſis des
Fruchtknotens die (punktirte) Saftdruͤſe. Soweit das Filament
und der Griffel punktirt ſind, ſind ſie blau, ſoweit ſie aber weiß
ſind, ſind ſie auch in der Natur weiß.

1. Die Saftdruͤſe iſt gelb.

3. Die Oeffnung der Kronenroͤhre iſt bloß auf der unterſten
Seite mit Haaren beſetzt. Auch die Filamente tragen zur Ab-
haltung der Regentropfen vom Saft das Ihrige bey. Denn da
ſie oberwaͤrts dicker ſind, als unterwaͤrts, ſo wird ein Regen-
tropfen, welcher auf dieſelben gefallen iſt, von der ſtaͤrkeren An-
ziehungskraft des dickeren Theils zuruͤckgehalten, und kann ſich
folglich dem Safthalter nicht naͤhern.

4. Das Saftmaal faͤllt ſtark in die Augen. Erſtens iſt der
blaue Kronenſaum mit dunkelblauen Linien geziert, welche nach
der Mitte zu laufen, und, je naͤher ſie derſelben kommen, deſto
ſtaͤrker werden. Zweytens iſt der mittelſte Theil deſſelben blaß-
gelb, macht alſo mit der blauen Farbe des uͤbrigen Theils einen
ſtarken Kontraſt. Und damit dieſer Kontraſt nicht durch die Fi-
lamente und den Griffel geſchwaͤcht werde, ſo ſind dieſelben an
der Baſis weiß, da ſie uͤbrigens blaßblau ſind, und inſofern das
Anſehen und die Bemerkbarkeit der Blume vergroͤſſern. Dieſes
alles dient bloß dazu, dem Inſekt, welches ſich, durch die Krone
angelockt, auf die Blume geſetzt hat, zu zeigen, daß in der Kro-
[Spaltenumbruch]

Veronica.
nenroͤhre ſich Saft befindet. Laͤge der Saft ganz frey, ſo daß das
Inſekt, ſobald es ſich auf die Blume geſetzt hat, denſelben ſaͤhe:
ſo wuͤrde das Saftmaal uͤberfluͤſſig ſeyn. Da er aber hinter der
Saftdecke liegt, ſo iſt daſſelbe ſehr zweckmaͤßig.

Veronica triphyllos. Huͤnerraute. Titelkupfer
Fig. XIV. Dieſe Art hat mit der naͤchſt vorhergehenden eine faſt
gleiche Einrichtung. Von der Veronica maritima unterſcheidet
ſie ſich dadurch, daß bey ihr die Dichogamie nicht Statt findet.
Bey truͤber Witterung iſt ſie geſchloſſen, damit der Regen ihren
Saft nicht verderbe. Von den Bienen wird ſie um ſo viel mehr
beſucht, da ſie eine von den erſten Fruͤhlingsblumen iſt, welche
ihnen Saft liefern.

Veronica officinalis. Gemeiner Ehrenpreis. Tab. I.
7. 8.

7. Die vergroͤſſerte Blume.

8. Die oberwaͤrts der Laͤnge nach aufgeſchnittene und flach
ausgebreitete Krone. a b die Haare, welche die Saftdecke ſind.

1. Die Saftdruͤſe iſt gelb und glatt, da der Fruchtknoten
gruͤn und mit Haaren uͤberzogen iſt.

3. Die Oeffnung der Kronenroͤhre iſt mit einzeln ſtehenden
Haaren beſetzt.

Veronica proſtrata. Tab. I. 12. Die vergroͤſſerte
Blume. Sie iſt den drey naͤchſt vorhergehenden Arten aͤhnlich.

4. Der Kronenſaum iſt violett, und mit dunkleren Linien
geziert, welche nach der Mitte zu immer ſtaͤrker werden. Gegen
dieſe Farbe ſticht die weißliche Farbe des in der Mitte befindlichen
und die Saftdecke umgebenden Ringes ſtark ab.

Veronica verna. Obgleich dieſe Art ſehr klein iſt, ſo
hat ſie dennoch Saft, welchen man beym Sonnenſchein an ſei-
nem Glanz deutlich erkennen kann.

