Spindler, Christian Gotthold: Unschuldige Jugend-Früchte. Leipzig, 1745.Schertzhaffte und verliebte Briefe. Wüßt ich nur in ächten BildernDich nach Würden abzuschildern! Unsre Liebe stammt von oben, Laß so Neid, als Mißgunst, toben, Laß sie immer Zeder schreyn; Kind, erdulde doch gelassen Jhr verdammt und freches Rasen, Du bist doch und bleibest mein. Endlich nach Gedult und Warten Blüht der schöne Hoffnungs-Garten. Zwar, die überhäuffte Kränckniß Hält uns offt ein Leich-Begängniß, Ehe man es kaum gedacht; Ja, der blinde Ball vom Glücke, Ja, das widrige Geschicke Hat es offt zunicht gemacht, Und ein blosses Nichts auf Erden Kan an uns zum Hencker werden. Doch, ein fromm gelaßnes Schweigen Wird uns Trost und Labsal zeigen, Da auch unsre Zärtlichkeit Durch derselben Ancker sieget, Und in stillster Ruhe lieget, Denn wird unser Hertz erfreut, Und so treu verliebten Seelen Kan ihr Wunsch ohnmöglich fehlen. Scheinen unsrer Wohlfahrt Sterne Jtzo gleich in weiter Ferne, Endlich kommt das frohe Licht, Wenn nach Hagel, Blitz und Wettern, Wenn
Schertzhaffte und verliebte Briefe. Wuͤßt ich nur in aͤchten BildernDich nach Wuͤrden abzuſchildern! Unſre Liebe ſtammt von oben, Laß ſo Neid, als Mißgunſt, toben, Laß ſie immer Zeder ſchreyn; Kind, erdulde doch gelaſſen Jhr verdammt und freches Raſen, Du biſt doch und bleibeſt mein. Endlich nach Gedult und Warten Bluͤht der ſchoͤne Hoffnungs-Garten. Zwar, die uͤberhaͤuffte Kraͤnckniß Haͤlt uns offt ein Leich-Begaͤngniß, Ehe man es kaum gedacht; Ja, der blinde Ball vom Gluͤcke, Ja, das widrige Geſchicke Hat es offt zunicht gemacht, Und ein bloſſes Nichts auf Erden Kan an uns zum Hencker werden. Doch, ein fromm gelaßnes Schweigen Wird uns Troſt und Labſal zeigen, Da auch unſre Zaͤrtlichkeit Durch derſelben Ancker ſieget, Und in ſtillſter Ruhe lieget, Denn wird unſer Hertz erfreut, Und ſo treu verliebten Seelen Kan ihr Wunſch ohnmoͤglich fehlen. Scheinen unſrer Wohlfahrt Sterne Jtzo gleich in weiter Ferne, Endlich kommt das frohe Licht, Wenn nach Hagel, Blitz und Wettern, Wenn
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <lg n="2"> <pb facs="#f0022" n="2"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Schertzhaffte und verliebte Briefe.</hi> </fw><lb/> <l>Wuͤßt ich nur in aͤchten Bildern</l><lb/> <l>Dich nach Wuͤrden abzuſchildern!</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Unſre Liebe ſtammt von oben,</l><lb/> <l>Laß ſo Neid, als Mißgunſt, toben,</l><lb/> <l>Laß ſie immer Zeder ſchreyn;</l><lb/> <l>Kind, erdulde doch gelaſſen</l><lb/> <l>Jhr verdammt und freches Raſen,</l><lb/> <l>Du biſt doch und bleibeſt mein.</l><lb/> <l>Endlich nach Gedult und Warten</l><lb/> <l>Bluͤht der ſchoͤne Hoffnungs-Garten.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Zwar, die uͤberhaͤuffte Kraͤnckniß</l><lb/> <l>Haͤlt uns offt ein Leich-Begaͤngniß,</l><lb/> <l>Ehe man es kaum gedacht;</l><lb/> <l>Ja, der blinde Ball vom Gluͤcke,</l><lb/> <l>Ja, das widrige Geſchicke</l><lb/> <l>Hat es offt zunicht gemacht,</l><lb/> <l>Und ein bloſſes Nichts auf Erden</l><lb/> <l>Kan an uns zum Hencker werden.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Doch, ein fromm gelaßnes Schweigen</l><lb/> <l>Wird uns Troſt und Labſal zeigen,</l><lb/> <l>Da auch unſre Zaͤrtlichkeit</l><lb/> <l>Durch derſelben Ancker ſieget,</l><lb/> <l>Und in ſtillſter Ruhe lieget,</l><lb/> <l>Denn wird unſer Hertz erfreut,</l><lb/> <l>Und ſo treu verliebten Seelen</l><lb/> <l>Kan ihr Wunſch ohnmoͤglich fehlen.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Scheinen unſrer Wohlfahrt Sterne</l><lb/> <l>Jtzo gleich in weiter Ferne,</l><lb/> <l>Endlich kommt das frohe Licht,</l><lb/> <l>Wenn nach Hagel, Blitz und Wettern,</l><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Wenn</fw><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [2/0022]
Schertzhaffte und verliebte Briefe.
Wuͤßt ich nur in aͤchten Bildern
Dich nach Wuͤrden abzuſchildern!
Unſre Liebe ſtammt von oben,
Laß ſo Neid, als Mißgunſt, toben,
Laß ſie immer Zeder ſchreyn;
Kind, erdulde doch gelaſſen
Jhr verdammt und freches Raſen,
Du biſt doch und bleibeſt mein.
Endlich nach Gedult und Warten
Bluͤht der ſchoͤne Hoffnungs-Garten.
Zwar, die uͤberhaͤuffte Kraͤnckniß
Haͤlt uns offt ein Leich-Begaͤngniß,
Ehe man es kaum gedacht;
Ja, der blinde Ball vom Gluͤcke,
Ja, das widrige Geſchicke
Hat es offt zunicht gemacht,
Und ein bloſſes Nichts auf Erden
Kan an uns zum Hencker werden.
Doch, ein fromm gelaßnes Schweigen
Wird uns Troſt und Labſal zeigen,
Da auch unſre Zaͤrtlichkeit
Durch derſelben Ancker ſieget,
Und in ſtillſter Ruhe lieget,
Denn wird unſer Hertz erfreut,
Und ſo treu verliebten Seelen
Kan ihr Wunſch ohnmoͤglich fehlen.
Scheinen unſrer Wohlfahrt Sterne
Jtzo gleich in weiter Ferne,
Endlich kommt das frohe Licht,
Wenn nach Hagel, Blitz und Wettern,
Wenn
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/spindler_jugendfruechte_1745 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/spindler_jugendfruechte_1745/22 |
Zitationshilfe: | Spindler, Christian Gotthold: Unschuldige Jugend-Früchte. Leipzig, 1745, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spindler_jugendfruechte_1745/22>, abgerufen am 16.02.2025. |