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Spindler, Christian Gotthold: Unschuldige Jugend-Früchte. Leipzig, 1745.

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Poetische Aufschrifften.
IV.
Mein Gönner, hoher Freund, es kommt ein
wünschend Schreiben,
Jch, da dirs glücklich geht, darf dirs nicht schul-
dig bleiben,
Denn du verwechselst heut den bangen Wittwer-
Stand
Mit einem glücklichen und neuen Ehestand.
V.
Dein Nahmens-Fest, o süsse Lust!
Entzündet meine treue Brust,
Die fromm und reine Wünsche heget,
Und dir diß Blat zu Füssen leget.
VI.
Gleich, da mein Fuß zu Pferde steigt,
Wird mir ein Briefgen überreicht;
Und eh mein Gaul von dannen lief,
Da kriegt ich den Gevatter-Brief.
Die Antwort kriegst du weiter nicht,
Bis daß die Hand das Siegel bricht,
Denn wirst du allzu deutlich sehen,
Es wird kein Wort darinnen stehen.
Bin ich zum schreiben heute faul,
So komm ich morgen samt dem Gaul.
VII.
Als im Calender heut der Nahm,
Tobias, mir zu Händen kam,
Da
Poetiſche Aufſchrifften.
IV.
Mein Goͤnner, hoher Freund, es kommt ein
wuͤnſchend Schreiben,
Jch, da dirs gluͤcklich geht, darf dirs nicht ſchul-
dig bleiben,
Denn du verwechſelſt heut den bangen Wittwer-
Stand
Mit einem gluͤcklichen und neuen Eheſtand.
V.
Dein Nahmens-Feſt, o ſuͤſſe Luſt!
Entzuͤndet meine treue Bruſt,
Die fromm und reine Wuͤnſche heget,
Und dir diß Blat zu Fuͤſſen leget.
VI.
Gleich, da mein Fuß zu Pferde ſteigt,
Wird mir ein Briefgen uͤberreicht;
Und eh mein Gaul von dannen lief,
Da kriegt ich den Gevatter-Brief.
Die Antwort kriegſt du weiter nicht,
Bis daß die Hand das Siegel bricht,
Denn wirſt du allzu deutlich ſehen,
Es wird kein Wort darinnen ſtehen.
Bin ich zum ſchreiben heute faul,
So komm ich morgen ſamt dem Gaul.
VII.
Als im Calender heut der Nahm,
Tobias, mir zu Haͤnden kam,
Da
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[238/0270] Poetiſche Aufſchrifften. IV. Mein Goͤnner, hoher Freund, es kommt ein wuͤnſchend Schreiben, Jch, da dirs gluͤcklich geht, darf dirs nicht ſchul- dig bleiben, Denn du verwechſelſt heut den bangen Wittwer- Stand Mit einem gluͤcklichen und neuen Eheſtand. V. Dein Nahmens-Feſt, o ſuͤſſe Luſt! Entzuͤndet meine treue Bruſt, Die fromm und reine Wuͤnſche heget, Und dir diß Blat zu Fuͤſſen leget. VI. Gleich, da mein Fuß zu Pferde ſteigt, Wird mir ein Briefgen uͤberreicht; Und eh mein Gaul von dannen lief, Da kriegt ich den Gevatter-Brief. Die Antwort kriegſt du weiter nicht, Bis daß die Hand das Siegel bricht, Denn wirſt du allzu deutlich ſehen, Es wird kein Wort darinnen ſtehen. Bin ich zum ſchreiben heute faul, So komm ich morgen ſamt dem Gaul. VII. Als im Calender heut der Nahm, Tobias, mir zu Haͤnden kam, Da

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Zitationshilfe: Spindler, Christian Gotthold: Unschuldige Jugend-Früchte. Leipzig, 1745, S. 238. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spindler_jugendfruechte_1745/270>, abgerufen am 05.05.2024.