Veronica ſerpyllifolia. Tab. I. 50. Bey dieſer
Art iſt das Saftmaal ſehr kenntlich. Denn der Kronenſaum iſt
weiß; der oberſte Abſchnitt deſſelben aber iſt ganz, und die beiden
mittelſten ſind auf der oberſten Haͤlfte mit violetten Adern geziert,
welche gegen die weiße Farbe ſehr ſchoͤn abſtechen.

Veronica hederifolia. Auch dieſe kleine Blume iſt
eine Saftblume, und in ihrer Struktur den naͤchſt vorhergehen-
den Arten aͤhnlich. Auch ſie iſt des Safts wegen bey Regenwet-
ter geſchloſſen.

Die Pflanze unterſcheidet ſich von den uͤbrigen Arten da-
durch, daß ihre Blumenſtiele zwar, ſo lange die Blumen bluͤhen,
aufrecht ſtehen, wie bey den uͤbrigen Arten, nach dem Verbluͤhen
derſelben aber ſich niederwaͤrts ſtrecken, da bey den uͤbrigen Arten
die Fruchtſtiele auch aufrecht ſtehen. Die Urſache dieſes Unter-
ſchiedes iſt, daß die uͤbrigen Arten aufrecht ſtehende mehr oder

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0038" n="[38]"/>
          <cb n="51"/><lb/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#aq">Veronica.</hi> </fw><lb/>
          <p>Im Hamburgi&#x017F;chen Magazin (7. Band, 2. Stu&#x0364;ck, S. 201.)<lb/>
wird gemeldet, daß in dem akademi&#x017F;chen Garten zu Up&#x017F;al aus der<lb/>
Vermi&#x017F;chung der <hi rendition="#aq">Veronica maritima</hi> mit der <hi rendition="#aq">Verbena officina-<lb/>
lis</hi> eine Ba&#x017F;tardpflanze ent&#x017F;tanden &#x017F;ey. Die&#x017F;e Er&#x017F;cheinung la&#x0364;ßt<lb/>
&#x017F;ich aus der von mir an der er&#x017F;tern entdeckten Dichogamie &#x017F;ehr<lb/>
leicht erkla&#x0364;ren. Es be&#x017F;uchte nemlich ein In&#x017F;ekt die <hi rendition="#aq">Verbena,</hi> und<lb/>
belud &#x017F;ich mit ihrem Staube, und begab &#x017F;ich hierauf zu der <hi rendition="#aq">Ve-<lb/>
ronica.</hi> Zufa&#x0364;lligerwei&#x017F;e &#x017F;etzte es &#x017F;ich grade auf eine a&#x0364;ltere Blume,<lb/>
und ver&#x017F;ahe ihr Stigma mit dem mitgebrachten fremdartigen<lb/>
Staube. Und aus einem Samenkorn der Kap&#x017F;el, welche die<lb/>
auf &#x017F;olche Art befruchtete Blume ange&#x017F;etzt hatte, erhielt die&#x017F;e<lb/>
Ba&#x017F;tardpflanze ihren Ur&#x017F;prung. Daß aber die Befruchtung kei-<lb/>
nesweges durch den Wind ge&#x017F;chehen &#x017F;ey, welches am angefu&#x0364;hrten<lb/>
Ort behauptet wird, erhellet daraus, daß die Antheren der <hi rendition="#aq">Ver-<lb/>
bena</hi> in der Kronenro&#x0364;hre &#x017F;itzen, und die Oeffnung der Kronen-<lb/>
ro&#x0364;hre durch Haare ver&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en wird, folglich der Staub der An-<lb/>
theren unmo&#x0364;glich vom Winde auf benachbarte Blumen gefu&#x0364;hrt<lb/>
werden kann. S. <hi rendition="#aq">Verbena.</hi></p><lb/>
          <p><hi rendition="#g"><hi rendition="#aq">Veronica Chamaedrys.</hi></hi> Wie&#x017F;enehrenpreis. <hi rendition="#aq">Tab. I.</hi><lb/>
19. 20. 22.</p><lb/>
          <p>20. Die vergro&#x0364;&#x017F;&#x017F;erte Blume.</p><lb/>
