Spitzer, Daniel: Das Herrenrecht. Eine Novelle in Briefen. Wien, 1877.Sie sehen, Monica, sagte ich, als ich meine Andacht beendet hatte, dass ich frömmer bin als Sie glauben. Uebrigens werde ich bald seine ehrwürdige Person selbst sehen, denn der Oheim hat aus mir einen Attache unserer Botschaft in Rom gemacht. Es wird doch noch lange dauern, bis Sie abreisen, rief sie und fasste mich dabei am Arme. Haben sie mich denn ein bischen lieb, Monica? Aber statt zu antworten, fragte sie: Und werden Sie nicht wiederkommen? Es ist bei meinen grossen diplomatischen Anlagen möglich, dass man mich nicht entbehren kann, sollten diese jedoch nicht nach Verdienst gewürdigt werden, so werde ich sehr oft Alle, die ich liebe, wiedersehen. O, Sie werden wiederkommen, ich weiss es, rief sie. Ich sehe, Monica, antwortete ich lachend, Sie setzen auf meine Talentlosigkeit das grösste Vertrauen. Seitdem sie erfahren hatte, dass ich bald von ihr scheiden würde, war Monicas Strenge Sie sehen, Monica, sagte ich, als ich meine Andacht beendet hatte, dass ich frömmer bin als Sie glauben. Uebrigens werde ich bald seine ehrwürdige Person selbst sehen, denn der Oheim hat aus mir einen Attaché unserer Botschaft in Rom gemacht. Es wird doch noch lange dauern, bis Sie abreisen, rief sie und fasste mich dabei am Arme. Haben sie mich denn ein bischen lieb, Monica? Aber statt zu antworten, fragte sie: Und werden Sie nicht wiederkommen? Es ist bei meinen grossen diplomatischen Anlagen möglich, dass man mich nicht entbehren kann, sollten diese jedoch nicht nach Verdienst gewürdigt werden, so werde ich sehr oft Alle, die ich liebe, wiedersehen. O, Sie werden wiederkommen, ich weiss es, rief sie. Ich sehe, Monica, antwortete ich lachend, Sie setzen auf meine Talentlosigkeit das grösste Vertrauen. Seitdem sie erfahren hatte, dass ich bald von ihr scheiden würde, war Monicas Strenge <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0053" n="51"/> <p>Sie sehen, Monica, sagte ich, als ich meine Andacht beendet hatte, dass ich frömmer bin als Sie glauben. Uebrigens werde ich bald seine ehrwürdige Person selbst sehen, denn der Oheim hat aus mir einen Attaché unserer Botschaft in Rom gemacht.</p> <p>Es wird doch noch lange dauern, bis Sie abreisen, rief sie und fasste mich dabei am Arme.</p> <p>Haben sie mich denn ein bischen lieb, Monica?</p> <p>Aber statt zu antworten, fragte sie: Und werden Sie nicht wiederkommen?</p> <p>Es ist bei meinen grossen diplomatischen Anlagen möglich, dass man mich nicht entbehren kann, sollten diese jedoch nicht nach Verdienst gewürdigt werden, so werde ich sehr oft Alle, die ich liebe, wiedersehen.</p> <p>O, Sie werden wiederkommen, ich weiss es, rief sie.</p> <p>Ich sehe, Monica, antwortete ich lachend, Sie setzen auf meine Talentlosigkeit das grösste Vertrauen.</p> <p>Seitdem sie erfahren hatte, dass ich bald von ihr scheiden würde, war Monicas Strenge </p> </div> </body> </text> </TEI> [51/0053]
Sie sehen, Monica, sagte ich, als ich meine Andacht beendet hatte, dass ich frömmer bin als Sie glauben. Uebrigens werde ich bald seine ehrwürdige Person selbst sehen, denn der Oheim hat aus mir einen Attaché unserer Botschaft in Rom gemacht.
Es wird doch noch lange dauern, bis Sie abreisen, rief sie und fasste mich dabei am Arme.
Haben sie mich denn ein bischen lieb, Monica?
Aber statt zu antworten, fragte sie: Und werden Sie nicht wiederkommen?
Es ist bei meinen grossen diplomatischen Anlagen möglich, dass man mich nicht entbehren kann, sollten diese jedoch nicht nach Verdienst gewürdigt werden, so werde ich sehr oft Alle, die ich liebe, wiedersehen.
O, Sie werden wiederkommen, ich weiss es, rief sie.
Ich sehe, Monica, antwortete ich lachend, Sie setzen auf meine Talentlosigkeit das grösste Vertrauen.
Seitdem sie erfahren hatte, dass ich bald von ihr scheiden würde, war Monicas Strenge
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-10-29T10:30:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-10-29T10:30:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |