Spitzer, Daniel: Das Herrenrecht. Eine Novelle in Briefen. Wien, 1877.Mission an den Minister. Ich erkundigte mich bei der Tante nach der Braut und erfuhr, diese sei vor ihrem Bräutigam nach Hause gefahren, um noch einige Vorkehrungen für die Reise zu treffen, da das Brautpaar mit dem Nachtzug nach Wien zu reisen vorhabe. Sie also sass in dem Wagen, dem ich auf der Herfahrt begegnet war! Ich hätte mir die Haare ausraufen mögen, dass ich so wenig neugierig an demselben vorübergefahren war, aber da ich durch eine solche Verwüstung auf meinem Kopfe vielleicht den Verdacht der Tante hätte erregen können, begnügte ich mich, meiner Verzweiflung einen salonfähigeren Ausdruck zu geben und nur convulsivisch den Schnurbart zu drehen. Doch der eine Gedanke tröstete mich, dass ich wenigstens, Dank der Zurückhaltung, die Severin, dem Beispiele des jungen Tobias folgend, beobachtete, mit Monica, obwohl es ihre Hochzeitsnacht war, nach Wien reisen durfte. Ich suchte Severin auf. An einem Tischchen in einem Erker sassen drei schwarze Raben, aber nur einer unter ihnen kreischte, während die beiden Anderen seiner Stimme Mission an den Minister. Ich erkundigte mich bei der Tante nach der Braut und erfuhr, diese sei vor ihrem Bräutigam nach Hause gefahren, um noch einige Vorkehrungen für die Reise zu treffen, da das Brautpaar mit dem Nachtzug nach Wien zu reisen vorhabe. Sie also sass in dem Wagen, dem ich auf der Herfahrt begegnet war! Ich hätte mir die Haare ausraufen mögen, dass ich so wenig neugierig an demselben vorübergefahren war, aber da ich durch eine solche Verwüstung auf meinem Kopfe vielleicht den Verdacht der Tante hätte erregen können, begnügte ich mich, meiner Verzweiflung einen salonfähigeren Ausdruck zu geben und nur convulsivisch den Schnurbart zu drehen. Doch der eine Gedanke tröstete mich, dass ich wenigstens, Dank der Zurückhaltung, die Severin, dem Beispiele des jungen Tobias folgend, beobachtete, mit Monica, obwohl es ihre Hochzeitsnacht war, nach Wien reisen durfte. Ich suchte Severin auf. An einem Tischchen in einem Erker sassen drei schwarze Raben, aber nur einer unter ihnen kreischte, während die beiden Anderen seiner Stimme <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0074" n="72"/> Mission an den Minister. Ich erkundigte mich bei der Tante nach der Braut und erfuhr, diese sei vor ihrem Bräutigam nach Hause gefahren, um noch einige Vorkehrungen für die Reise zu treffen, da das Brautpaar mit dem Nachtzug nach Wien zu reisen vorhabe. Sie also sass in dem Wagen, dem ich auf der Herfahrt begegnet war! Ich hätte mir die Haare ausraufen mögen, dass ich so wenig neugierig an demselben vorübergefahren war, aber da ich durch eine solche Verwüstung auf meinem Kopfe vielleicht den Verdacht der Tante hätte erregen können, begnügte ich mich, meiner Verzweiflung einen salonfähigeren Ausdruck zu geben und nur convulsivisch den Schnurbart zu drehen. Doch der eine Gedanke tröstete mich, dass ich wenigstens, Dank der Zurückhaltung, die Severin, dem Beispiele des jungen Tobias folgend, beobachtete, mit Monica, obwohl es ihre Hochzeitsnacht war, nach Wien reisen durfte. Ich suchte Severin auf. An einem Tischchen in einem Erker sassen drei schwarze Raben, aber nur einer unter ihnen kreischte, während die beiden Anderen seiner Stimme </p> </div> </body> </text> </TEI> [72/0074]
Mission an den Minister. Ich erkundigte mich bei der Tante nach der Braut und erfuhr, diese sei vor ihrem Bräutigam nach Hause gefahren, um noch einige Vorkehrungen für die Reise zu treffen, da das Brautpaar mit dem Nachtzug nach Wien zu reisen vorhabe. Sie also sass in dem Wagen, dem ich auf der Herfahrt begegnet war! Ich hätte mir die Haare ausraufen mögen, dass ich so wenig neugierig an demselben vorübergefahren war, aber da ich durch eine solche Verwüstung auf meinem Kopfe vielleicht den Verdacht der Tante hätte erregen können, begnügte ich mich, meiner Verzweiflung einen salonfähigeren Ausdruck zu geben und nur convulsivisch den Schnurbart zu drehen. Doch der eine Gedanke tröstete mich, dass ich wenigstens, Dank der Zurückhaltung, die Severin, dem Beispiele des jungen Tobias folgend, beobachtete, mit Monica, obwohl es ihre Hochzeitsnacht war, nach Wien reisen durfte. Ich suchte Severin auf. An einem Tischchen in einem Erker sassen drei schwarze Raben, aber nur einer unter ihnen kreischte, während die beiden Anderen seiner Stimme
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