          <p>19. Der mittel&#x017F;te Theil der&#x017F;elben, noch &#x017F;ta&#x0364;rker vergro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ert.</p><lb/>
          <p>22. <hi rendition="#aq">a</hi> ein Staubgefa&#x0364;ß. <hi rendition="#aq">b</hi> das Pi&#x017F;till. An der Ba&#x017F;is des<lb/>
Fruchtknotens die (punktirte) Saftdru&#x0364;&#x017F;e. Soweit das Filament<lb/>
und der Griffel punktirt &#x017F;ind, &#x017F;ind &#x017F;ie blau, &#x017F;oweit &#x017F;ie aber weiß<lb/>
&#x017F;ind, &#x017F;ind &#x017F;ie auch in der Natur weiß.</p><lb/>
          <p>1. Die Saftdru&#x0364;&#x017F;e i&#x017F;t gelb.</p><lb/>
          <p>3. Die Oeffnung der Kronenro&#x0364;hre i&#x017F;t bloß auf der unter&#x017F;ten<lb/>
Seite mit Haaren be&#x017F;etzt. Auch die Filamente tragen zur Ab-<lb/>
haltung der Regentropfen vom Saft das Ihrige bey. Denn da<lb/>
&#x017F;ie oberwa&#x0364;rts dicker &#x017F;ind, als unterwa&#x0364;rts, &#x017F;o wird ein Regen-<lb/>
tropfen, welcher auf die&#x017F;elben gefallen i&#x017F;t, von der &#x017F;ta&#x0364;rkeren An-<lb/>
ziehungskraft des dickeren Theils zuru&#x0364;ckgehalten, und kann &#x017F;ich<lb/>
folglich dem Safthalter nicht na&#x0364;hern.</p><lb/>
          <p>4. Das Saftmaal fa&#x0364;llt &#x017F;tark in die Augen. Er&#x017F;tens i&#x017F;t der<lb/>
blaue Kronen&#x017F;aum mit dunkelblauen Linien geziert, welche nach<lb/>
der Mitte zu laufen, und, je na&#x0364;her &#x017F;ie der&#x017F;elben kommen, de&#x017F;to<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;rker werden. Zweytens i&#x017F;t der mittel&#x017F;te Theil de&#x017F;&#x017F;elben blaß-<lb/>
gelb, macht al&#x017F;o mit der blauen Farbe des u&#x0364;brigen Theils einen<lb/>
&#x017F;tarken Kontra&#x017F;t. Und damit die&#x017F;er Kontra&#x017F;t nicht durch die Fi-<lb/>
lamente und den Griffel ge&#x017F;chwa&#x0364;cht werde, &#x017F;o &#x017F;ind die&#x017F;elben an<lb/>
der Ba&#x017F;is weiß, da &#x017F;ie u&#x0364;brigens blaßblau &#x017F;ind, und in&#x017F;ofern das<lb/>
An&#x017F;ehen und die Bemerkbarkeit der Blume vergro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ern. Die&#x017F;es<lb/>
alles dient bloß dazu, dem In&#x017F;ekt, welches &#x017F;ich, durch die Krone<lb/>
angelockt, auf die Blume ge&#x017F;etzt hat, zu zeigen, daß in der Kro-<lb/><cb n="52"/><lb/>
<fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">Veronica.</hi></fw><lb/>
nenro&#x0364;hre &#x017F;ich Saft befindet. La&#x0364;ge der Saft ganz frey, &#x017F;o daß das<lb/>
In&#x017F;ekt, &#x017F;obald es &#x017F;ich auf die Blume ge&#x017F;etzt hat, den&#x017F;elben &#x017F;a&#x0364;he:<lb/>
&#x017F;o wu&#x0364;rde das Saftmaal u&#x0364;berflu&#x0364;&#x017F;&#x017F;ig &#x017F;eyn. Da er aber hinter der<lb/>
Saftdecke liegt, &#x017F;o i&#x017F;t da&#x017F;&#x017F;elbe &#x017F;ehr zweckma&#x0364;ßig.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#g"><hi rendition="#aq">Veronica triphyllos.</hi></hi> Hu&#x0364;nerraute. Titelkupfer<lb/>
Fig. <hi rendition="#aq">XIV.</hi> Die&#x017F;e Art hat mit der na&#x0364;ch&#x017F;t vorhergehenden eine fa&#x017F;t<lb/>
gleiche Einrichtung. Von der <hi rendition="#aq">Veronica maritima</hi> unter&#x017F;cheidet<lb/>
&#x017F;ie &#x017F;ich dadurch, daß bey ihr die Dichogamie nicht Statt findet.<lb/>
Bey tru&#x0364;ber Witterung i&#x017F;t &#x017F;ie ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en, damit der Regen ihren<lb/>
Saft nicht verderbe. Von den Bienen wird &#x017F;ie um &#x017F;o viel mehr<lb/>
be&#x017F;ucht, da &#x017F;ie eine von den er&#x017F;ten Fru&#x0364;hlingsblumen i&#x017F;t, welche<lb/>
ihnen Saft liefern.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#g"><hi rendition="#aq">Veronica officinalis.</hi></hi> Gemeiner Ehrenpreis. <hi rendition="#aq">Tab. I.</hi><lb/>
7. 8.</p><lb/>
          <p>7. Die vergro&#x0364;&#x017F;&#x017F;erte Blume.</p><lb/>
          <p>8. Die oberwa&#x0364;rts der La&#x0364;nge nach aufge&#x017F;chnittene und flach<lb/>
ausgebreitete Krone. <hi rendition="#aq">a b</hi> die Haare, welche die Saftdecke &#x017F;ind.</p><lb/>
          <p>1. Die Saftdru&#x0364;&#x017F;e i&#x017F;t gelb und glatt, da der Fruchtknoten<lb/>
gru&#x0364;n und mit Haaren u&#x0364;berzogen i&#x017F;t.</p><lb/>
          <p>3. Die Oeffnung der Kronenro&#x0364;hre i&#x017F;t mit einzeln &#x017F;tehenden<lb/>
Haaren be&#x017F;etzt.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Veronica pro&#x017F;trata</hi>. Tab. I.</hi> 12. Die vergro&#x0364;&#x017F;&#x017F;erte<lb/>
Blume. Sie i&#x017F;t den drey na&#x0364;ch&#x017F;t vorhergehenden Arten a&#x0364;hnlich.</p><lb/>
          <p>4. Der Kronen&#x017F;aum i&#x017F;t violett, und mit dunkleren Linien<lb/>
geziert, welche nach der Mitte zu immer &#x017F;ta&#x0364;rker werden. Gegen<lb/>
die&#x017F;e Farbe &#x017F;ticht die weißliche Farbe des in der Mitte befindlichen<lb/>
und die Saftdecke umgebenden Ringes &#x017F;tark ab.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#g"><hi rendition="#aq">Veronica verna.</hi></hi> Obgleich die&#x017F;e Art &#x017F;ehr klein i&#x017F;t, &#x017F;o<lb/>
hat &#x017F;ie dennoch Saft, welchen man beym Sonnen&#x017F;chein an &#x017F;ei-<lb/>
nem Glanz deutlich erkennen kann.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Veronica &#x017F;erpyllifolia</hi>. Tab. I.</hi> 50. Bey die&#x017F;er<lb/>
Art i&#x017F;t das Saftmaal &#x017F;ehr kenntlich. Denn der Kronen&#x017F;aum i&#x017F;t<lb/>
weiß; der ober&#x017F;te Ab&#x017F;chnitt de&#x017F;&#x017F;elben aber i&#x017F;t ganz, und die beiden<lb/>
mittel&#x017F;ten &#x017F;ind auf der ober&#x017F;ten Ha&#x0364;lfte mit violetten Adern geziert,<lb/>
welche gegen die weiße Farbe &#x017F;ehr &#x017F;cho&#x0364;n ab&#x017F;techen.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#g"><hi rendition="#aq">Veronica hederifolia.</hi></hi> Auch die&#x017F;e kleine Blume i&#x017F;t<lb/>
eine Saftblume, und in ihrer Struktur den na&#x0364;ch&#x017F;t vorhergehen-<lb/>
den Arten a&#x0364;hnlich. Auch &#x017F;ie i&#x017F;t des Safts wegen bey Regenwet-<lb/>
ter ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
          <p>Die Pflanze unter&#x017F;cheidet &#x017F;ich von den u&#x0364;brigen Arten da-<lb/>
durch, daß ihre Blumen&#x017F;tiele zwar, &#x017F;o lange die Blumen blu&#x0364;hen,<lb/>
aufrecht &#x017F;tehen, wie bey den u&#x0364;brigen Arten, nach dem Verblu&#x0364;hen<lb/>
der&#x017F;elben aber &#x017F;ich niederwa&#x0364;rts &#x017F;trecken, da bey den u&#x0364;brigen Arten<lb/>
die Frucht&#x017F;tiele auch aufrecht &#x017F;tehen. Die Ur&#x017F;ache die&#x017F;es Unter-<lb/>
&#x017F;chiedes i&#x017F;t, daß die u&#x0364;brigen Arten aufrecht &#x017F;tehende mehr oder<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[38]/0038] Veronica. Veronica. Im Hamburgiſchen Magazin (7. Band, 2. Stuͤck, S. 201.) wird gemeldet, daß in dem akademiſchen Garten zu Upſal aus der Vermiſchung der Veronica maritima mit der Verbena officina- lis eine Baſtardpflanze entſtanden ſey. Dieſe Erſcheinung laͤßt ſich aus der von mir an der erſtern entdeckten Dichogamie ſehr leicht erklaͤren. Es beſuchte nemlich ein Inſekt die Verbena, und belud ſich mit ihrem Staube, und begab ſich hierauf zu der Ve- ronica. Zufaͤlligerweiſe ſetzte es ſich grade auf eine aͤltere Blume, und verſahe ihr Stigma mit dem mitgebrachten fremdartigen Staube. Und aus einem Samenkorn der Kapſel, welche die auf ſolche Art befruchtete Blume angeſetzt hatte, erhielt dieſe Baſtardpflanze ihren Urſprung. Daß aber die Befruchtung kei- nesweges durch den Wind geſchehen ſey, welches am angefuͤhrten Ort behauptet wird, erhellet daraus, daß die Antheren der Ver- bena in der Kronenroͤhre ſitzen, und die Oeffnung der Kronen- roͤhre durch Haare verſchloſſen wird, folglich der Staub der An- theren unmoͤglich vom Winde auf benachbarte Blumen gefuͤhrt werden kann. S. Verbena. Veronica Chamaedrys. Wieſenehrenpreis. Tab. I. 19. 20. 22. 20. Die vergroͤſſerte Blume. 19. Der mittelſte Theil derſelben, noch ſtaͤrker vergroͤſſert. 22. a ein Staubgefaͤß. b das Piſtill. An der Baſis des Fruchtknotens die (punktirte) Saftdruͤſe. Soweit das Filament und der Griffel punktirt ſind, ſind ſie blau, ſoweit ſie aber weiß ſind, ſind ſie auch in der Natur weiß. 1. Die Saftdruͤſe iſt gelb. 3. Die Oeffnung der Kronenroͤhre iſt bloß auf der unterſten Seite mit Haaren beſetzt. Auch die Filamente tragen zur Ab- haltung der Regentropfen vom Saft das Ihrige bey. Denn da ſie oberwaͤrts dicker ſind, als unterwaͤrts, ſo wird ein Regen- tropfen, welcher auf dieſelben gefallen iſt, von der ſtaͤrkeren An- ziehungskraft des dickeren Theils zuruͤckgehalten, und kann ſich folglich dem Safthalter nicht naͤhern. 4. Das Saftmaal faͤllt ſtark in die Augen. Erſtens iſt der blaue Kronenſaum mit dunkelblauen Linien geziert, welche nach der Mitte zu laufen, und, je naͤher ſie derſelben kommen, deſto ſtaͤrker werden. Zweytens iſt der mittelſte Theil deſſelben blaß- gelb, macht alſo mit der blauen Farbe des uͤbrigen Theils einen ſtarken Kontraſt. Und damit dieſer Kontraſt nicht durch die Fi- lamente und den Griffel geſchwaͤcht werde, ſo ſind dieſelben an der Baſis weiß, da ſie uͤbrigens blaßblau ſind, und inſofern das Anſehen und die Bemerkbarkeit der Blume vergroͤſſern. Dieſes alles dient bloß dazu, dem Inſekt, welches ſich, durch die Krone angelockt, auf die Blume geſetzt hat, zu zeigen, daß in der Kro- nenroͤhre ſich Saft befindet. Laͤge der Saft ganz frey, ſo daß das Inſekt, ſobald es ſich auf die Blume geſetzt hat, denſelben ſaͤhe: ſo wuͤrde das Saftmaal uͤberfluͤſſig ſeyn. Da er aber hinter der Saftdecke liegt, ſo iſt daſſelbe ſehr zweckmaͤßig. Veronica triphyllos. Huͤnerraute. Titelkupfer Fig. XIV. Dieſe Art hat mit der naͤchſt vorhergehenden eine faſt gleiche Einrichtung. Von der Veronica maritima unterſcheidet ſie ſich dadurch, daß bey ihr die Dichogamie nicht Statt findet. Bey truͤber Witterung iſt ſie geſchloſſen, damit der Regen ihren Saft nicht verderbe. Von den Bienen wird ſie um ſo viel mehr beſucht, da ſie eine von den erſten Fruͤhlingsblumen iſt, welche ihnen Saft liefern. Veronica officinalis. Gemeiner Ehrenpreis. Tab. I. 7. 8. 7. Die vergroͤſſerte Blume. 8. Die oberwaͤrts der Laͤnge nach aufgeſchnittene und flach ausgebreitete Krone. a b die Haare, welche die Saftdecke ſind. 1. Die Saftdruͤſe iſt gelb und glatt, da der Fruchtknoten gruͤn und mit Haaren uͤberzogen iſt. 3. Die Oeffnung der Kronenroͤhre iſt mit einzeln ſtehenden Haaren beſetzt. Veronica proſtrata. Tab. I. 12. Die vergroͤſſerte Blume. Sie iſt den drey naͤchſt vorhergehenden Arten aͤhnlich. 4. Der Kronenſaum iſt violett, und mit dunkleren Linien geziert, welche nach der Mitte zu immer ſtaͤrker werden. Gegen dieſe Farbe ſticht die weißliche Farbe des in der Mitte befindlichen und die Saftdecke umgebenden Ringes ſtark ab. Veronica verna. Obgleich dieſe Art ſehr klein iſt, ſo hat ſie dennoch Saft, welchen man beym Sonnenſchein an ſei- nem Glanz deutlich erkennen kann. Veronica ſerpyllifolia. Tab. I. 50. Bey dieſer Art iſt das Saftmaal ſehr kenntlich. Denn der Kronenſaum iſt weiß; der oberſte Abſchnitt deſſelben aber iſt ganz, und die beiden mittelſten ſind auf der oberſten Haͤlfte mit violetten Adern geziert, welche gegen die weiße Farbe ſehr ſchoͤn abſtechen. Veronica hederifolia. Auch dieſe kleine Blume iſt eine Saftblume, und in ihrer Struktur den naͤchſt vorhergehen- den Arten aͤhnlich. Auch ſie iſt des Safts wegen bey Regenwet- ter geſchloſſen. Die Pflanze unterſcheidet ſich von den uͤbrigen Arten da- durch, daß ihre Blumenſtiele zwar, ſo lange die Blumen bluͤhen, aufrecht ſtehen, wie bey den uͤbrigen Arten, nach dem Verbluͤhen derſelben aber ſich niederwaͤrts ſtrecken, da bey den uͤbrigen Arten die Fruchtſtiele auch aufrecht ſtehen. Die Urſache dieſes Unter- ſchiedes iſt, daß die uͤbrigen Arten aufrecht ſtehende mehr oder

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sprengel_blumen_1793
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sprengel_blumen_1793/38
Zitationshilfe: Sprengel, Christian Konrad: Das entdeckte Geheimniss der Natur im Bau und in der Befruchtung der Blumen. Berlin, 1793, S. [38]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sprengel_blumen_1793/38>, abgerufen am 26.04.2024.